Gérard Depardieu – vom Arbeiterkind zum beliebten und streitbaren Schauspielstar ...

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... und Winzer mit millionenschwerem Imperium.

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Als Kommissar Maigret in Patrice Lecontes aktueller Simenon-Verfilmung.

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Der junge Depardieu anno 1978.

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Kolossal ist eine treffende Beschreibung des französischen Charaktermimen Gérard Depardieu. Nicht nur wegen seiner Körperfülle, die er wie kein anderer auch in seinem Spiel nutzt, zuletzt in Maigret, worin er den ikonischen Kommissar spielt. Kolossal ist auch seine Lebensgeschichte ebenso wie seine überaus erfolgreiche Karriere.

Der 75-Jährige Schauspieler und Winzer stammt aus einer kinderreichen, analphabetischen Hacklerfamilie aus einem ländlichen Gebiet Frankreichs. Traut man seiner Autobiografie Es kam so (Ça c'est fait comme ça), war seine Kindheit hart: Mit zehn prostituierte er sich, mit dreizehn brach er die Schule ab und schlug sich mit Gaunereien durch. Als Fünfzehnjähriger folgte er 1964 einem Freund nach Paris und nahm an einem Schauspielkurs teil – der Startschuss seiner Karriere.

Durchbruch mit "Die Ausgebufften"

Von Anfang an ist Depardieu ein Körperdarsteller. Seine erste Ehefrau Élisabeth Guignot führt ihn ein in die bourgeoisen Künstlerkreise der Hauptstadt, die Literatin Marguerite Duras, mit der ihn eine lebenslange Freundschaft verband, entdeckt ihn für ihre Theaterstücke. Den Durchbruch im Film feiert er 1974 in Bertrand Bliers skandalöser Erotikklamotte Die Ausgebufften (Les Valseuses) mit Miou-Miou, Jeanne Moreau und der noch blutjungen Isabelle Huppert. Zartere Rollen spielte er bei François Truffaut, Bernardo Bertolucci oder zuletzt im großartigen Robuste von Constance Meyer. Dort verkörpert er sein Alter Ego: Einen alternden, gesundheitlich angeschlagenen Star, der zur Völlerei neigt.

Dépardieu und Déborah Lukumuena in "Robuste".
First Hand Films • Distribution

Der sanfte Riese mit Imperium

Dieses Image des sanften Riesen, das er so oft auf der Filmleinwand darstellte (Stichwort Obelix), greift in seinem Privatleben nicht. Ende der 1990er-Jahre, auf dem Höhepunkt seiner Karriere und nach der Scheidung von Guignot, mit der er zwei Kinder hat, machte er mit allerlei Skandalen auf sich aufmerksam: Trunkenheit, Unfälle, Ausfälligkeiten, auch eine Vergewaltigungsklage* besteht gegen den Schauspieler, der sich neben seiner Karriere ein millionenschweres Winzer- und Gastroimperium aufbaute.

Ukraine und Russland

Traditionell Unterstützer der Sozialisten, rüffelte er diese 2013, als er zum Zwecke der Steuerflucht die russische Staatsbürgerschaft – und später auch die der Arabischen Emirate – annahm. 2015 wurde über Depardieu ein Einreiseverbot in die Ukraine verhängt, angeblich weil er Russland und die Ukraine als zusammengehörig bezeichnete. Zuletzt jedoch revidierte er seine Sicht und verurteilte Putins Angriffskrieg als "inakzeptable und verrückte Entgleisung". (Valerie Dirk, 29.3.2023)