Laut AKH kommen Unterbringungen von Patientinnen und Patienten auf dem Boden nur in Ausnahmefällen vor.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Am Mittwoch veröffentlichte der "Kurier" ihm zugespielte Aufnahmen aus der Uniklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH). Darauf sind Patienten abgelichtet, die in Gangbetten untergebracht sind. Hinzu kommt die Aufnahme einer Patientin, die auf einer Matratze auf dem Boden liegt. Die Bilder seien in der Nacht vom 13. auf 14. Februar entstanden.

Das AKH betonte laut "Kurier", dass eine Unterbringung auf dem Boden auf dieser Station nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit den Angehörigen vorkomme. In besagter Nacht seien 29 statt der vorgesehenen 28 Patienten zu versorgen gewesen. Bei der Unterbringung auf dem Boden gehe es darum, zu verhindern, dass Patienten, die nach Unfällen verwirrt oder unruhig sind, aus dem Bett fallen, hieß es in einer Mitteilung des AKH, die der "Kurier" zitierte.

Es handle sich um das gelindeste Mittel zur Abwehr von Fremd- und Selbstgefährdung. Bei einer Unterbringung im Zimmer sei keine "lückenlose Beobachtung der unruhigen Patienten durch das Pflegepersonal möglich", wird eine Sprecherin des AKH zitiert.

Tochter der Patientin: "Beste Lösung"

Auch die Tochter der Frau bekräftigte im Gespräch mit der APA, dass dies "die beste Lösung" für ihre Mutter gewesen war. Die demente Frau habe vergessen, dass die nach einem Bruch nicht aufstehen darf, weshalb die Lagerung am Boden "eine Vorsichtsmaßnahme war". "Meine Mutter lag in der Nähe des Schwesternstützpunktes, sie konnte dort viel besser beobachtet werden als in einem Zimmer, wo die Tür geschlossen ist", sagte die Tochter.

Außerdem sei es "nur für eine Nacht gewesen". Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich trotz angespannter Personalsituation auch "wahnsinnig bemüht". "Es gab auch eine Sitzwache in der Nacht", betonte die Tochter. Dass Fotos ihrer am Boden liegenden Mutter angefertigt und Medien zugespielt wurden, "finde ich nicht in Ordnung", sagte die Frau.

Ärztekammer fordert Rettungsplan für Spitäler

Die Ärztekammer Wien forderte am Donnerstag einen Rettungsplan für die Spitäler in der Bundeshauptstadt. "Wir haben dem Wiener Gesundheitsverbund Anfang März einen detaillierten Themen- und Verhandlungsplan vorgeschlagen. Angesichts der Szenen, die sich auf der Unfallchirurgie am Wiener AKH abspielen, kann ich nur hoffen, dass die Gespräche rasch beginnen", sagte Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien.

Mit dem vorgeschlagenen Zeitplan würden die Verhandlungen noch vor dem Sommer abgeschlossen, so die Ärztekammer. "Das ist wichtig, weil bis spätestens Juli der Finanzausgleich und damit auch die Budgetmittel der Spitäler für die nächsten Jahre fixiert werden", betonte Ferenci.

Mahrer: "Hacker muss Verantwortung übernehmen"

Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer forderte, dass der zuständige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) "endlich die Verantwortung übernehmen" müsse. "Es kann nicht sein, dass im Wiener Gesundheitsbereich jede Woche eine neue Schreckensmeldung aufschlägt und dies seitens der politischen Verantwortlichen, allen voran von Gesundheitsstadtrat Hacker, schöngeredet wird", so die Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei, Gemeinderätin Ingrid Korosec.

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte nach den "schockierenden Fotos" den sofortigen Rücktritt von Hacker. "Es reicht jetzt endgültig", so Nepp in einer Aussendung. Er verwies unter anderem auf "hunderte Gefährdungsanzeigen durch Ärzte und Pflegepersonal. (APA, wisa, 30.3.2023)