Die positive Entwicklung von Bitcoin im heurigen Jahr verleitet zu Prognosen über Rekordkurse.

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Man kann sagen, was man will: Bitcoin hat heuer einen richtigen Lauf. Die Kryptowährung verzeichnet seit Jahresbeginn ein Plus von mehr als 70 Prozent – das führt dazu, dass Brancheninsider Aufwind verspüren. Während manche für 2023 eine mutige Kursprognose von bis zu 100.000 US-Dollar treffen, gehen andere sogar komplett irre Wetten ein.

Bankenkrise hilft Bitcoin

Dass Bitcoin besonders in den letzten Wochen konstant wieder an Boden gutmachen konnte, ist in erster Linie auf die veritable Bankenkrise und die damit einhergehende Verunsicherung zurückzuführen, die durch den Kollaps der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse ausgelöst worden ist.

Die Probleme im Bankensektor haben zu erheblich gesunkenen Zinserwartungen an die Zentralbanken geführt, was wiederum die Marktzinsen gedrückt hat. In den USA werden sogar wieder vermehrt Spekulationen laut, dass die amerikanische Notenbank Fed im späteren Jahresverlauf Zinssenkungen vornehmen könnte. Dies hat ebenfalls zu einem allgemeinen Renditerückgang beigetragen.

Bereits Mitte März erklärte Kryptoexperte Timo Emden, dass Bitcoin in letzter Zeit auch von den deutlich gesunkenen Kapitalmarktzinsen unterstützt wurde. Dabei spielt die Aussicht auf eine behutsamere Geldpolitik der Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks eine entscheidende Rolle und wirkt als Zünglein an der Waage. Die Zeichen für "digitales Gold", wie es gerne bezeichnet wird, stehen also nach wie vor gut.

Und dennoch: Aller Euphorie mancher Bitcoin-Maxis zum Trotz muss man die jüngsten Kursteigerungen als Weg zurück betrachten. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass sich Bitcoin bereits Ende 2021 auf seinem bisherigen Höchststand von 69.000 US-Dollar befand, ehe ein massiver Kursverfall im Kryptowinter folgte und die älteste Kryptowährung Ende letzten Jahres einen Tiefpunkt von rund 16.000 US-Dollar erreichte.

Neues Allzeithoch

Im abklingenden Kryptowinter und mit Aussicht auf ein baldiges Bitcoin-Halving scheinen manche Brancheninsider die Volatilität nach unten zu vergessen und besonders viel Hoffnung versprühen zu wollen. Gegenüber CNBC sagte etwa Paolo Ardoino, CTO des Stablecoins Tether, erst vor kurzem, dass Bitcoin sein Allzeithoch von 69.000 US-Dollar bald "wieder erreichen" könne.

Dem stimmt auch Marshall Beard zu. Der CSO der Kryptobörse Gemini geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet, dass es danach "nicht mehr viel braucht, um auf 100.000 US-Dollar zu steigen". Randnotiz: Für einen Kurs von 100.000 US-Dollar wäre eine Steigerung im dreistelligen Prozentbereich notwendig.

Die Millionenwette

Balaji Srinivasan kann diese Einschätzungen locker übertreffen: Der Investor und ehemalige Technologiechef von Coinbase wettete zwei Millionen US-Dollar darauf, dass der Kurs von Bitcoin innerhalb der nächsten 90 Tage auf mindestens eine Million US-Dollar klettern würde.

Srinivasan begründet das damit, dass "die Welt auf Bitcoin als digitales Gold umstellt", weil eine Hyperinflation bevorsteht. Dadurch würde der Wert des US-Dollars verfallen und dazu führen, dass Privatpersonen und Unternehmen massiv in Bitcoin einsteigen.

Solchen Aktionen dürften selbst eingefleischte Profis verunsichern: "Denn wenn Bitcoin ein so hohes Preisniveau erreichen würde, würde das bedeuten, dass die gesamte Wirtschaft zusammenbricht. Ich bin mir nicht sicher, ob das die Welt ist, in der wir leben wollen", kommentiert Tether-CTO Ardoino die Wette. (bbr, 24.3.2023)