Nach STANDARD-Enthüllungen hat der serbische Präsident Vučić im Jahr 2021 eine Schmutzkampagne bei einer israelischen Geheimfirma gegen den Oppositionspolitiker Dragan Djilas (im Bild) bestellt.

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"Hunderte von Texten in Zeitungen und auf Internetportalen folgten Lügen und grundlosen Verleumdungen meines Namens. Im Laufe der Jahre gab es zahlreiche fabrizierte Affären gegen mich und meine Kollegen in der Opposition", erzählt der serbische Oppositionspolitiker und ehemalige Bürgermeister von Belgrad, Dragan Djilas, dem STANDARD über Diffamierungskampagnen regierungsnaher Medien gegen ihn.

Djilas reagierte nun auf eine Geschichte, durch die aufgedeckt wurde, wie das Umfeld des serbischen Präsidenten Alexander Vučić im Jahr 2021 eine Schmutzkampagne bei einer israelischen Geheimfirma gegen Djilas bestellte und umsetzte. Das legen nämlich Dokumente nahe, die dem Storykillers-Recherchekonsortium, dem in Österreich exklusiv DER STANDARD angehört, zugespielt wurden.

"Die Fakten, die in Ihrem Text veröffentlicht wurden, zeigen in voller Realität, was Serbien heute ist", meint Djilas dem STANDARD gegenüber. Mehrere Wochen lang sei die Schmutzkampagne gegen ihn im Fernsehen und anderen Medien mit falschen Anschuldigungen über angebliche Auslandskonten von Djilas gelaufen.

Der EU annähern

Dabei sei es aber nicht geblieben, Oppositionellen wurde in Serbien auch Gewalt angetan. "Sie schlugen uns mit Eisenstangen auf den Kopf, entließen Menschen aus ihren Jobs, vertrieben sie von ihren Wohnorten". Die einzige Lösung für Serbien sei es, sich der Europäischen Union zu nähern und ein organisiertes Land mit Rechtsstaatlichkeit und Freiheiten zu werden, in dem solche Dinge nie wieder passieren, meint Djilas dem STANDARD gegenüber.

Die Dokumente, die in der Diffamierungskampagne gegen Djilas von regierungsnahen Medien verwendet wurden, waren offenkundig gefälscht. Denn die vermeintlichen Konten gab es nicht – hinter der Fälschung steckte offenbar Team Jorge, ein israelisches Geheimunternehmen, das weltweit dutzende Wahlen manipuliert haben will, wie im Februar im Zuge der internationalen "Storykillers"-Recherchen enthüllt wurde.

Medien unter Regierungskontrolle

Die regierungsnahen Medien behaupteten wochenlang, Djilas habe mehrere Millionen Euro auf Konten in Mauritius und der Schweiz versteckt. "Mein Name war auf mehr als tausend Titelseiten von Medien unter der Kontrolle des Regimes", erzählt Djilas dem STANDARD über die Kampagne gegen ihn. Es handle sich um Versuche des Regimes, einen Rufmord durchzuführen.

"Meine Widerlegung und meine Antwort auf diese falschen Behauptungen und Lügen, dass ich 17 Bankkonten besitze, was von der Deutschen Bank und der Société Generale auch bestätigt wurde, konnten aufgrund der medialen Vereinnahmung durch das Regime nur von 15 Prozent unserer Bevölkerung gehört werden", erklärt Djilas weiter. "Für alle anderen war und bleibt es die Wahrheit."

Während der Ausgangssperre in der Pandemiezeit habe das Regime auf Tausenden von Dächern in serbischen Städten und Gemeinden über leistungsstarke Lautsprecher und Verstärker gleichzeitig aufgezeichnete Ansagen gegen Djilas verbreitet. In diesen "Verlautbarungen" wurde behauptet, dass Djilas ein Dieb sei. Die Protagonisten dieser unglaublichen Schmutzkampagne seien Mitglieder eines der berüchtigtsten Mafia-Clans in Serbien gewesen, der derzeit wegen abscheulicher Morde vor Gericht steht, erklärt der Politiker.

Anzeigen zurückgelegt

Djilas hat zwar jene Leute angezeigt, die solche Lügen geäußert hatten und gefälschte Kontoauszüge und Berichte zeigten – auch Präsident Vučić, Finanzminister Mali und Medienvertreter. Doch die Anzeigen wurden zurückgelegt, die Ermittlungen beendet. "Die Staatsanwaltschaft meinte, die Kampagne hätte keine rechtliche Wirkung gehabt.

Djilas hatte vor der Veröffentlichung durch das Recherchekonsortium unter Leitung von Forbidden Stories keine Ahnung, dass das Team Jorge hinter der Kampagne steckte. "Die erste Person, die öffentlich gelogen hat, dass ich ein Bankkonto auf Mauritius habe, war Präsident Aleksandar Vučić." (Adelheid Wölfl, Fabian Schmid, 27.3.2022)