Im Vorfeld einer Kinderbuch-Lesung in Wien hatte Dragqueen Candy Licious vor wenigen Tagen auch FPÖ-Chef Nepp eingeladen, sich ein Bild von der Veranstaltung zu machen.

Foto: Heribert Corn

Der Wiener FPÖ sind Freizeitveranstaltungen für Kinder und Eltern, bei denen bunt geschmückte Dragqueens aus Kinderbüchern vorlesen, ein Dorn im Auge. Die Ablehnung geht so weit, dass die Freiheitlichen für Freitag eine Sondersitzung des Wiener Landtags beantragten. Es gelte, Kinder zu schützen und den "Transgenderwahnsinn zu stoppen", sagte Parteichef Dominik Nepp. Er forderte die rot-pinke Stadtregierung auf, Dragqueen-Shows vor Kindern in Wien zu verbieten, und kündigte einen entsprechenden Antrag an. Dragqueens würden vor kleinen Kindern "ihre Lust ausleben". Die FPÖ lasse sich nicht von einer "hasserfüllten Transgender-Lobby einschüchtern".

"Wenn bereits Kleinkinder mit dem Blödsinn indoktriniert werden, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und sie jederzeit ihr Geschlecht ändern können, dann muss dieser Wahnsinn von den Schwächsten unserer Gesellschaft – den Kindern – ferngehalten werden", sagte Nepp. Er kritisierte zudem, dass die Lesungen für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren auch von der Stadt Wien beworben würden.

Auch ÖVP gegen Dragqueen-Shows für Kinder

Unterstützung für die FPÖ gab es von der Wiener ÖVP: Dragqueen-Shows hätten nichts vor Fünfjährigen verloren, sagte die Landtagsabgeordnete Caroline Hungerländer. Das sei eine Tatsache. "Es gibt keinen Grund, warum Dragqueen-Shows vor kleinen Kindern abgehalten werden." Sie kritisierte, dass die Dragqueen-Veranstaltungen nicht nur eine Lesung seien, sondern eine "Lesung mit Tanzperformance".

Es gebe zwei biologische Geschlechter – Mann und Frau. Es sei "absurd", dass man so eine Tatsache wiederholen und diskutieren müsse. Falsch sei auch, dass die Stadt Vereine fördere, die Kindern nahelegen, sie könnten im falschen Körper sein – und die auch davon sprächen, dass sich diese Kinder einer Hormontherapie oder einer geschlechtsanpassenden Operation unterziehen könnten.

Offiziell lief der Sonderlandtag übrigens unter dem Titel "Jugendschutz darf nicht durch Förderungen der Stadt Wien ausgehebelt werden".

Heftige Kritik von SPÖ, Neos und Grünen

Neos-Abgeordneter Thomas Weber richtete in einem äußerst kurz gehaltenen Redebeitrag den Freiheitlichen aus, dass die Partei das mache, was sie am besten könne, "die Gesellschaft zu spalten und Hass zu säen". Die FPÖ agiere "grauslig und gewissenlos". Unter dem Deckmantel des Kinderschutzes werde über eine Kinderbuch-Lesung einer Dragqueen gewettert: Das sei "unterste Schublade".

Grünen-Parteivorsitzender Peter Kraus verwies darauf, dass die Worte, die die FPÖ hier von sich gebe, auch von Kindern und Jugendlichen gehört würden – auch von queeren Jugendlichen. Diesen richtete er aus, dass sie zur Stadt gehören würden und sicher hier leben könnten.

SPÖ-Mandatar Stephan Auer-Stüger meinte, dass die Partei für ein respektvolles, tolerantes Wien kämpfen würde. Die Kinderbuch-Lesungen von Dragqueens verglich er mit Faschingsveranstaltungen, wo getanzt wird. Bei beiden Events seien keine Kinder gefährdet.

Interessiert "keinen Neger"

FPÖ-Gemeinderat Anton Mahdalik zeigte sich verwundert, dass die SPÖ glaube, mit LGBTQI-Themen und -Büchern bei den SPÖ-Pensionisten reüssieren zu können. Mahdalik sprach von einem "krankmachenden Kinder-Minderheitenprogramm", das "da draußen" niemanden interessiere. In diesem Zusammenhang sprach Mahdalik auch davon, dass das "genau keinen Neger" interessiere. Dafür handelte sich der Freiheitliche einen Ordnungsruf ein.

Die SPÖ sprach im Anschluss von einem "rassistischen Sager". Die Vorsitzende der sozialdemokratischen LGBTQI-Organisation Soho in Wien, Tatjana Gabrielli, sagte in einer Aussendung: "Die FPÖ verbindet heute billige Hetze gegen queere Menschen mit blankem Rassismus und zeigt, welches Weltbild sie wirklich vertritt." Die rote Gemeinderätin Mireille Ngosso meinte: "Das ist kein blauer Ausrutscher – Aussagen wie diese haben bei der FPÖ Programm." Der grüne Gemeinderat Ömer Öztas schrieb auf Twitter: "Lieber Toni, du bist und bleibst ein Rassistenarschloch!"

Der Antrag auf ein Verbot von Dragqueen-Veranstaltungen für Kinder wurde im Wiener Landtag übrigens abgelehnt. (David Krutzler, 24.3.2023)