Bill Kaulitz hat die Haare schön. Momentan heißt das: Sie sind blondiert, gesträhnt, gestuft und fallen locker auf die Schultern. Das war nicht immer so. Seine Frisur hat Kaulitz schon so oft wie seinen Modestil verändert. Mal waren die Haare rabenschwarz gefärbt, dann wurden sie toupiert und zu einem Igel gegelt, vor zwei Jahren leuchtete sein Schopf neongrün. Die Frisurenwechsel haben dem experimentierfreudigeren der Kaulitz-Zwillinge immer wieder Schlagzeilen beschert, hier und da wurde der krassesten Frisuren des Deutschen noch einmal erinnert.

Auch diese Kolumne soll als eine Würdigung des Frisurenexperiments verstanden werden. Denn das ist vom Aussterben bedroht. Nur wenige trauen sich wie das britische Model Cara Delevingne oder Verena Altenberger, die Frisur radikal zu ändern. Man muss leider auch feststellen: kein Wunder, wenn die Reaktionen insbesondere bei Frauen so ausfallen wie bei der österreichischen Schauspielerin – Altenberger wurde für ihre Kurzhaarfrisur im Netz angefeindet.

Bill Kaulitz trägt seit einiger Zeit blonde Strähnen.
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Die allermeisten von uns scheinen jedenfalls vor allzu großen Veränderungen auf dem Kopf Respekt zu haben. Dabei dürfte der eine oder andere im Laufe der Jahre nicht drum herumkommen, sich Gedanken über die Haarpracht zu machen. Nämlich dann, wenn sie zu weichen beginnt.

Dass es auch für wenig Haar Lösungen gibt, führte vor einiger Zeit André Agassi vor. Er war jahrelang mit wehendem Vokuhila und Stirnband über die Tennisplätze gehechtet. Denn ja, es war damals die Zeit der großen (Männer-)Frisuren, der Dauerwellen und Kreppeisen. Ende der Nullerjahre präsentierte Agassi einen kahlen Kopf und gestand: Mein Haar, es war nicht ganz echt. Das ist nicht nur rückblickend einigermaßen wurscht: Was wäre die Tenniswelt ohne diese Mähne gewesen?

Tennisspieler André Agassi und Nick Bollettieri in den 90er-Jahren.
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Es kann am Ende dieser Kolumne also nur ein Appell an die Männer von heute stehen: Traut euch mal! Neben ausrasierten Nacken und Vollbärten ist nämlich Platz für ganz viel mehr. Kann ja nicht sein, dass Bill Kaulitz der Einzige sein wird, der heuer einigermaßen verlässlich seine Frisur ändert. (Anne Feldkamp, 28.3.2023)