SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch war Montagabend Gast in der "ZiB 2" bei Martin Thür.

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Es braucht zu jeder Situation die passende Miene. Bei Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch durfte man im Laufe der Zeit jedoch das Gefühl erlangen, es beherrsche ihn, was immer geschehen mag, eine immer ähnliche Coolness, die ihn allerdings kaum so cool erscheinen lässt wie etwa George Clooney. Auch in diesen aufreibenden Tagen, da die SPÖ unter den staunenden Augen der Öffentlichkeit den quälenden Prozess der Führungssuche durchleidet, sitzt er in der "ZiB 2" und wirkt irgendwie seltsam entschleunigt.

Ein bisschen wie ein Buchhalter, der seinen Job erledigt, auch wenn manche verlangen, dass er abtritt. Seit Montagabend ist Deutsch selbst mit einer Rücktrittsaufforderung aus der Steiermark konfrontiert. Drei Bürgermeister fordern ihn auf zu gehen. Rücktritt? Na ja, sagt Deutsch: In seiner Funktion kann man es nie allen recht machen.

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Martin Thür muss den Funktionär natürlich auch mit der Realität konfrontieren. Offenbar wird das Ergebnis der Mitgliederbefragung nur als Willensbekundung betrachtet. Über den Sieger im Kampf zwischen Hans Peter Doskozil, Pamela Rendi-Wagner und weiteren womöglich 71 Teilnehmern soll der Sonderparteitag entscheiden.

Thür befragte Deutsch auch nach Spaßkandidaten wie etwa der Giraffe, die sich beworben hat. Die habe man nicht sofort als Fake-Kandidatin erkennen hat können, weil sie Adresse und Telefonnummer angegeben habe. Deutsch verweist hier auf ein Formblatt, das den Kandidaten und Kandidatinnen übermittelt wurde, und auch auf die Forderung nach 30 Unterstützungserklärungen.

Es könne, so Thür, am Parteitag aber auch ein neuer Kandidat oder eine Kandidatin auftauchen? Sei das nicht etwas verwirrend, wie alles, was gerade in der Partei geschieht? Deutsch hält spontane Bewerbungen für unwahrscheinlich. Man werde die Befragung sehr ernst nehmen. Die Befragung sei aber natürlich keine Wahl. Teilnehmer seien keine Kandidaten. Ob man mit solchen Begriffsspielen Wähler anlockt, fragt Thür? Deutsch bleibt gelassen, so wollen es halt die Statuten. (Ljubiša Tošić, 28.3.2023)