Skepsis ist angebracht beim gehypten Thema autonomes Fahren. Vom Spaß des Autofahrens bleibt nicht viel übrig, wenn die Technik die Oberhand über- und der Kontrollverlust überhandnimmt. Autonom im Stau stehen, auch das hat überschaubaren Reiz, insbesondere wenn die schnell lernende künstliche Intelligenz rücksichtslose Fahrweisen professionalisiert.

Rolls-Royce statt Rollator: Mit selbstfahrenden Autos hingegen wären die Opas und Omas mobil und ungefährlich.
Foto: Luise Ungerboeck

Für einige Verkehrsteilnehmer wäre die Übergabe des Steuerknüppels an den Bordcomputer freilich ein Segen. Die Verrückten zum Beispiel, die während der Fahrt SMS schreiben und lesen, könnten in aller Ruhe chatten. Die neue wunderbare Verkehrswelt wäre wieder ein wenig sicherer, denn ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzen würden intelligente Fahrzeuge nie.

Völlig unterschätzt wird in dieser Hinsicht eine immer größer werdende Zielgruppe: die Pensionisten. Die Oldies hat kaum jemand auf dem Radar, dabei bewegen sie sich in einem Spannungsfeld. Denn jenseits der 70 haben viele von ihnen genug Geld, aber kaum (mehr) eine Chance auf eine (leistbare) Haftpflichtversicherung. Bei Polizeikontrollen werden sie bisweilen angestarrt, als kämen sie aus dem Jenseits. Zwar kennt beinahe jeder einen Tattergreis (mit garagengepflegtem Audi), der für Leib und Leben gefährlich sein könnte. Regelmäßige amtsärztliche Untersuchungen, was Seh- und Reaktionsfähigkeit betrifft, sind aber die Ausnahme. Der Gedanke genügt, und du hast eine MeToo-Welle der Empörung am Hals, die im harmlosen Fall mit dem Vorwurf der Diskriminierung endet.

Mit selbstfahrenden Autos hingegen wären die Opas und Omas mobil und ungefährlich. Rolls-Royce statt Rollator, das hat was. Und unsereins ersparte sich Begegnungen, die depressiv machen. Neulich erhob sich in der Straßenbahn ein junger Mann eilfertig, um mir und meinen Einkaufstaschen seinen Sitzplatz zu überlassen. Ich wollte ihm diskret den Mittelfinger zeigen, als ich im Spiegel der Fensterscheibe meiner friedhofsblonden Haare gewärtig wurde. Also bedankte ich mich artig und war gerührt. Also fast. (Luise Ungerboeck, 31.3.2023)