Candy Licious ist einer vieler Drag Queens in Österreich.

Foto: Heribert Corn

Sie sind Künstler oder Künstlerinnen, was immer sie wollen. Ihr Kunstwerk sind sie selbst. Die Dragqueen ist meist eine männlich gelesene Person, die sich mit Make-up, Glitzer, buntem Dress und viel Pomp als satirische Überzeichnung einer Frau kleidet. Es ist eine eigene Kunstform, die auf humorvolle Weise Würde verkörpert: Jeder kann sein, wer er oder sie sein möchte, ohne Grenzen der Identität.

Sie soll Akzeptanz und Nächstenliebe fördern – und erregt die Gemüter der Rechten. Die FPÖ sieht in Drag eine sexuelle Illegitimität und behauptet – ganz ohne Beweise – eine Gefährdung des Kindeswohls. Lesestunden von Drags für Kinder will ein Wiener Stadtrat in Wien verbieten, sogar ein Sonderlandtag ist geplant.

Dragqueens stehen für die lange Geschichte einer bis heute stark emanzipierten Community. Der Begriff geht zurück bis ins 16. Jahrhundert, als beispielsweise im elisabethanischen Theater keine Frauen auftreten durften. Männer mussten sich verkleiden, um weibliche Rollen zu spielen. Das englische Wort "drag" beschrieb die Kleider der Schauspieler, die über den Boden "schliffen".

Heute will Drag das Konzept des Geschlechts neu definieren. Im deutschsprachigen Raum erlangte Olivia Jones Bekanntheit, als sie in Miami 1997 zur Miss Drag Queen of the World gekürt wurde. Ihre 2008 in der Hamburger Reeperbahn eröffnete Bar hat Kultstatus. Sogar den berüchtigten Kiez-Penny-Supermarkt hat sie gestaltet.

Im Mainstream angelangt

Seinen Weg in die Popkultur fand Drag durch den Dokumentarfilm Paris is Burning 1990. Er zeigt die Ballroom-Culture, eine Subkultur der afro- und lateinamerikanischen LGBTQI-Szene in New York. Drags gehen auf dem Laufsteg durch den Ballsaal und werden von einer Jury anhand ihrer Darbietungen beurteilt. Moderner ist heute Ru Pauls Drag Race, die Reality-Show für die Suche nach "Amerikas nächstem Drag-Superstar".

Mit Millionen Zusehenden erreichte die Kunstform den Mainstream. Selbst Kim Kardashian hat sich ihr typisches Conturing-Make-up aus der Drag-Szene abgeschaut. Wien hat ebenfalls eine Drag-Geschichte. Seit 1997 organisiert die Wienerin Miss Candy den Rosenball als queeres Pendant des Opernballs. Der Grazer Tuntenball entwickelte sich aus einer Uni zu einem Riesenevent.

Konservative sehen Drag als Gefahr für ihre Weltsicht – viele US-Republikaner wollen Dragshows verbieten. Als Antwort posteten viele Menschen auf Instagram einen klaren Spruch: "Drag does not kill children, guns do." (Melanie Raidl, 24.3.2023)