Es klingt unromantisch, aber manchmal lässt sich später nicht mehr feststellen, wann oder wie eine Liebesbeziehung ihren Anfang nahm. Vor allem wenn es um eine Langzeitromanze geht, die sich locker über ein Jahrhundert erstreckt. So wie bei Uhren und Autos. Fix ist nur: Der Zeitmesser war lange vorher da und hat sich dann eine weitaus jüngere Geliebte geschnappt. So richtig losgegangen ist es wohl mit dem Aufkommen der ersten Autorennen, wo es darum ging, den Sieger mittels akkurater Zeitnehmung zu küren.

Affinitäten

Sehr früh mit an Bord war die Uhrenfirma TAG Heuer, deren Verbindung mit dem Autorennsport sich auf das Jahr 1911 zurückverfolgen lässt, als sie ein Bordinstrument für Fahrzeuge baute, den "Time of Trip", mit dem man erstmals die Streckenzeit direkt im Auto messen konnte. Bei TAG Heuer betont man gerne die Meriten der Uhrenfirma im Zusammenhang mit der Zeitmessung bei Rennen. Zum Beispiel das Automatic Car Identification Timing System (ACIT), mit dem man das erste Mal messen konnte, welchen Zeitabstand die Boliden untereinander hatten. Diese Technologie machte die Rennen für das TV-Publikum interessanter und die Formel 1 erst so richtig lukrativ. "Ich habe die F1 für dich zur Geldmaschine gemacht", soll Jack Heuer, der Urenkel des Firmengründers, einst zum legendären Formel-1-Chef Bernie Ecclestone gesagt haben. Womit er wohl nicht ganz unrecht hat.

Verbunden fühlen sich auch TAG Heuer und Porsche. Ausdruck dafür ist der Chronograf TAG Heuer Carrera x Porsche.
Foto: Hersteller

Wie autoaffin TAG Heuer bis heute ist, zeigt sich auch in der seit 2021 offiziellen Kooperation mit dem Sportwagenhersteller Porsche. Daraus entstanden ein paar recht hübsche Zeitmesser. Darunter Chronografen, die einem der legendärsten Porsche Modelle und dem ersten 911 mit dem Namen Carrera Tribut zollen: dem Porsche 911 Carrera RS 2.7, der 2022 sein 50-jähriges Jubiläum feierte. So demonstrieren die TAG Heuer Carrera x Porsche Limited Modelle die charakteristischen Merkmale, die sowohl den Sportwagen aus dem Jahr 1972 als auch den Chronografen aus dem Jahr 1963 zu zeitlosen Objekten machen.

Autoklassiker, Uhrenklassiker

In einer auffälligen Zwei-Farbton-Ästhetik gehalten, basieren die Ticker auf dem 42-Millimeter TAG Heuer Carrera-Chronografen mit seinem Tricompax-Layout, dem Chronografen-Minuten- und -Stundenzähler bei 3 und 9 Uhr, der permanenten Sekundenanzeige und dem Datumsfenster bei 6 Uhr. Dazu passend hat die Marke seinen Stahl-Chronografen mit seinem fortschrittlichsten Uhrwerk ausgestattet, dem hauseigenen Calibre Heuer 02 mit einer Gangreserve von 80 Stunden.

Dass Autoklassiker und Uhrenklassiker zusammenpassen, beweist auch Breitlings Top Time Classic Cars-Familie. Sie war 2021 eine Bestseller-Kollektion und derart erfolgreich, dass Breitling quasi keine andere Wahl hatte, als sie zurückzubringen – diesmal mit noch mehr PS. Breitling hat schließlich schon jede Menge Erfahrung in diesen Dingen. Man hat bereits mit einigen der coolsten Namen der Auto- und Motorradindustrie eine Partnerschaft geschlossen, um Top Time Designs zu kreieren – mit Marken wie Deus Ex Machina und Triumph Motorcycles bei Motorrädern und mit Chevrolet Corvette und Shelby Cobra bei Autos.

Breitlings Top Time Classic Cars-Familie ist um ein Mitglied reicher: Der Neuzugang ist ganz dem legendären Ford Thunderbird gewidmet.
Foto: Hersteller

Und eben auch Ford: Dem Mustang hat man schon die Ehre erwiesen, nun wird diese dem Ford Thunderbird zuteil. Das Modell kommt mit einem roten Armband und einem strahlend weißen Zifferblatt daher, das den Blick auf das Thunderbird-Logo in der Farbe Petrol und auf die roten Chronografenzeiger lenkt. Zu den Designelementen der 41-Millimeter-Edelstahluhr gehören – selbstverständlich – die Tachymeterskala für die Geschwindigkeitsmessung sowie die kontrastreichen, eckig abgerundeten Hilfszifferblätter, die an Anzeigen auf den Instrumententafeln klassischer Fahrzeuge erinnern.

