Nikolaus Kowall hatte schon im Vorfeld angekündigt, seine Kandidatur wieder zurückzuziehen, sollte sich jemand "gewichtigerer" als Alternative zu Rendi-Wagner und Doskozil um den SPÖ-Spitzenposten bewerben.

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Nikolaus Kowall hat am Freitag seine Kandidatur für den SPÖ-Vorsitz zurückgezogen. Die Karten für die Mitgliederbefragung seien neu gemischt, seit der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler seine Kandidatur bekanntgegeben habe, erklärte der Wiener Bezirksfunktionär in sozialen Medien.

"Mein Credo war, wenn wer Gewichtigerer als Alternative zu Pam und Dosko in den Ring steigt, dann lasse ich der Person den Vortritt. Ich stehe zu meinem Wort und ziehe meine Kandidatur zurück. Die Stimmen sollen sich nicht zwischen Andi Babler und mir aufsplitten", schreibt Kowall auf Twitter.

Kowall war die dritte Person, die neben Rendi-Wagner und Doskozil eine Kandidatur für den Chefposten bei der SPÖ bekanntgab. Dies begründete er auf Nachfrage des STANDARD so: "Beide Kandidaten sind nicht in der Lage, die rechte Welle aufzuhalten." Bei Rendi-Wagner sei dieser Umstand durch Wahlergebnisse belegt, argumentiert er – "und Doskozil spielt selbst auf der rechtspopulistischen Klaviatur". Inzwischen bewerben sich rund ein Dutzend Kandidatinnen und Kandidaten.

Einen Namen gemacht hat sich der heute 40-Jährige Kowall von 2007 bis 2014 als Wortführer der gegenüber der Mutterpartei rebellischen Sektion 8. Mit einer beherzten Kampagne haben die Aktivistinnen und Aktivisten einst das Verbot des sogenannten kleinen Glücksspiels in Wien angebahnt, sie kritisierten die Parteiführung immer wieder für autokratische Anwandlungen und beliebige Politik. Mittlerweile ist Kowall der Sektion 8 entwachsen und Vizeparteivorsitzender im Bezirk Alsergrund.

Auch Gerald Grosz brachte sich ins Spiel

Am Freitag kündigte zudem der ehemalige BZÖ-Politiker Gerald Grosz gegenüber der APA seine Kandidatur an. Grosz hatte bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr 5,57 Prozent erhalten. Zuletzt war er Redner beim "politischen Aschermittwoch" der rechtspopulistischen AfD. Nun wandte er sich – nicht ganz ernst gemeint – einer anderen Partei zu: "Ich bin mit heutigem Tag, 24.3.2022, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs geworden und darf hiermit mitteilen, dass ich mich um das Amt des Bundesparteivorsitzenden der SPÖ bewerbe!", heißt es in dem Schreiben an die SPÖ.

Die Partei ließ daraufhin wissen: "Das Beitrittsansuchen des Rechtspopulisten Gerald Grosz wird natürlich abgewiesen. Grosz repräsentiert das Gegenteil der Grundsätze der Sozialdemokratie." Nicht ganz so ultimativ lautete die Antwort aus der steirischen Landespartei. "Sollten Sie sich tatsächlich von Ihrer politischen Vergangenheit distanzieren wollen und Ihre bisherigen ideologischen Überzeugungen überdacht haben, lade ich Sie gerne im Laufe der nächsten Wochen zu einem persönlichen Gespräch zu mir in die Landesorganisation der SPÖ Steiermark ein, um uns dies glaubhaft darzulegen", schrieb ihm Landesgeschäftsführer Florian Seifter. "Sollten Sie Ihren Antrag auf Beitritt danach noch aufrechterhalten, werden wir jene Gremien damit befassen, die darüber zu entscheiden haben."

Frist für Kandidaturen endet am Freitag um 23.59 Uhr

Zu Ende ist die Frist für die Kandidaturen am Freitag um 23.59 Uhr. Spätestens dann muss man auch SPÖ-Mitglied sein, um mitstimmen zu können. Wie viele neue Anträge es gibt, will die Partei erst nach einer Vorstandssitzung am Montag preisgeben, bei der auch über die am Mittwoch vom Präsidium erarbeiteten Verfahrensrichtlinien abgestimmt werden soll.

Die Fragestellung für die Mitgliederbefragung soll sinngemäß lauten, ob Pamela Rendi-Wagner Vorsitzende bleiben und Spitzenkandidatin bei der nächsten Nationalratswahl werden soll oder eben ein anderer Kandidat oder eine andere Kandidatin. Auch über diese Personen wird am Montag der Vorstand definitiv abstimmen.

Von 24. April bis 10. Mai können SPÖ-Mitglieder über die Parteiführung abstimmen. Die endgültige Entscheidung soll ein Sonderparteitag am 3. Juni bringen. Dem vorangegangen waren schon seit längerem andauernde Querelen zwischen Parteichefin Rendi-Wagner und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Endgültig eskaliert war die Lage nach den Stimmeneinbußen der SPÖ bei der Kärntner Landtagswahl. (red, jo, APA, 24.3.2023)