Teuerung und unsichere Zeiten: Frauen zeigen immer häufiger Interesse an finanzieller Vorsorge.

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Die Themen rund um persönliche Finanzen, Altersvorsorge und Vermögensaufbau haben in den vergangenen Jahren an medialer Präsenz gewonnen. Auch die Teuerung und die in Summe unsicherer gewordene Lage sorgen dafür, dass Fragen rund ums Thema Geld und Vorsorge immer öfter in den Mittelpunkt rücken.

Frauen hinken in diesen Bereichen oft hinterher. Das zeigen Umfragen immer wieder. Der Umstand, dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten und in hohem Maße (unentgeltliche) Versorgungs-/Pflegeverpflichtungen innerhalb der Familie wahrnehmen, schlägt sich auf die finanzielle Freiheit und die Möglichkeit der Vorsorge nieder – ebenso wie der noch immer vorhandene Gehaltsgap.

Doch immer mehr Frauen setzen sich aufgrund der Aktualität des Themas mit ihrer finanziellen Lage und Vorsorgemöglichkeiten auseinander. Das zeigt eine Umfrage des Zahlungsdienstes Klarna. Demnach liegt der Anteil an Frauen in Österreich, die Interesse an den eigenen Finanzen zeigen, bei 67 Prozent. Der Anteil der Männer ist mit 66 Prozent etwas geringer. Betrachtet man diese Ergebnisse jedoch im internationalen Vergleich, sieht die Sache schon wieder anders aus. International schaffen es Frauen aus Österreich damit gemeinsam mit jenen aus Deutschland nur auf Platz sechs. Das größte Interesse weisen Finninnen mit 78 Prozent auf, gefolgt von Portugiesinnen (76 Prozent) und Polinnen (74 Prozent). Für die Umfrage wurden im vierten Quartal 2022 in 17 Ländern 21.770 Verbraucher befragt.

Frauen sind organisierter

Zwei Drittel der Österreicherinnen geben in der Klarna-Umfrage an, organisiert im Umgang mit ihren persönlichen Finanzen zu sein (65 Prozent). Bei den Männern geben dies nur 59 Prozent an. 71 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer in Österreich geben an, dass sie ihr Erspartes sicher auf einem Sparkonto verwahren. Den höchsten Anteil an Frauen, die sparen, haben mit 86 Prozent Großbritannien und die Niederlande.

52 Prozent der Österreicherinnen sparen für "unvorhergesehene Ausgaben". 38 Prozent sparen ihr Geld für den Urlaub. Obwohl Frauen aufgrund des Gender-Pay-Gaps eher mit einer geringen Pension rechnen müssen, sparen nur 26 Prozent für ihre Altersvorsorge, was den dritten Platz der Sparziele von Frauen in Österreich ausmacht. Bei den Männern geben 42 Prozent an, für ihre Altersvorsorge zu sparen, womit die Altersvorsorge bei ihnen hinter "unvorhergesehenen Ausgaben" an zweiter Stelle steht.

Sparen und Investieren

33 Prozent der Frauen geben an, ihr Erspartes darüber hinaus auch zu investieren. Ihre Top drei der bevorzugten Anlageformen sind Investmentfonds oder ETFs (61 Prozent), Aktien (50 Prozent) und Wertpapiere (26 Prozent). Im Gegensatz dazu geben 44 Prozent der Männer an, ihr Geld zu investieren. Ihre bevorzugten Anlageformen unterscheiden sich kaum von denen der Frauen: 64 Prozent investieren in Aktien, 62 Prozent in Investmentfonds oder ETFs und 27 Prozent in Wertpapiere. 15 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen geben an, weder Geld zu sparen noch zu investieren.

Finnland sticht auch noch bei einem anderen Punkt hervor. 78 Prozent der Finninnen geben in der Umfrage an, sich für die persönlichen Finanzen zu interessieren – damit liegen sie sogar deutlich vor den finnischen Männern (70 Prozent). Mit 45 Prozent hat Finnland darüber hinaus den größten Anteil an Frauen, die ihr Geld investieren. Als weiteres skandinavisches Land folgt Schweden mit 43 Prozent. Mit sechs Prozent Unterschied zwischen Frauen und Männern hat Finnland auch den geringsten Gender-Gap unter den Befragten, die ihr Erspartes investieren. Österreich liegt gemeinsam mit Irland mit einem Unterschied von elf Prozent zwischen Frauen und Männern, die investieren, noch vor Deutschland (19 Prozent) auf Platz fünf.

Ungleichheit weiter groß

"Finanziell eigenständig zu sein macht Frauen stark und unabhängig", sagt Karoline Bliemegger, Finanzexpertin bei Klarna. Es mangle hier noch immer deutlich an Akzeptanz und der Förderung von Gleichberechtigung. Frauen verdienen weniger, erhalten weniger Pension und verfügen über weniger Vermögen. "Umso wichtiger ist es, dass Frauen sich mit den eigenen Finanzen auseinandersetzen und mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit Geld entwickeln", fasst Bliemegger die Ergebnisse zusammen. (Bettina Pfluger, 31.3.2023)