"Proteste sind normal", sagte Macron am Donnerstag zu Reportern. "Aber das bedeutet nicht, dass wir aufhören sollten", sagte er.

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Paris – Der französische Präsident Emmanuel Macron will sich auch von den massiven Protesten nicht von seinen Reformplänen wie der Erhöhung des Pensionsantrittsalters abbringen lassen. "Proteste sind normal", sagte Macron am Donnerstag zu Reportern. "Aber das bedeutet nicht, dass wir aufhören sollten", sagte er. "Nichts rechtfertigt Gewalt in einer demokratischen Gesellschaft."

Macron äußerte sich kurz vor der Vorstellung einer neuen Strategie im Kampf gegen Wasserknappheit, wie es sie im vergangenen Rekord-Dürre-Jahr in Frankreich gegeben hatte. Am Donnerstag präsentierte er bei einer Rede im Alpenort Savines-le-Lac seine nationale Wasserstrategie mit 50 Maßnahmen und rief dabei angesichts der monatelangen Dürre in Frankreich zum landesweiten Wassersparen auf.

"Wegen des Klimawandels werden wir bis 2050 etwa 30 bis 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung haben als heute. Deswegen müssen wir uns langfristig auf das Wassersparen einstellen", so Macron.

Zehn Prozent weniger Wasser bis 2030

Alle Sektoren sollen einen Plan vorlegen, um bis 2030 zehn Prozent weniger Wasser zu verbrauchen. Zudem sollen bis dahin zehn Prozent des Wassers aus Kläranlagen wieder genutzt werden. Derzeit wird in Frankreich nur ein Prozent des sogenannten Grauwassers wiederverwendet, in Spanien sind es 15 Prozent. Parallel dazu sollen die Vorschriften vereinfacht werden, um die Nutzung von Regenwasser zu fördern.

Die Wasserpreise sollen künftig gestaffelt werden, sodass ein allzu hoher Verbrauch teuer wird. "Das bedeutet nicht, dass das Wasser teuer wird", sagte Macron. Höhere Preise seien lediglich für "Komfortverbrauch" vorgesehen, betonte er, ohne Beispiele zu nennen.

Auch die französischen Atomkraftwerke sollen künftig weniger Wasser verbrauchen. "Wir müssen unsere Atomkraftwerke an den Klimawandel anpassen", sagte der Präsident. Künftige Investitionen sollen ermöglichen, "verstärkt mit geschlossenen Kreisläufen zu funktionieren", erklärte Macron. Im vergangenen Sommer mussten mehrere Atomkraftwerke gedrosselt werden, weil das Kühlwasser die Flüsse mit niedrigem Wasserstand zu sehr aufzuheizen drohte.

Finanzhilfen angekündigt

Laut Macron wird gut die Hälfte des aus der Natur entnommenen Wassers in Frankreich für die Stromproduktion genutzt. Das Umweltministerium hatte am Vorabend neue Zahlen vorgelegt, wonach die Atomkraftwerke dreimal weniger Wasser verbrauchen als bisher angenommen. Demnach machen die Atomkraftwerke nur zwölf Prozent statt wie bisher angenommen 31 Prozent am Gesamtwasserverbrauch aus.

Macron kündigte massive Finanzhilfen an, um einen effizienteren Wasserverbrauch durchzusetzen. Etwa 180 Millionen Euro sollen jährlich zur Verfügung stehen, um beschädigte Leitungen zu reparieren. Derzeit gehen etwa 20 Prozent des Wassers durch schadhafte Leitungen verloren, in manchen Regionen sogar bis zur Hälfte des Wassers.

Der Präsident verwies darauf, dass derzeit 80 Prozent der Grundwasserreserven nicht ausreichend gefüllt seien und bereits 15 Départements den Wasserverbrauch eingeschränkt hätten. Im Jänner und Februar hatte Frankreich erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen 32 Tage in Folge ohne Niederschlag erlebt.

Fokus auf andere Themen

Macron will sich damit wieder anderen Themen zuwenden, nachdem die Pensionsreform in den vergangenen Monaten landesweit heftige Proteste ausgelöst hat. Sie haben sich zuletzt verschärft und sind teils in Gewalt umgeschlagen, nachdem die Regierung den Gesetzesentwurf mit Sondervollmachten ohne Abstimmung durch das Parlament gebracht hatte.

Auch in Savines-le-Lac wurde Macron von Demonstranten empfangen, die gegen die geplante Erhöhung des Pensionseintrittsalters von 62 auf 64 Jahre protestierten. Auf einem Plakat stand "Macron tritt zurück!", auf einem anderen "Nimm deine Pension, nicht unsere". Örtlichen Medien zufolge wurden zwei Demonstranten verhaftet.

Streit ums Wasser

Aber auch Wasser ist in Frankreich ein großes Streitthema. Am Samstag war es bei einem Protest gegen den Bau eines großen Wasserreservoirs für die landwirtschaftliche Bewässerung im Westen des Landes zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Zwei Männer wurden schwer verletzt und lagen im Koma. Landwirte beharren auf großen Stauseen, um ihre Felder in diesem Sommer bewässern zu können. Umweltgruppen sehen darin eine Wasserverschwendung und kritisieren, dass sich die Bauern ein Gemeingut aneignen wollen. (APA, 30.3.2023)