Klein, aber definitiv nicht fein sind diese Waldbewohner. Trotz ihrer geringen Größe kann ein Zeckenstich große gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.

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Mit Anbruch des Frühlings und höheren Temperaturen lockt uns die Natur wieder nach draußen. Das führt oft zu einer Begegnung mit einem altbekannten Feind. Denn in Österreich ist die Zecke in allen Bundesländern weit verbreitet – und mit ihr die Krankheiten, die sie übertragen kann.

Eine davon ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Viruserkrankung, die bis ins Gehirn vordringen und dort eine Entzündung auslösen kann, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führt. Einmal ausgebrochen, kann man sie nämlich nicht behandeln, man kann nur versuchen, die Symptome zu mildern. Spezifische Therapien werden zwar erforscht, aber noch keine davon ist bereits in der Nähe einer Zulassung.

Etwa ein bis drei Prozent der Zecken tragen das auslösende Virus in sich, ein Drittel der Infizierten erkrankt auch daran. Das bedeutet, jeder 100. bis 300. Zeckenstich löst FSME aus – bei nicht geimpften Personen. Denn die Impfung schützt erfolgreich davor, statistisch gesehen zwischen 83 und 99 Prozent. In Österreich sind bereits 80 Prozent der Bevölkerung geimpft, dennoch mussten im Vorjahr 179 Infizierte ins Krankenhaus, zwei Menschen starben sogar aufgrund der Infektion.

Impfpass-Check

Eine Infektion kann man nach einer Inkubationsperiode von bis zu zwei Wochen an den Symptomen ähnlich einer Sommergrippe erkennen. Zwei bis drei Wochen nach dem Stich können schließlich neurologische Beschwerden auftreten, erklärt Bettina Pfausler von der Neurologischen Intensivmedizin der Med-Uni Innsbruck. "Hat man Glück und ein gutes Immunsystem, kann FSME eine Sommergrippe bleiben. Aber über die Hälfte der Betroffen muss sich auf eine Hirnhautentzündung oder Schlimmeres gefasst machen."

Das Impfschema besteht aus einer dreiteiligen Grundimmunisierung, auf die nach drei Jahren die erste Auffrischung folgt, erklärt Maria Paulke-Korinek von der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium. Danach lässt man die Impfung alle fünf Jahre erneut auffrischen, ab 60 Jahren, wenn das Immunsystem wieder schwächer wird, sollte dieser Abstand wieder auf drei Jahre reduziert werden. Paulke-Korinek rät von einem Antikörpertest zum Überprüfen des Impfstatus ab, da dieser lediglich eine Momentaufnahme sei. Bettina Pfausler berichtet von einer Person, die trotz scheinbar ausreichender Antikörper schwer an FSME erkrankte. Hat man die Auffrischung länger vergessen oder hinausgezögert, muss man mit dem Impfschema aber nicht wieder von vorne beginnen, eine einfache Auffrischung genügt.

Borreliose weiteres Übel

FSME ist jedoch nicht die einzige Krankheit, die durch Zeckenstich übertragen werden kann. Viel häufiger ist die Borreliose. Diese wird durch Bakterien im Magen der Zecke übertragen, man schätzt, dass etwa 30 Prozent der Tiere damit verseucht sind. Wurde man von einer Zecke gestochen und damit infiziert, erkennt man das im Normalfall an der sogenannten Wanderröte. Diese wird meist ein bis zwei Wochen nach dem Stich sichtbar, sie breitet sich ringförmig um die Einstichstelle aus. Außerdem kann es zu ähnlichen Symptomen wie bei einer Sommergrippe kommen. Im schlimmsten Fall kann sie sogar die Nervenbahnen befallen und eine Neuroborreliose auslösen. Diese Komplikation ist ähnlich einer Hirnhautentzündung durch FSME und tritt Wochen oder gar Monate nach dem Zeckenstich auf.

Anders als bei FSME gibt es gegen Borreliose derzeit noch keine Impfung. Eine Immunisierung wird aller Voraussicht nach für das Jahr 2025 erwartet. Eine Infektion kann aber mit spezifischen Antibiotika sehr gut behandelt werden, erklärt Pfausler. Werden die Symptome jedoch nicht gleich erkannt und behandelt, kann die Erkrankung chronisch werden, mit beispielsweise lebenslangen rheumaähnlichen Gelenksproblemen.

Langärmelig in den Wald

Damit es gar nicht so weit kommen kann, rät Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Med-Uni Wien vorzubeugen, und zwar mit entsprechender Kleidung. Lange Ärmel, lange Hosen, dickerer Stoff, alles nicht zu eng, steht hier im Trend. Außerdem kann man auf hellerer Kleidung Zecken besser entdecken.

Es sei außerdem sinnvoll, nach einer Wanderung den Körper auf Zecken zu untersuchen. Mit ein wenig Glück hat die Zecke noch gar nicht zugestochen, sagt Pfausler. Zecken sind nämlich wählerisch bei ihrem Einstichplatz, schließlich wirkt er sich direkt auf ihre Überlebenschancen aus. Und auch wenn der Stich schon erfolgt ist, kann ein schnelles Entfernen eine Infektion verhindern. Denn im Normalfall gehen die Bakterien erst nach zwölf bis 24 Stunden in den Menschen über, erklärt Pfausler.

Beim Entfernen rät sie übrigens von Hausmitteln wie Klebstoff, Öl oder Nagellack ab, denn diese lösen Stress beim Tier aus und erhöhen so die Wahrscheinlichkeit, dass die Borrelien über den Speichel freigesetzt werden. Man soll sie einfach mit den Fingernägeln oder einer speziellen Zeckenpinzette aus der Apotheke entfernen.

Zecken für den Klimawandel

Zecken können mittlerweile übrigens ein ganzjähriges Problem sein. Denn durch den Klimawandel wird ihre Saison immer länger, schließlich werden sie bereits bei acht Grad Celsius aktiv, sagt Umweltmediziner Hutter. "Milde Winter sind besonders günstig für die Zecken, während heiße und vor allem trockene Sommer ihr Gedeihen stören. Sie brauchen nämlich Feuchtigkeit." Durch die steigenden Temperaturen breiten sie sich außerdem in immer größere Höhen aus, man findet sie mittlerweile bereits bis etwa 1.500 Meter Seehöhe. Und sie breiten sich auch weiter Richtung Norden aus. Die steigenden Temperaturen begünstigen auch die Verbreitung neuer Zeckenarten wie der Hyalomma-Riesenzecke. Diese wurde in Vorarlberg bereits gesichtet. (Laura Schnetzer, 29.3.2023)