Michaela Dorfmeister, in Wien geboren, wurde einst "Mundl" gerufen. Heute trägt die Ski-Mittelschule in Lilienfeld, einer Wiege des Skisports, ihren Namen.

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Dass es zu ihrem 50. Geburtstag eine Überraschungsparty gibt, ist Michaela Dorfmeister nicht verborgen geblieben. Aber wo und wie und was, das weiß sie nicht. Sonst wäre es ja keine Überraschung mehr. Nicht auszuschließen ist, dass – unter anderem – jener alkoholfreie Gin kredenzt wird, der ihre Erfindung ist. Damit macht sie Marko Arnautovic keine Konkurrenz, aber das war auch nicht ihr Ziel.

STANDARD: Vorab natürlich Gratulation. Aber wie wir beide wissen, einer von uns schon etwas länger, ist der Fünfziger an sich keine Leistung, auf die man stolz sein muss. Worauf sind Sie besonders stolz – sportlich und sonst?

Dorfmeister: In fünfzig Jahren kommt schon einiges zusammen, nicht nur, aber auch Positives. Sportlich gesehen hat meine erste Olympia-Goldene 2006 schon einen ganz besonderen Stellenwert. Darauf hab ich lange und hart hingearbeitet, mit meiner Familie, mit meinem Trainerteam.

STANDARD: Sie haben einmal gesagt, Sie schätzen sich glücklich, zu Ihrer Zeit und nicht später aktiv gewesen zu sein. War das so gemeint, dass Skifahren insgesamt damals noch vergleichsweise unbeschwert abgelaufen ist?

Dorfmeister: Eher so, dass unsere Generation damals eine super Generation gewesen ist. Wir haben uns gegenseitig gepusht, das war unser Glück. Wir waren eine extrem leistungsfähige Truppe, es war anstrengend, aber es hat auch richtig Spaß gemacht.

STANDARD: Mittlerweile steht der Skisport vor existenzbedrohenden Problemen. Schnee bleibt aus, Skigebiete sperren zu, immer weniger junge Menschen beginnen Ski zu fahren.

Dorfmeister: Ich mache mir natürlich Sorgen. Die Entfernungen werden größer, wenn Eltern mit ihren Kindern Skifahren gehen wollen. Der Aufwand wird größer. Viele Eltern tun sich das nicht mehr an. Wie kann man gegensteuern, das ist die Frage. Da ist vor allem die Politik gefragt. Ich finde, man sollte den Leuten schmackhaft machen, dass Urlaub in Österreich eine tolle Sache ist. Und den Kindern nahebringen, wie toll Erlebnisse im Schnee sein können. Viel hängt davon ab, wie wichtig den Lehrerinnen und Lehrern in den Schulen das Skifahren ist. Wenn ihr Herz dran hängt und sie Skikurse veranstalten, bleiben diese Skikurse den meisten Kindern extrem gut in Erinnerung.

STANDARD: Die Ski-Mittelschule in Lilienfeld, das eine Wiege des Skisports ist, trägt Ihren Namen. Stolz darauf?

Dofmeister: Schon. Wenn ich einmal nicht mehr bin, werden zumindest die Schüler dort noch wissen, wer ich einmal war. Der Gedanke hat schon was.

STANDARD: Haben Sie sich, als vor wenigen Wochen die Italienerin Elena Fanchini im Alter von 37 Jahren an Krebs gestorben ist, an ein bestimmtes Rennen zurückerinnert?

Dorfmeister: Stimmt, das hab ich. Das war eine Abfahrt in Lake Louise, im Dezember 2005, in meiner letzten Saison. Da hat sie mir den Sieg weggeschnappt, sie ist mir um die Ohren gefahren. Es war ihr erster Sieg, erst zehn Jahre später hat sie noch ein Weltcuprennen gewonnen. Ich habe mich damals extrem geärgert, ich hätte diesen Klassiker gerne geholt. Jetzt bin ich froh, dass Elena damals Erste war, dass sie das erleben konnte. Das meiste im Leben hat schon seinen Sinn, aber vieles stellt sich erst nach Jahren heraus.

STANDARD: Stimmt es, dass Sie an der Entwicklung eines alkoholfreien Gins beteiligt sind?

Dorfmeister: Ja, er heißt Rick Gold, ist ein rein österreichisches Produkt. Als ehemalige Spitzensportlerin wollte ich nicht Testimonial für einen alkoholischen Gin sein.

STANDARD: Da fällt mir Marko Arnautovic ein, der ja ebenfalls einen Gin produziert, aber sehr wohl einen alkoholischen.

Dorfmeister: Ja, aber das passt doch auch. Arnautovic hat ja einen anderen Ruf als ich.

STANDARD: Sie saßen drei Jahre lang im Rapid-Präsidium, sitzen jetzt nicht mehr dort. Die Liebe ist aber nicht erloschen, oder?

Dorfmeister: Diese Liebe wird immer da sein. Heuer würd ich mich extrem über den Cupsieg freuen. Und in den nächsten zehn Jahren gibt es dann hoffentlich auch wieder einmal einen Meisterteller. (Fritz Neumann, 25.3.2023)