Es gibt nun Medikamente, die erfolgreich beim Abnehmen helfen. Elon Musk twitterte vergangenen Herbst, dass er damit erfolgreich war. Der Wirkstoff wird als Lifestyle-Präparat gehandelt, gleichzeitig will die WHO das Präparat auf die Liste der unentbehrlichen Medikamente setzen.

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Seit Herbst sorgt ein Medikament für Furore, das erfolgreich beim Abnehmen helfen soll. Auch Celebrities greifen dazu, Elon Musk schrieb sogar auf Twitter darüber. Tatsächlich soll das Medikament sehr effektiv sein, DER STANDARD berichtete. Doch es gibt auch bereits Ungereimtheiten. Die "Abnehmspritze" startet nämlich derzeit als Lifestyle-Arzneimittel durch, immerhin ist das Abnehmen ein Millionengeschäft. Zahlreiche Fachleute, vor allem in den USA und Großbritannien, lobten das Medikament – und verschwiegen, dass sie dafür vom Hersteller Geld erhalten hatten, wie DER STANDARD informierte.

Tatsächlich sind die Medikamente zur Bekämpfung von Fettleibigkeit erstmals ein Gamechanger, mit dem man die schleichende Adipositas-Pandemie in den Griff bekommen könnte, sind sich internationale Expertinnen und Experten einig – wenn sie richtig eingesetzt werden. Das hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkannt. Sie diskutiert, diese erstmals auf die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel zu setzen. Über diesen und andere Vorschläge werde ein Expertengremium ab dem kommenden Monat beraten, sagte die WHO der Nachrichtenagentur Reuters. Die aktualisierte Liste soll im September veröffentlicht werden. Sie gilt unter anderem als Richtschnur für staatliche Beschaffungen in ärmeren Ländern. So trug die Aufnahme von HIV-Medikamenten auf der WHO-Liste Experten zufolge dazu bei, dass der Zugang zu den Arzneimitteln für Patienten in ärmeren Ländern wesentlich an Fahrt gewann.

Das Fehlen von Behandlungen zur Gewichtsreduzierung stelle eine Diskrepanz in der globalen Gerechtigkeit in Bezug auf die Gesundheitsversorgung dar, begründeten die Antragsteller. Weltweit sind der WHO zufolge über 650 Millionen Erwachsene fettleibig. In Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen lebten 70 Prozent der Betroffenen.

Bereits potentere Medikamente auf dem Markt

Der Antrag zielt auf den Wirkstoff Liraglutid, einen GLP-1-Rezeptor-Agonist, in Saxenda ab, einem Adipositas-Medikament von Novo Nordisk. Da das Patent dafür bald ausläuft, können künftig billigere Generika entwickelt werden. Saxenda muss einmal täglich als Injektion verabreicht werden. Das Mittel wirkt sich auf die an das Hirn gesendeten Hungersignale aus, wodurch man sich länger satt fühlt. Dennoch gibt es bislang keine Langzeitdaten zur Wirksamkeit und Sicherheit. Studien zufolge müssen Menschen das Medikament wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang einnehmen, um ihr Gewicht zu halten. Novo Nordisk sei nicht an dem Antrag beteiligt gewesen, teilte der dänische Hersteller mit. Die Überprüfung durch die WHO werde jedoch ausdrücklich begrüßt.

Mittlerweile sind neben Saxenda auch schon potentere Medikamente auf dem Markt, unter dem Markennamen Wegovy bzw. Ozempic. "Saxenda ist im Vergleich deutlich schwächer wirksam, also etwa nur halb so stark in der Gewichtsreduktion. Man muss es auch täglich spritzen und nicht nur einmal in der Woche", erklärt Jens Aberle, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

Die Verschreibung sollte jedoch auf jene fokussiert sein, die tatsächlich in das Anforderungsprofil für das Medikament fallen. Anja Hilbert, Professorin für Verhaltensmedizin und psychologische Leiterin der Adipositasambulanz am Universitätsklinikum Leipzig, betont: "Man sollte klar darstellen, dass dieses Medikament eine wirkliche Medizin und aktuell kein Lifestyle-Medikament ist. Es muss bei bestimmten Indikationen ärztlich verordnet und auch überwacht werden." (APA, kru, 30.3.2023)