Eine russische Lancet wurde vom ukrainischen Militär erbeutet und zerlegt.

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Ukrainische Experten haben eine erbeutete russische Kamikazedrohne vom Typ Lancet zerlegt. Im Inneren befindet sich demnach eine Vielzahl von westlichen Bauteilen. Herzstück ist etwa ein Einplatinencomputer des für Grafikkarten bekannten US-Herstellers Nvidia. Aber auch ein Zynq-Chip von Xilinx, einem Tochterunternehmen von AMD, wurde in der Waffe verbaut, wie der Aktivist Pawlo Kaschtschuk in einem Facebook-Post beweisen konnte.

Ohne die westlichen Bauteile wäre die Drohne wohl nie abgehoben. Auf den Fotos ist auch ein Chip zu sehen, der von der südkoreanischen Firma SK Hynix entwickelt wurde. Viele der Komponenten in der Drohne sind allerdings gar nicht erst beschriftet.

Die Drohne wurde vom ukrainischen Militär erbeutet, nachdem sie wegen einer Fehlfunktion abgestürzt war. Bei der Demontage wurden neben den westlichen Bauteilen auch zwei Sprengladungen, ein üblicher Gefechtskopf sowie eine Sprengstoffladung im Heckteil gefunden.

Der von Nvidia hergestellte Jetson TX2 ist ein für zivile Zwecke entwickelter und relativ günstiger Einplatinencomputer. Der Rechner ist kleiner als eine Kreditkarte und ist dank seines KI-Chips bei Roboterbastlern sehr beliebt, kommt aber auch in zivilen Drohnen und selbstfahrenden Autos zum Einsatz.

Was ist eine Lancet-Drohne?

Die Zala Lanzet (im Westen Lancet) ist eine sogenannte Loitering Munition. Sie wird ohne bestimmtes Ziel gestartet und kreist dann über dem Zielgebiet. Wird ein Bodenziel wie ein Panzer vom Operator-Team erkannt, wird dieses der Drohne zugewiesen, woraufhin sich die Lancet selbst ins Ziel lenkt und einen Gefechtskopf zündet. Die Drohne wird dabei zerstört.

Drohne aus dem Kalaschnikow-Konzern

Hergestellt wird die "Kamikazedrohne" von dem Unternehmen Zala Aero, einem Tochterunternehmen des russischen Waffenkonzerns Kalaschnikow. Die Konstruktion der Lancet dürfte stark von der israelischen Hero-120 inspiriert sein – die Drohnen ähneln einander in Aussehen und Wirkungsweise sehr stark. Dem Modell aus Israel ist die Lancet aber in Flugzeit und Reichweite deutlich unterlegen. Je nach Ausführung kann die russische Drohne nur 30 bis 40 Minuten in der Luft bleiben und verfügt über eine Reichweite von 40 Kilometern. Das westliche Modell kann etwa 60 Minuten lang fliegen und über 60 Kilometer hinaus eingesetzt werden.

Wie die westlichen Komponenten trotz der westlichen Sanktionen nach Russland gekommen sind, ist unklar. Laut ukrainischen Quellen ist es möglich, dass die Komponenten mithilfe von Strohfirmen in der Türkei oder Hongkong importiert wurden. (pez, 29.3.2023)