Auch die Erdkröte macht sich im Frühjahr auf den Weg zu ihren Laichgewässern.
Foto: imago images/STAR-MEDIA

Frühlingserwachen der anderen Art: Seit die Temperaturen in Österreich steigen, gibt es für tausende Amphibien kein Halten mehr. Allein in Wien leben 16 verschiedene Arten von Kröten, Fröschen und Molchen, unter ihnen die Erdkröte. Schon beim Überschreiten von zehn Grad Celsius erwacht sie aus ihrer Winterruhe und beginnt mit der Wanderung zu ihren Laichgewässern. Während ihrer Pilgerfahrt überquert die warzige und eher kräftig gebaute Vertreterin der Amphibien häufig vielbefahrene Straßen, wodurch die Völkerwanderung schnell zu einem Massensterben führen kann.

Wetterabhängige Wanderung

Damit Österreichs Straßen nicht zu einem Friedhof verkommen, werden jedes Jahr – neben einigen permanenten Einrichtungen wie Amphibientunnel – temporäre Schutzmaßnahmen ergriffen. Freiwillige Helferinnen und Helfer tragen die einzelnen Tiere häufig sogar händisch über die Straße. Die Herausforderung dabei: Die Wanderung ist wetterabhängig und startet jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt. Seit Jahren werden deshalb Zusammenhänge gesucht, die eine Vorhersage erleichtern.

Dabei ist der Amphibien-Schutz gerade in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig. Der vergangene Winter war in Österreich vor allem eines: warm und trocken. Diese Bedingungen bedrohen den Lebensraum der Kröten gleich auf zwei Arten. Zum einen sorgt die fehlende Feuchtigkeit für die Austrocknung von Laichgewässern, was die Fortpflanzung der Tiere beeinflusst. Zum anderen erwachen sie früher aus ihrer Winterruhe, weil es immer früher wärmer wird. Das verfrühte Erwachen führt nicht nur zum Einfrieren der zarten Froschfinger, sondert endet im schlimmsten Fall mit dem Tod der Insektenfresser.

Froschschenkel und Marillenknödel

Kröten und ihre Amphibiengenossinnen sind jedoch ein wichtiger Bestandteil von komplexen Nahrungsketten und daher besonders schützenswert – auch wenn sie durch ihr breites Maul, die zahlreichen Warzen und den plumpen Körper wohl keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würden. Immerhin konnte die Wissenschaft in puncto Vorhersage inzwischen einige Antworten liefern: Durch statistische Modellberechnung fanden Forschende heraus, dass die Marillenblüte mit dem Beginn der Froschwanderung zusammenfällt, was Tierschützerinnen und Tierschützern bei der Abschätzung des Zeitraums in die Hände spielt. Wer hätte gedacht, dass es einmal einen Zusammenhang zwischen Marillenknödeln und Froschschenkeln fernab von Speisekarten geben würde. (Anna Tratter, 27.3.2023)