The Necks, seit 1987 auf Klangreise mit offenem Ausgang.

Foto: Chris Holly/Holimage

The Necks – Travel

Das australische Trio The Necks geht seit 1987 auf Klangreisen mit offenem Ende. Diese werden frei improvisiert und können schon einmal eine Stunde dauern. Auf dem neuen wunderbaren Album Travel hält man das vinylfreundliche Format von einem Stück pro Plattenseite ein. Vier Tracks ergeben ein Doppelalbum. Mit Klavier und (Kirchen-)Orgel, Bass und Schlagwerk entstehen atmosphärische, minimalistische Stücke zwischen Ambient und Jazz aus der Schule des John Coltrane Quartet – ohne John Coltrane. Manchmal kratzt eine Gitarre dazwischen. Everybody loves The Necks.

Sydney Opera House

Lankum – False Lankum

Irische Folkmusik kann einem bekanntlich, so wie jede Volksmusik mit Reinheitsgebot, außerordentlich auf die Nerven gehen. Bradie Peat und ihr Quartett führen als Lankum allerdings die Brauchtumspflege in dunkle und sinistre Gebiete. Lankum produzieren mitunter mit akustischem Instrumentarium einen so noch nicht gehörten, nüchternen (!!!) Pubrock-Noise. Der könnte mitunter auch von Michael Gira und seinen Lärmrock-Oldies Swans stammen, etwa in Go Dig My Grave oder Netta Perseus. Allerdings darf es auch einmal etwas freundlicher sein: Clear Away in the Morning.

LankumDublin

Liturgy – 93696

Das Schaffen der US-Band Liturgy wird gern als Studentenmetal belächelt. Auf 93696, das als Opus magnum gehandelt wird, trifft "transzendentaler Black Metal" auf New Age. Kitschige Kirchenchöre werden mit tinnitusfördernden Blast-Beats kurzgeschlossen. Dazwischen fallen sich ein paar Engel vom Himmel in die Hölle tot. Klassikeinsprengsel, Esoterik und dämonisches Gegeifer treffen auf Psychedelik und kitschige Zwischenspiele. Die Suche nach Tiefe und Erkenntnis von Haela Ravenna Hunt-Hendrix hat noch nie so durchgeknallt geklungen. Heil, Satan! Heile, heile Gänschen!

unARTigNYC

(Christian Schachinger, 28.3.2023)