Leicht und funktional

Der sportliche Zeitnehmer hat – wie jetzt alle seine Brüder aus der Kollektion – einen leistungsstarken Motor unter der Haube: das Breitling-Manufakturkaliber 01. Es bietet eine Gangreserve von ca. 70 Stunden.

Welch regen und befruchtenden Austausch es zwischen Autobauern und Uhrenherstellern gibt, zeigt auch die Laureato Green Ceramic Aston Martin Edition von Girard-Perregaux. Der elegante Zeitmesser lehnt sich nicht nur farblich – British Racing Green – an die Vehikel der britischen Automarke Aston-Martin an. Weil die Sportwagen zum einen für leistungsstarke Motoren und zum anderen für edle Konturen und leichte Bauweise stehen, hat man bei Girard-Perregaux das neue Modell mit skelettierten Stunden- und Minutenzeigern in Stabform ausgestattet, die leicht und funktionell sind. Material der Wahl bei Gehäuse und Armband ist Keramik, die sich mittlerweile auch in der Haute Horlogerie fest etabliert hat: Dieses leichte, nahezu unverwüstliche Material – es ist siebenmal härter als Stahl – besteht aus Zirkoniumoxid und Metalloxiden, wobei Letztere dem Ganzen seinen charakteristischen grünen Farbton verleihen.

Keramik für Gehäuse und Armband hat Girard-Perregaux für die Laureato Green Ceramic Aston Martin Edition gewählt. Die Anleihen an die Sportwagen von Aston Martin sind nicht zu übersehen.
Foto: Hersteller

Das Zifferblatt wiederum ist mit einer Kreuzschraffur dekoriert. Dieses rautenförmige Muster geht auf das Markenlogo von Aston Martin aus den Jahren 1921 bis 1926 und das Motiv der gesteppten Sitze verschiedener Hochleistungswagen der britischen Marke zurück. Die Laureato Green Ceramic Aston Martin Edition gibt es in zwei Größen: Das 42-Millimeter-Modell ist mit dem Kaliber GP01800 und die 38-Millimeter-Version mit dem Kaliber GP03300 ausgestattet. Beide Manufakturwerke verfügen über einen automatischen Aufzug und lassen sich durch einen Sichtboden bewundern. Konsequenterweise trägt dieser das Aston-Martin-Logo.

Hauchdünn

Ein anderes, weltberühmtes Logo ziert eine veritable Weltrekorduhr, die der Partnerschaft zweier nach Perfektion strebender Unternehmen entsprungen ist: Ferrari und Richard Mille. Die Automarke kennt jedes Kind. Aber die Uhrenmarke? Sie hat sich einen Ruf als Brand der Superreichen erarbeitet. Ihre Modelle schmücken die Handgelenke von Stars wie Pharrell Williams oder Raffael Nadal. Jedenfalls zählt sie zu den technisch innovativsten der Welt.

Was auch die RM UP-01 Ferrari beweist, die derzeit flachste mechanische Uhr der Welt. Mit einer Höhe von nur 1,75 Millimetern ist die RM UP-01 Ferrari nicht nur ein Triumph der Technik. Sie steht auch für einen neuen Ansatz in der Uhrmacherkunst. Ein Modell, das aus jahrelanger Arbeit, aus dutzenden Prototypen und mehr als 6.000 Stunden Entwicklungs- und Labortests hervorgegangen ist. Das Handaufzugswerk RMUP-01 mit Stunden, Minuten und Funktionswähler, soll Beschleunigungen von mehr als 5.000 g standhalten. Zum Vergleich: Bei 3 g ist es einem Menschen fast unmöglich aufzustehen. Dabei ist es nur 1,18 Millimeter hoch, wiegt 2,82 Gramm und verfügt über eine Gangreserve von 45 Stunden. Kurz: Ein Zeitmesser, der Ferrari in technischer Hinsicht würdig ist. Ob er es auch ästhetisch mit den roten Boliden aufnehmen kann? Darüber lässt sich streiten.

