Die Umstellung auf die Sommerzeit lässt viele müder als sonst in die Arbeit fahren. Sie sollten doppelt so vorsichtig sein.

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Ende März, wenn die Uhren jedes Jahr um eine Stunde vorgestellt werden und uns eine Stunde "gestohlen" wird, haben viele mit einem "Sommerzeitjetlag" zu kämpfen. Man fühlt sich müde und erschöpft. Denn vielen, die ohnehin im Schnitt zu wenig schlafen, fehlt diese Stunde zusätzlich. Immerhin braucht der Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers ein paar Tage, bis er sich an die Umstellung gewöhnt hat.

Diese Müdigkeit ist dabei nicht nur für das Individuum unangenehm, sie beeinflusst die gesamte Gesellschaft. Die Straßen beispielsweise sind in der Woche nach der Zeitumstellung besonders gefährlich. Eine Studie, veröffentlicht im Journal Current Biology, fand heraus, dass Verkehrsunfälle mit der Umstellung ansteigen: Die Zahl der Unfälle mit tödlichem Ausgang erhöhte sich in den USA in dieser Woche um sechs Prozent, berichten die Forschenden. Erklärt wird dieser Anstieg dadurch, dass Menschen durch die verlorene Stunde weniger Schlaf bekommen und deshalb unkonzentrierter sind.

Müde fahren ist fast so gefährlich wie betrunken fahren

Manche fahren wahrscheinlich täglich müde durch die Gegend und denken sich nichts dabei, irgendwie muss man schließlich zur Arbeit. Müdigkeit und Autofahren sind jedoch keine gute Kombination. Übermüdete Lenkerinnen und Lenker weisen ähnliche Einschränkungen auf wie betrunkene, zeigt eine Studie.

Ermüdung wirkt sich nämlich auf den Pulsschlag aus, dieser wird um einiges niedriger. Das führt zu reduzierter Konzentrationsfähigkeit und fehlender Wachsamkeit. Auch wurde die Reaktionsgeschwindigkeit auf Licht und Geräusche getestet, bei beiden fiel diese umso schlechter aus, je ermüdeter die Testperson war. Ähnlich wie im betrunkenen Zustand hört und sieht man jedoch meist noch einwandfrei, das Problem ist die kognitive Verarbeitung. Im Müdigkeitszustand braucht das Gehirn länger mit der Verarbeitung der Sinneseindrücke. Auch konnte in der Studie festgestellt werden, dass die Müdigkeit durch die Fahrt selbst weiter zunahm, auch die Symptome der kognitiven Verlangsamung steigen mit dem Grad der Müdigkeit an.

Inwiefern kann man dies nun mit dem betrunkenen Autofahren vergleichen? Beide Arten des Fahrens zeigen eine schwere Verlangsamung der kognitiven Leistungen, wobei beim Alkoholkonsum auch noch die Beeinträchtigung spezifischer Körperfunktionen dazukommt, beispielsweise Probleme beim Sehen. Ebenfalls ist ein müder Fahrer oder eine müde Fahrerin eher ruhig, und die Effekte der Müdigkeit stellen sich langsam ein, während der Einfluss von Alkohol plötzlich mit geballter Kraft einschlägt und die betroffene Person risikofreudiger macht. Basierend darauf verzeichnen Betrunkene eher schlimmere Unfälle, aber Ermüdung sollte keineswegs unterschätzt werden.

Rechtliche Folgen

Müde fahren ist übrigens nicht straffrei. Paragraf 58 Abschnitt eins der Straßenverkehrsordnung besagt, dass ein Individuum ein Fahrzeug nur lenken darf, wenn es sich in einer solchen körperlichen und geistigen Verfassung befindet, in der es auch ein Fahrzeug zu beherrschen vermag und den zu beachtenden Rechtsvorschriften folgen kann. Ist jemand nun so müde, dass die Person nicht mehr richtig Auto fahren kann, darf ein Organ der Straßenaufsicht das auch verhindern, zum Beispiel durch die Abnahme des Autoschlüssels. Auch Geldstrafen und Führerscheinabnahme wären möglich.

Besonders kritisch wird es, wenn man durch Müdigkeit einen Unfall verursacht. Bei einem tödlichen Unfall kann ein müder Lenker oder eine müde Lenkerin sogar wegen fahrlässiger Tötung angeklagt werden. Entscheidend ist dabei, dass sich die Person der eigenen Beeinträchtigung auch bewusst war. In den meisten Fällen weiß man auch, dass man übermüdet ist. Umso wichtiger ist es, diesen Zeichen des Körpers Folge zu leisten, und man sollte, wenn nötig, die Woche nach der Zeitumstellung auf Öffis auszuweichen, um sich selbst und andere zu schützen. (Laura Schnetzer, 24.3.2023)