Jubel, Trubel, Heiterkeit nach langer Zitterpartie.

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Die Querlatte verhinderte zunächst das 1:0 durch Gregoritsch vom Punkt.

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Schockmoment nach der Führung für Estland.

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Kainz besorgte den Ausgleich und neue Hoffnung.

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Gregoritsch hat einen Elfer vergeigt, am Ende aber das Spiel entschieden.

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Linz – Man soll die Kirche zwar in Linz lassen, aber der Start der österreichischen Fußballnationalmannschaft in die EM-Qualifikation, Gruppe F, ist prinzipiell geglückt. Auf das 4:1 gegen Aserbaidschan folgte am Montag ein 2:1 gegen Estland. Im Gegensatz zum Freitag war die Vorstellung allerdings ausbaufähig. Das Linzer Stadion war mit 16.500 Zuschauern erneut ausverkauft.

Teamchef Ralf Rangnick nahm drei Änderungen vor, nicht aus freien Stücken, es handelte sich um Notwendigkeiten. Anstelle der verletzten Gernot Trauner, Maximilian Wöber und Marcel Sabitzer rückten Flavius Daniliuc, Stefan Posch und Dejan Ljubicic in die Startelf. Der 21-jährige Innenverteidiger Daniliuc, Legionär bei US Salernitana in Italien, durfte debütieren. Posch begann rechts in der Viererkette, Philipp Mwene links.

Alaba und Sabitzer auf der Bank

David Alaba saß zunächst auf der Bank, keine Überraschung, sein Oberschenkel war rund ein Monat lang bedient, er sollte im Lauf der Partie zu seinem 99. Einsatz kommen. Sabitzer, gegen Aserbaidschan zweifacher Torschütze und generell hervorragend, litt an den Folgen eines Schlages gegen das Knie. Konrad Laimer hatte die Ehre, Kapitän zu sein. Rangnick entschied sich für ein 4-3-3-System, seine Erwartungen waren überhaupt nicht niedrig. "Wie wollen von Beginn an so spielen, wie gegen Aserbaidschan ab der 20. Minute." Soll heißen: druckvoll, das Gesetz des Handelns in die Beine nehmen.

Die Esten hatten zwar den ersten Eckball (2.), aber sie übten sich fortan trotz physischer Präsenz doch eher in Biederkeit und Destruktivität. Von der Nummer 109 der Weltrangliste darf man sich auch nicht viel mehr erwarten. 3. Minute: Keeper Karl Hein schießt Patrick Wimmer an, der hat das leere Tor vor sich, sein Abschluss ist etwas patschert. 4. Minute: Wimmer schickt Christoph Baumgartner in die Tiefe, der verzieht. 16. Minute: Michael Gregoritsch wird im Strafraum gefoult, tritt selbst zum Strafstoß an und fetzt den Ball wenigstens wuchtig an die Latte.

Schock

25. Minute, der Schock: Freistoßflanke aus dem Mittelkreis, Österreichs Verteidigung vergisst aufs Springen, verliert zwei Kopfballduelle, urplötzlich ist Rauno Sappinen frei, der schießt humorlos das 0:1. Von wegen bieder. Österreich blieb natürlich dominant, die Umständlichkeit vor dem gegnerischen Tor irritierte aber doch, also fiel das Halbzeitfazit negativ aus.

Rangnick reagierte, brachte Alaba und Salzburgs Junior Adamu, Daniliuc und Ljubicic mussten weichen. Alaba war nun Kapitän, Laimer konnte damit leben. 48. Minute: Gregoritsch vergibt erneut.

Halleluja

Florian Kainz ersetzte Wimmer (61.), am Chancenwucher änderte sich zunächst nichts. Bis zur 68. Minute: Posch schießt scharf, Hein lässt den Ball abprallen, Joker Kainz staubt aus zwölf Metern zum 1:1 ab. Die Esten verteidigten mit Männern und Mäusen, dafür gebührte Respekt. Es war letztendlich vergeblich, denn es gibt bei einem Fußballmatch die 88. Minute: Gregoritsch macht das 2:1, sein Schuss aus elf Metern wird noch abgefälscht, kollektiver Jubel. Es war der neunte Treffer des Freiburg-Legionärs im Team, vielleicht sein wichtigster. "Es war sicher nicht alles gut, aber auch nicht alles schlecht. Wir machen weiter", sagte Kurzzeit-Kapitän Laimer. Im Parallelspiel fertigte Schweden Aserbaidschan mit 5:0 ab.

Gegen andere Kapazunder

Die Qualifikation wird am 17. Juni in Brüssel gegen Favoriten Belgien fortgesetzt, drei Tage später gastiert Schweden im hässlichen Happel-Stadion. Die Vorbereitung geht erneut in Windischgarsten, Oberösterreich, über die Bühne, obwohl eigentlich das Burgenland Sponsor des Fußballbundes ist. Aber Rangnick fühlt sich im Resort Dilly pudelwohl. Am 21. November wird übrigens daheim gegen Deutschland getestet, es sind nur mehr minimale Formalitäten zu erledigen, Wien drängt sich als Austragungsort auf. Die Deutschen sind bekanntlich dort, wo Alaba und Co unbedingt hinwollen – bei der EM 2024 in Deutschland. (Christian Hackl, 27.3.2023)

Fußball-EM-Qualifikation, Gruppe F, 2. Runde:

Österreich – Estland 2:1 (0:1). Linz, Raiffeisen Arena, 16.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Jorgji (ALB)

Tore:
0:1 (26.) Sappinen
1:1 (68.) Kainz
2:1 (88.) Gregoritsch

Österreich: Lindner – Posch (82. Onisiwo), Daniliuc (46. Alaba), Danso, Mwene – Laimer, Seiwald, D. Ljubicic (46. Adamu) – Baumgartner (92. Schmid), Gregoritsch, Wimmer (61. Kainz)

Estland: Hein – Paskotsi, Tamm, Mets – Sinyavskiy, K. Vassiljev, Käit, Miller (78. Shein), Pikk (91. Tunjov) – Zenjov (91. Reinkort), Sappinen (84. Ojamaa)

Anm.: Gregoritsch schoss einen Elfmeter an die Latte (17.)

Gelbe Karten: keine bzw. Paskotsi, Käit, Sinyavskiy