"Ich bin kein Rassist", sagt der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer. Eh nicht – er ist nur ein verzweifelter ÖVPler, der aus Angst vor der radikalen FPÖ auf politische Hassrezepte von vor 120 Jahren zurückgreift. Auf den christlichsozialen, antisemitischen, ausländerfeindlichen Wiener Bürgermeister Karl Lueger.

Ein ÖVP-Lokalpolitiker hat mit einem Wutvideo eine Debatte über den Wiener Brunnenmarkt angestoßen.
Foto: Christian Fischer

Was ist passiert? Karl Mahrer ist über den Wiener Brunnenmarkt im 16. Bezirk (Ottakring) gegangen und hat zu seinem unendlichen Erstaunen festgestellt, dass bei den Händlern, den "Standlern", dort die "Syrer, Afghanen, Araber die Macht übernommen haben".

Bitte, Herr Mahrer, es gibt auch Türken, Serben, Bosnier dort, seit Jahrzehnten, viele schon Staatsbürger. Die Zuwanderer, wo die ganze Familie mithilft, sind einfach nachgerückt, weil die Kinder der "echten Wiener" sich die Arbeit am Markt nicht mehr antun wollten oder studieren und so. Gilt übrigens nicht nur für den Lebensmittelkleinhandel, sondern für große Teile des Kleingewerbes. Es sind tüchtige Kleinunternehmer, die zur Zufriedenheit der Kunden die Versorgung garantieren.

Was Mahrer da treibt, hatten wir schon einmal – zu Luegers Zeiten waren es kleine jüdische Händler, gegen die gewütet wurde, aber nicht nur: Lueger beschwerte sich schon 1893 über "Leute, die aus anderen Ländern zugewandert sind und kein Recht haben, sich Wiener zu nennen". Ja, so war’s im "Lueger-Wien". Was daraus geworden ist, wissen wir. Der nicht zu rettende Mahrer offenbar nicht. (Hans Rauscher, 23.3.2023)