Adis Jasic ist beim Wolfsberger AC Stammspieler.

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Man kann schon von einem Aufreger sprechen: Knapp 800 Postings fanden sich in den STANDARD-Foren zu Adis Jasics Entscheidung, statt für Österreich künftig für Bosnien-Herzegowina spielen zu wollen, sowie zum Folgeartikel. Zuvor war der 20-jährige Kärntner nur Fußballinsidern ein Begriff gewesen, der WAC-Profi hatte alle Jugendauswahlen des ÖFB durchlaufen und galt als eines der größten Talente auf der hierzulande eher dünn besetzten Position des Außenverteidigers.

Die Forenmeinungen zu Jasics Abschied gingen jedenfalls weit auseinander, von genereller Kritik an verspäteten Nationenwechseln über Bemerkungen, dass Österreichs Fußballbund beim gebürtigen Deutschen Paul Wanner Ähnliches versucht, bis zu Spekulationen über die wahren Beweggründe.

Also hat Der STANDARD nachgefragt, warum Jasic denn lieber für Bosnien spielen wolle. "Ich hab schon länger darüber nachgedacht, und es hat mich immer ein bisschen mehr nach unten gezogen", sagt er. "Unten", das weiß jeder mit vom Balkan stammenden Freunden, das ist die Heimat der Eltern. Jasic sagt weiter: "Ich habe früher immer die Spiele verfolgt und bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass ich lieber dort spielen will."

Herzensentscheidung

Der bosnische Verband habe auch nicht mehr als der österreichische gemacht, es sei schlicht eine Herzentscheidung gewesen. Ob der ÖFB etwas anders hätte machen können, um das Talent an Rot-Weiß-Rot zu binden? Jasic: "Ich glaube nicht."

Für ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel hatte es einen "fahlen Beigeschmack", dass Jasic zuvor während seiner Wehrpflicht einen Platz im Heeressportzentrum in Anspruch genommen hatte. Darüber hat Jasic "gar nicht nachgedacht. Die Entscheidung hätte auch schon vorher fallen können, das war nicht wegen des Bundesheeres."

Schöttel bemängelte auch, dass ihm Jasic seine Entscheidung über einen Berater mitgeteilt habe. Jasics Erklärung: "Ich wollte nicht zu viel darüber nachdenken und mich auf die Saison konzentrieren, deswegen habe ich ihm gesagt, dass er es machen soll. Dass ich einen freien Kopf habe und mit niemandem über die Entscheidung diskutieren muss."

Hoffnung auf Einsätze

Auch die Spekulationen im STANDARD-Forum, dass erlittener Rassismus eine Rolle gespielt haben könne, kann Jasic entkräften. Er werde zwar trotz seiner Kärntner Geburt "schon auch als Ausländer gesehen", aber: "Wenn ich nach Bosnien zurückkomme, bin ich auch eher ein Ausländer."

In der bosnischen A-Nationalmannschaft hofft Jasic auf Einsätze, aber: "Mal schauen, wie es sich ergibt." Sollte der vielseitig einsetzbare Kicker wie meist beim WAC als Rechtsverteidiger auflaufen wollen, müsste er im bosnischen Team an zwei Kickern vorbei, die er aus Österreichs Bundesliga bestens kennt: Salzburgs Amar Dedic und Sturms Jusuf Gazibegovic. (Martin Schauhuber, 29.3.2023)