Zwei Jahre lang hat Shortseller Hindenburg den Zahlungsdienstleister Block untersucht und jetzt einen Bericht dazu veröffentlicht.

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Shortseller sind nicht gerade bekannt dafür, besonders beliebt zu sein: Im Prinzip schließen sie Wetten auf den Misserfolg eines Unternehmens ab, belegen ihre Wette anschließend mit einem Bericht – und hoffen natürlich, Kapital daraus schlagen zu können. Ins Visier solcher Shortseller ist nun das Fintech-Unternehmen Block geraten, das von Twitter-Gründer Jack Dorsey geführt wird.

Ein Bericht von Hindenburg Research hat schwere Betrugsvorwürfe erhoben, wonach das Unternehmen Investoren getäuscht und die betrügerische Nutzung seiner Cash-App-Plattform gebilligt haben soll. Die Anschuldigungen würden dabei auf "Dutzenden von Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern, Partnern und Branchenexperten, einer umfassenden Überprüfung von behördlichen und prozessualen Unterlagen" sowie auf "öffentlichen Unterlagen" basieren.

Die beiden Hauptgeschäftsfelder von Block sind laut Financial Times seine Zahlungsdienste für Händler und das mobile Zahlungstool Cash App, das in den USA mit Rivalen wie Venmo und Zelle konkurriert. Hindenburg geht konkret auf die Cash-App-Plattform des Unternehmens los und wirft Block zunächst vor, die tatsächliche Anzahl der Nutzer zu verschleiern, indem es "irreführende Metriken voller gefälschter und doppelter Konten" angegeben habe. "Ehemalige Mitarbeiter schätzten, dass 40 bis 75 Prozent der Konten, die sie überprüften, gefälscht oder in Betrug verwickelt waren oder dass es sich um zusätzliche Konten handelte, die mit einer einzigen Person verbunden waren", heißt es im Bericht weiter.

Kreditkarte von Donald Trump – für jedermann

Im Umgang mit Compliance-Regeln soll das Unternehmen Kriminellen zudem durch "Wildwest"-Methoden ermöglicht haben, viele Konten unter falschen Namen für betrügerische Zwecke zu eröffnen. Obwohl einige Nutzer erwischt wurden, wurden nur betroffene Konten gesperrt, nicht aber der Nutzer selbst oder andere Konten, die mit ihm verbunden sind.

Block habe laut Hindenburg angeblich auch eine zweifelhafte Bekanntheit unter Gangster-Rappern erlangt, da diese in Hip-Hop-Songs damit angegeben haben, die App für kriminelle Zwecke zu nutzen. Block selbst soll sogar einen Song des Rappers 22Gz mit dem Titel "Cash App" promotet haben, in dem es darum ging, Auftragskiller über die App zu bezahlen.

Um zu beweisen, dass Block im Umgang mit seinen Kunden sehr gutgläubig sein dürfte, konnte Hindenburg Testkonten unter den Namen "Donald Trump" und "Elon Musk" erstellen. Fast schon amüsant: Selbst mehrere Konten unter dem Namen "Jack Dorsey" solle es geben. Unter falschem Namen lassen sich selbst Kreditkarten problemlos per Post bestellen, wie der Shortseller via Twitter demonstriert:

Die Rechnung und nicht zuletzt eine zweijährige Recherche von Hindenburg scheint vorerst aufgegangen zu sein: Nach der Veröffentlichung des Berichts ist der Aktienwert von Block zeitweise um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Block bezeichnete den Bericht als "sachlich falsch und irreführend" und erklärte, dass man mit der US-Wertpapieraufsichtsbehörde zusammenarbeiten werde, um rechtliche Schritte gegen Hindenburg zu prüfen. (red, 25.3.2023)