Die Reels von Schellhorn in der Küche werden tausendfach geklickt.

Foto: Schellhorn/Instagramm

"Pepssch, was machst du?" Mit dieser Frage beginnt eine ganze Serie von Kurzvideos, in denen Sepp Schellhorn Tipps und Tricks aus dem Küchenleben erklärt. Etwa was es mit den verschiedenfarbigen Schneidbrettern – Rot für Fleisch, Gelb für Huhn und so weiter – auf sich hat oder warum man nie – "nie!" – mit den Fingern ins Essiggurkerlwasser greifen darf.

Die Reels sind in den Küchen seiner Gastronomiebetriebe gedreht. Hinter der Kamera steht Caio de Cavallho aus Brasilien, der seit einigen Jahren bei Schellhorn angestellt ist. Das sei auch die Motivation für den Auftritt auf Insta und Co gewesen, sagt Schellhorn. Um gute Leute zu finden, musste ein anderes Format als die altbackenen Stellenanzeigen her.

Belehrend, aber nie fad

Für Schellhorn hat es sich ausgezahlt, er hat genug Bewerbungen. Und inzwischen mehr Koch-Fans als Politik-Fans: Schellhorn erzählt übers echte Kochen – Zucker zum Zwiebelrösten, damit der Zwiebel nicht anbrennt – belehrend, aber nie fad. Er kann mit der Kamera flirten wie einst Bruno Kreisky.

Der Küchenchef im Udo-Jürgens-Bademantel-Style.
Foto: Schellhorn/Instagramm

Dass ein Brasilianer die Videos dreht und in durchaus hörbaren Pongauer Dialekt kommentiert, ist für ihn "ein gelungenes Beispiel" für Integration. Ein Thema, das ihm immer schon am Herzen lag: 2015 war Sepp Schellhorn einer der ersten Unternehmer, der eine nennenswerte Zahl geflüchteter Menschen aufnahm und in der Folge einige auch beschäftigte.

Kochen mit Babler

Dass es für den ehemaligen Neos-Nationalrat bei Küche, Regionalität und gesunder Ernährung wenig ideologische Berührungsängste gibt, hat dieser Tage sowohl Neos-intern als auch bei einigen professionellen Politikbeobachterinnen für Verwunderung gesorgt: Der wirtschaftsliberale Schellhorn startete mit seiner 2022 gegründeten Consulting-Firma auf Einladung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Andreas Babler in Traiskirchen ein groß angelegtes Projekt für gesundes Essen in städtischen Bildungseinrichtungen.

Im STANDARD-Gespräch lobt Schellhorn den Mut Bablers, so ein Vorhaben überhaupt anzugehen, und fordert andere Gebietskörperschaften gleich einmal auf, ähnliche Projekte zu starten. Mehr als ein Engagement für regionale und gesunde Ernährung solle man aber nicht hineininterpretieren, sagt der 55-Jährige.

Demonstrative Presskonferenz

Überinterpretiert fühlt sich Schellhorn auch, wenn er nach seiner Unterstützung für Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) gefragt wird. In Salzburg wird am 23. April ein neuer Landtag gewählt. Gerüchte, Schellhorn unterstütze Haslauer, wurden zuletzt von ÖVP-Kreisen gezielt gestreut. Wohl auch, weil sie in die ÖVP-Erzählung eines "überparteilichen" Landeshauptmannes Haslauer passen würden. Immerhin findet sich ja auch der ehemalige FPÖ-Chef Karl Schnell im Haslauer-Komitee.

Im STANDARD-Gespräch ist Schellhorn um Richtigstellung dieser Gerüchte bemüht: Auf eine Einladung des Unterstützungskomitees habe er abgesagt, erzählt Schellhorn. Aber er sei Realist und daher für die Dirndlkoalition in der Salzburger Landesregierung mit der ÖVP. Diese etwas frei nach den Farben der Landestracht Schwarz-Grün-Pink benannte Koalition stellt in Salzburg seit der Wahl 2018 die Landesregierung. Wohl auch, um allfällige Zweifel an seiner Loyalität und diverse Spekulationen über parteiinterne Turbulenzen auszuräumen, lädt Schellhorn diesen Donnerstag demonstrativ zu einem gemeinsamen Pressegespräch mit Landesrätin und Neos-Spitzenkandidatin Andrea Klambauer ein. Motto: "Schwarz-Blau bedroht Salzburgs Wirtschaftsstandort."

Betriebsübergabe

Dass der wortgewaltige, manchmal auch etwas laute Gastronom den Neos im aktuellen Landtagswahlkampf fehlt, bestreitet in Salzburg auch bei den Neos kaum jemand. Dabei geht es nicht um mögliche inhaltliche Differenzen mit der aktuellen Parteiführung, aber im Vergleich zu Landesrätin Andrea Klambauer ist Schellhorns Unterhaltungswert für Medien wie Publikum ungleich höher.

Fragen nach einer möglichen Rückkehr in die Politik hört der ehemalige Landesparteichef, Ex-Nationalrat und Ex-Präsident der Hoteliersvereinigung oft. Und vermutlich auch gerne, auch wenn er wiederholt medial kolportierte Spekulationen verneint.

Und wie geht es wirklich weiter? Vorerst einmal stehe er gerne in der Küche. Im November übergibt er seinen Betrieb an Sohn Felix. (Thomas Neuhold, 30.3.2023)