Die Schleife hat ausgedient.

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Völler: "Unabhängig des Designs der Kapitänsbinde steht Schwarz-Rot-Gold für uns für demokratische Werte, für Vielfalt, Respekt und Gemeinschaft."

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Frankfurt/Main – Schluss mit bunten Liebesbotschaften, mit Schwarz-Rot-Gold zurück in die Zukunft: Die deutsche Nationalmannschaft spielt auf dem Weg zur Heim-EM 2024 wieder mit einer Kapitänsbinde in Landesfarben. Das bestätigte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Mittwoch.

Die DFB-Auswahl folgt damit einem Vorschlag des neuen Nationalmannschaftsdirektors Rudi Völler, der nach dem WM-Theater um die "One Love"-Binde eine Abkehr von dem vieldiskutierten Stück Stoff empfohlen hatte. "Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Wir sollten mit einer Kapitänsbinde in den Deutschland-Farben auflaufen", sagte Völler der "Sport Bild".

Ersatzkapitän Joshua Kimmich wird die neue, alte Binde erstmals am Samstag (20.45 Uhr, ZDF) in Mainz gegen Peru tragen. Sie bleibt bis zur EM am Arm des jeweiligen Spielführers. Beim Turnier soll dann die von der Uefa vorgegebene Binde getragen werden.

"Jetzt geht es wieder um Fußball"

Mit dem neuen, alten Zeichen "würde man alles ein bisschen beruhigen", glaubt Völler: "Ich verstehe zwar, dass man ab und zu ein Zeichen setzen muss. Aber jetzt geht es wieder um Fußball."

Allerdings gab es nach Völlers Aussagen Applaus vom politischen rechten Rand. Die Reaktion des DFB kam prompt. "Wir lassen uns in keinster Weise von der AfD vereinnahmen oder in ihre Nähe rücken", hieß es da, und: "Unabhängig des Designs der Kapitänsbinde steht Schwarz-Rot-Gold für uns für demokratische Werte, für Vielfalt, Respekt und Gemeinschaft. Und nicht für Ausgrenzung und Intoleranz."

Die Rückkehr zum Sportlichen ist auch ein sehnlicher Wunsch von Hansi Flick. Der Bundestrainer hatte den Streit um "One Love" bei der WM vor dem Auftaktspiel gegen Japan (1:2) mehrfach als sehr störend bezeichnet. Besonders Neuer habe sich "in der ganzen Thematik alleingelassen gefühlt", betonte er und forderte: "So viel Druck darf es nie mehr geben – weder auf einen einzelnen Spieler noch auf eine Mannschaft."

"Fast nur noch über die Binde geredet"

Vor dem Japan-Spiel, bei dem Flicks Team eine Führung aus der Hand gab, sei "fast nur noch über die Binde geredet" worden, schimpfte Flick: "Ich hoffe, dass wir aus dieser Situation lernen. Alle. Ich, aber auch die Politik und der Verband." Derart heikle Themen müssten "vorher abgeräumt werden, das ist die klare Lehre aus dieser WM", ergänzte der Bundestrainer.

Bei der Nominierung seines Kaders für die Länderspiele gegen Peru und drei Tage später gegen Belgien wollte sich Flick am vergangenen Freitag dann nicht mehr zum Thema Binde äußern. "Damit habe ich mich noch überhaupt nicht beschäftigt. Wir haben viele andere Dinge zu tun", meinte er. Geklärt ist die Frage jetzt dennoch. (sid, 22.3.2023)