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Der Mitbegründer des US-Chipherstellers Intel, Gordon Moore, ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Dies teilte das Unternehmen am Freitag (Ortszeit) mit. Moore galt als Pionier der Halbleiterindustrie. Der Amerikaner gründete 1968 gemeinsam mit Robert Noyce NM Electronics, das später zu Intel wurde. Er galt als tatkräftiger Ingenieur. Unter seiner und Noyces Führung erfand Intel die Mikroprozessoren, die den Weg für die Revolution der Personal Computer (PC) ebneten.

Gemeinsam mit seinem Entwicklerteam sorgte er schließlich dafür, dass Intel-Prozessoren in mehr als 80 Prozent aller Computer weltweit eingebaut wurden. "Es ist wirklich schön, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein", sagte Moore 2005 in einem Interview. "Ich hatte das große Glück, in die Halbleiterindustrie einzusteigen, als sie noch in den Kinderschuhen steckte. Und ich hatte die Gelegenheit, mich von der Zeit, in der wir keinen einzigen Siliziumtransistor herstellen konnten, bis zu der Zeit zu entwickeln, in der wir 1,7 Milliarden davon auf einen Chip gebracht haben. Es war eine phänomenale Reise."

Namensgeber für berühmtes Gesetz

Bekannt wurde er auch durch das von ihm definierte "Moore's Law". Moore, der in Kalifornien Physik und Chemie studiert und mit einer Promotion abgeschlossen hatte, sagte bereits 1965 voraus, dass sich die Zahl der integrierten Schaltungen auf gleicher Fläche etwa alle zwei Jahre verdoppeln wird und behielt recht mit der Annahme. Hatte der erste Transistor im Jahr 1947 noch die Größe einer Streichholzschachtel, finden sich heute Dutzende Millionen auf der Fläche eines Fingernagels.

Ein Bild aus dem Jahr 1978 zeigt das Intel-Trio Andy Grove (links) und die Intel-Mitbegründer Robert Noyce (Mitte) und Gordon Moore (rechts).
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Die Vorhersage, die allein auf empirischen Beobachtungen beruht, ist bis heute ein wesentlicher Anreiz für die Hersteller von Chips. Sie beeinflusst die Geschwindigkeit von Prozessoren und die Kapazität von Speichern. Nach mehr als 50 Jahren hat sich Moores Prophezeiung als äußerst präzise erwiesen.

Das Ende einer Ära?

Pat Gelsinger, gegenwärtiger Intel-CEO, meinte noch 2021 anlässlich eines Firmenevents, dass es dem Gesetz nach wie vor "gut gehe" – wenn es nach den Prognosen des Chipherstellers geht, werde das Gesetz auch in den kommenden zehn Jahren Bestand haben. In den letzten Jahren wurde die Gültigkeit aber immer wieder bezweifelt.

Ein Hauptgrund dafür ist, dass die physikalischen Grenzen erreicht wurden, die die Größe von Transistoren begrenzen. Es wird immer schwieriger und teurer, immer kleinere Transistoren herzustellen, was zu einer Verlangsamung des Wachstums der Anzahl der Transistoren auf einem Chip führt.

Bis 1997 Intel-CEO

Dank Moores Vorhersage sind Computer-Chips exponentiell effizienter und preiswerter geworden, da Chiphersteller daraufhin ihre Forschungs- und Entwicklungsressourcen aufstockten, um zu prüfen, ob sich das Gesetz tatsächlich bewahrheitet. Somit wurde nicht nur der weltweite technologische Fortschritt vorangetrieben, sondern auch die Entwicklung des Internets und der Silicon-Valley-Giganten wie Apple, Facebook und Google ermöglicht.

1997: Physiker Stephen Hawking betrachtet einen neuen, speziell für ihn entworfenen Computer zusammen mit Gordon Moore in der Bibliothek des Issac Newton Institute of Mathematics in Cambridge, England.
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Gordon Moore war bis 1975 geschäftsführender Präsident von Intel. Von 1979 bis 1987 war er Vorsitzender sowie CEO und blieb es bis 1997. Moore wurde 2002 von Präsident George W. Bush mit der "Medal of Freedom", der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, geehrt. Im Jahr 2013 schätzte das Forbes-Magazin das Nettovermögen des Unternehmers auf 4,1 Milliarden Dollar (3,82 Milliarden Euro). (APA, Reuters, red, 25.3.2023)