Weltrekord: Die RM UP-01 Ferrari von Richard Mille ist die derzeit flachste mechanische Uhr der Welt. Sie ist gerade einmal 1,75 Millimeter "hoch".
Foto: Hersteller

Zurück zur Königsklasse des automotiven Motorsports, der Formel 1. Wahre Uhrenfans zählen dort ja nicht die Siege von Verstappen, Hamilton & Co, sondern der jeweiligen Uhrenmarke. Bevor jetzt das große Stirnrunzeln beginnt, hier die Aufklärung: So gut wie jeder große Rennstall, der etwas auf sich hält, hat einen Uhrensponsor mit an Bord. Wenn also Max Verstappen seinen Boliden als Erster durchs Ziel lenkt, ist das (auch) ein Sieg für TAG Heuer, wenn Lewis Hamilton den ersten Podestplatz besteigt, dann auch IWC Schaffhausen. Aber egal wer den Siegespokal letztendlich hochstemmen darf, Rolex gewinnt jedes Rennen. Der Uhrenriese ist in der Formel 1 als einer der Hauptsponsoren omnipräsent, sponsert sozusagen gleich den ganzen Zirkus.

Krone im Motorsport

Denn Rolex hat eine fast schon symbiotische Beziehung mit der Formel 1: Rolex legte dem britischen Gentleman-Rennfahrer Sir Jackie Stewart schon vor über fünfzig Jahren eine Armbanduhr als Sponsor ans Handgelenk. Was uns zur Daytona bringt. Dieses Rolex-Modell, benannt nach der legendären Rennstrecke, zählt zu begehrtesten und bekanntesten Chronografen der Welt. Eine Ikone, die ihre Motorsport-DNA – von den markanten Totalisatoren bis hin zur Tachymeter-Lünette – nicht verleugnen kann.

Im Vorfeld der Watches & Wonders war bereits gemunkelt worden, ob Rolex heuer eine neue Daytona vorstellen werde. Kein abwegiger Gedanke, feiert der Chronograf 2023 doch seinen 60. Geburtstag. Am ersten Tag der Messe hatte das Rätselraten dann ein Ende: ja, es gibt neue Daytonas– Instagram brach fast zusammen, als die ersten Fotos der neuen Modelle die Runde machten. Das war zu erwarten.

Hier die Edelstahlversion der Daytona anno 2023. Zum 60er hat Rolex seiner Ikone ein überabeitetes Gehäuse und ein neues Chronografenwerk verpasst.
Foto: Rolex/Alain Costa

Zu erwarten war auch, dass man das Gehäuse (dezent) überarbeitet und dass der Oyster Perpetual Cosmograph Daytona, wie er mit vollem Namen heißt, ein neues Innenleben bekommt. Und zwar in Form des neuen Chronografenkalibers 4131, eine Weiterentwicklung des bisher verbauten 4130. Es zeichnet sich durch verbesserte Leistungen in Sachen Präzision und Gangreserve aus. Dabei hat man hier sogar gespart: die Chronografenfunktion kommt mit einer verringerten Anzahl von Komponenten aus, wodurch sich die Zuverlässigkeit entsprechend verbessert. Aktiviert wird der Stopper über ein Chronografenwerk mit Schaltrad und vertikaler Kupplung.

Erstmals ein Sichtboden

Die Brücken des Kalibers 4131 sind mit Rolex Côtes de Genève veredelt – einer Verzierung, die sich von den traditionellen Côtes de Genève durch eine feine, polierte Rille zwischen den einzelnen Streifen unterscheidet. Darauf ist man so stolz, dass man es im Platinmodell sogar durch einen Sichtboden bewundern kann – ein Novum bei Rolex. Zu erwähnen sei auch noch die Rolex eigene Chronergy-Hemmung, die einen hohen energetischen Wirkungsgrad mit großer Funktionssicherheit verspricht, das Paraflex-Antischocksystem und dass Werk und Uhr bei der hauseigenen Überprüfung härter rangenommen wird, als bei der COSC. Die Ganggenauigkeit eines in der Armbanduhr verbauten "Chronometers der Superlative" liegt laut Herstellerangaben bei –2/+2 Sekunden pro Tag. Mit der Cerachrom-Monoblock-Tachymeterlünette kann der Träger, die Trägerin Durchschnittsgeschwindigkeiten bis zu 400 Kilometer pro Stunde ermitteln. Das sollte für den Alltagsgebrauch auch völlig ausreichen. (Markus Böhm, 30.3.2023)