Hatten auch schon mal unbeschwertere Zeiten zusammen: Florian Stetter als Christian Hansen betrügt seine Ehefrau Jana (Petra Schmidt-Schaller) mit einer Jüngeren.

Foto: ARD Degeto/Boris Laewen

Christians Gspusi Laura (Valerie Huber) in Janas Praxis.

Foto: ARD Degeto/Boris Laewen

Da ist es, das Haar, das alles ändert.

Foto: ARD Degeto/Boris Laewen

Oft reicht ja ein Haar in der Suppe, und das gesamte Essen ist ungenießbar. Und manchmal kann ein Haar auch der Auslöser für Ereignisse sein, die das gesamte Leben beeinflussen. In der neuen vierteiligen ARD-Serie "Ein Schritt zum Abgrund" – zu sehen als dreistündiger TV-Event am Samstag – verändert jenes Haar, das die toughe Ärztin Jana Hansen auf der Jacke ihres Mannes findet, nicht nur ihr Leben, sondern auch das vieler anderer.

Man ahnt, was kommt: Das blonde Haar gehört nicht ihr, sondern der Affäre ihres Mannes Christian, von der sie freilich nichts ahnte, obwohl das Gspusi schon ein Zeiterl läuft. Und natürlich ist diese Affäre blond, jung, hübsch. Und weil die ganze Geschichte in einem kleinen Kaff am Meer in Deutschland spielt, wissen auch Freunde und Arbeitskolleginnen von diesem Techtelmechtel, stecken mit Christian teils sogar unter einer Decke. Schockiert von der Entdeckung ist nur Jana, die sich in einer funktionierenden Ehe wähnte, in der es auch im Bett noch gut klappt. Ein klassischer Plot, an den sich die ARD jetzt heranmachte, Vorbild ist die erfolgreiche BBC-Serie "Doc Foster" .

Lügen und Rache

Petra Schmidt-Schaller spielt die gehörnte Ehefrau, die kein Opfer sein will. Und die sich mehr und mehr ihren Rachegelüsten hingibt. Mit einer Affäre ihres Mannes – Florian Stetter in der Rolle des untreuen Ehemanns kann hier keine Sympathiepunkte sammeln – könnte sie leben, aber nicht mit seinen Lügen. Er streitet seine Liebschaft ab, was auch bei der nicht gut ankommt. Hat er der jungen Laura (lieb naiv: Valerie Huber) doch schon länger versprochen, seiner Frau endlich reinen Wein einzuschenken. Ein Klassiker.

Aber weil auch Jana nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen ist, sie alles andere als das arme, betrogene Hascherl sein will und generell nicht dazu neigt, ihre eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen, schmiedet sie Medea-gleich ihre Pläne, gespeist aus Schmerz, Enttäuschung und immer mehr Wut. Sie verführt Christians Freund und Geschäftspartner Frederick (Johann von Bülow), um an Christians Finanzen heranzukommen, zwingt eine Patientin, für sie zu spionieren, spielt Menschen gegeneinander aus.

Oberfläche und Klischee

Es hätte eine spannende Geschichte werden können, die die ARD und Regisseur Alexander Dierbach hier drei Stunden lang am Samstagabend auftischen. Wurde es aber nicht. Den Charakteren fehlt der Tiefgang, wir lernen sie nur recht oberflächlich und klischeehaft kennen. Inklusive ärgerlich-altmodischer Tipps der Freundin, doch in sexy Dessous zu investieren, um ihn zurückzugewinnen, oder ihn sich austoben zu lassen. Wegen Midlife-Crisis und so. Und das im Jahr 2023. Nein, danke. (Astrid Ebenführer, 31.3.2023)