Noch sind vom Arbeitgeber geleaste Fahrräder für Mitarbeitende eher selten, das Interesse daran aber stark im steigen.
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Um potenzielle Mitarbeiter für einen Job zu überzeugen, lassen sich Betriebe immer mehr einfallen. Bewerber sind wählerischer und können nicht selten aus mehreren Angeboten wählen. Mit Zusatzleistungen sollen Mitarbeitende angezogen und auch gehalten werden.

Moderne Büroausstattung, Teambuilding-Events oder ein Firmenhandy sind bereits Grundvoraussetzung. "Natürlich ist ein modernes Arbeitsumfeld ein Faktor, aber viel wichtiger ist es, wie anpassungsfähig wir als Unternehmen auf die individuellen Wünsche jeder einzelnen Mitarbeiterin, jedes einzelnen Mitarbeiters eingehen können", sagt Norbert Füruter, CFO des IT-Dienstleisters Premedia und in dieser Funktion Personal- und Organisationsentwicklung verantwortlich. Gegründet wurde das Unternehmen 1985 in Wels in Oberösterreich. Mittlerweile ist der IT-Dienstleister in 15 Ländern tätig und beschäftigt in Österreich 110 Mitarbeiter an zwei Standorten, dem Headquarter in Wels und einem Office in Wien.

Was zählt

Flexibilität und Vertrauen sind für Füruter wesentliche Faktoren, wenn es um die Attraktivität des Arbeitgebers gehe, er gibt dafür zwei Beispiele: Eine Mitarbeiterin, die nicht an den Standort Wels übersiedeln wollte, arbeite drei Tage im Homeoffice in Salzburg und pendle zwei Tag nach Wels. Das Klimaticket wurde vom Betrieb übernommen, die Zugfahrt könne als Arbeitszeit genutzt werden. Ein anderer Mitarbeiter sei der Liebe wegen von Oberösterreich nach Salzburg gezogen. Da er kein Homeoffice-Typ sei, wurde ihm ein Shared Office in Salzburg zur Verfügung gestellt. Nun arbeite er zwei bis drei Wochen im Monat in Salzburg, und den Rest der Zeit sei er in Wels.

Großer Wert auf flexible Rahmenbedingungen wird auch beim Luftfahrtzulieferer Facc in Ried im Innkreis gelegt. Das Angebot an neuen Arbeitszeitmodellen wird weiter ausgebaut. Dazu zählen Jobsharings und auch die Möglichkeit zu Teilzeitjobs in der Produktion. Während im Jahr 2021 in etwa 80 bis 100 verschiedene Arbeitszeitmodelle angeboten wurden, sind es derzeit im gesamten Unternehmen über 300, heißt es aus dem Unternehmen.

Mobile Angebote

Ob Klimaticket, Dienstauto oder Dienstfahrrad – Angebote, die in den Bereich Mobilität fallen, zählen zu beliebten Zusatzleistungen von Unternehmen. Und es muss nicht immer ein über den Arbeitgeber geleastes Firmenauto sein. Diese Möglichkeit gibt es auch für Fahrräder. In Deutschland sind fast eine Million solcher Firmenfahrräder unterwegs, in Österreich muss dieses Angebot noch bekannter werden. Das System funktioniert ähnlich: Der Mitarbeiter sucht sich sein Wunschrad aus, die Leasingrate wird von seinem Bruttogehalt abgezogen. Dadurch ergibt sich ein Steuervorteil. Darüber hinaus kann auch der Arbeitgeber einen Teil der Leasingrate zuschießen. So geschehen bei den österreichischen Produktionsstandorten von Mayr-Melnhof Holz. Dort können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein neues Fahrrad, egal ob E-Bike, Lastenrad oder Rennrad, aussuchen – einen Teil der Leasingrate übernimmt Mayr-Melnhof. "Die Mitarbeiterinnen suchen sich ihr Wunschrad aus, nutzen es privat und dienstlich und können das Rad nach Ablauf der Leasingzeit von mindestens 36 Monaten behalten", erklärt Donna Galle, Geschäftsführerin von Lease a Bike, die das Angebot bei Mayr-Melnhof umsetzt. Die Initiative stößt bei Mayr-Melnhof auf großen Zuspruch.

Beliebte Benefits sind auch Verpflegungsangebote. Mehr als jedes zehnte Unternehmen (13 Prozent) stellt seinen Mitarbeitern eine Kantine, verbilligte Mahlzeiten, Essensgutscheine oder Obstkörbe und Getränke zur Verfügung, zeigt eine Umfrage der Karriereplattform Stepstone. Nach hinten losgegangen ist dagegen die Stellenausschreibung eines niederösterreichischen Spezialfahrzeugbauers. Dort wurde unter der Rubrik "Was wir bieten" Wasser und ein täglich frischer Obstkorb genannt. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten. Das Unternehmen präzisierte, dass damit Sodawasser gemeint war. Der Schaden war da aber schon angerichtet. (Gudrun Ostermann, 31.3.2023)