Privatjets auf dem Flughafen von Nizza. Hier landen besonders viele Flieger aus Österreich.

Foto: Reuters / Eric Gaillard

Über Europa sind immer mehr Privatjets unterwegs. Während noch 2021 knapp über 350.000 Flüge gezählt wurden, waren es 2022 bereits fast 573.000 – ein Anstieg um 64 Prozent im vergangenen Jahr. Das zeigt eine neue Analyse des Forschungsinstituts CE Delft, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat.

Damit stiegen auch die CO2-Emissionen von Privatjetflügen in Europa deutlich. CE Delft beziffert ihren Ausstoß des vergangenen Jahres mit fast 3,4 Millionen Tonnen CO2. Zum Vergleich: Damit sorgten allein die Privatflüge für so viel CO2, wie insgesamt rund 555.000 Menschen in der EU durchschnittlich in einem Jahr verursachen.

Greenpeace unterstreicht dazu, dass über die Hälfte dieser Flüge im Jahr 2022 kurze Strecken von weniger als 750 Kilometern zurücklegte. 15 Prozent von ihnen dienten sogar nur zum Zurücklegen von Strecken von weniger als 250 Kilometer – das entspricht in etwa der Distanz zwischen Wien und Salzburg. Ein großer Teil der Strecken hätte also leicht mit dem Zug oder der Fähre zurückgelegt werden können, kritisiert Greenpeace.

Österreich belegt Platz fünf in der EU

Am meisten Privatjets starteten 2022 in Großbritannien mit knapp über 90.000 Flügen, gefolgt von Frankreich mit fast 85.000. Danach folgen Deutschland, Italien, Spanien, die Schweiz und dann Österreich. Im EU-Vergleich – also ohne Großbritannien und die Schweiz – landet Österreich, trotz deutlich niedrigerer Bevölkerungszahl auf Platz fünf.

Die Zahl der Flüge ist hierzulande im Vorjahr besonders sprunghaft gestiegen. So waren es laut CE Delft 2021 noch knapp 8.000 Flüge, 2022 dann schon 15.000. Am häufigsten geflogen wurde von Wien aus nach Nizza, London und Zürich.

Europaweit landen die meisten Privatjets auf den Flughäfen von Nizza, Paris und Genf. Auch Mailand, Rom und Palma de Mallorca wurden häufig angesteuert.

Frankreich verbietet kurze Inlandsflüge

Seit Jahren propagieren Umweltorganisationen Beschränkungen für den Privatjetverkehr. Anlässlich des neuen Berichts wiederholt Greenpeace die Forderung. "Privatjets sind eine ungerechte Belastung für die Gesellschaft und müssen EU-weit verboten werden", so Jasmin Duregger von Greenpeace Österreich.

Das Land, in dem die Diskussion über ein solches Verbot am weitesten fortgeschritten ist, ist Frankreich – wo in der EU am meisten Privatjets unterwegs sind. Nach langen Verhandlungen beschloss das Land Ende vergangenen Jahres, inländische Flüge auf Distanzen zu verbieten, die in weniger als 2,5 Stunden zurückgelegt werden können.

Damit gilt das Verbot für drei Strecken: Paris-Orly nach Nantes, Lyon und Bordeaux. Die Strecken Paris-Charles-de-Gaulle nach Lyon oder Rennes könnten ebenfalls betroffen sein, wenn die Zugverbindung verbessert wird. Ein komplettes Privatjetverbot gilt in Frankreich aus heutiger Sicht als unwahrscheinlich.

Corona-Förderung für Privatjetunternehmen

In Österreich profitierte die Privatjetbranche von der Corona-Pandemie. Während die Luftfahrt 2021 noch mit Reisebeschränkungen konfrontiert war und auf den Flughäfen teils Chaos herrschte, stieg die Zahl der Passagiere, die mit Privatjets reisten, deutlich. Doch nicht nur das: Unternehmen erhielten zusätzlich auch Fördergelder.

Ein Blick in die Transparenzdatenbank zeigt, dass zum Beispiel das Privatjetunternehmen Jetfly Airline GmbH 2021 über 100.000 Euro und 2022 sogar mehr als 765.000 Euro bekam. Die Tyrolean Jet Services GmbH bekam 2021 mehr als 370.000 Euro und die Avcon Jet AG im Jahr 2021 30.000 Euro und 2022 über 230.000 Euro. (Alicia Prager, 30.3.2023)