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Wolfgang Sobotka (ÖPV) im Empfangsalon der mit vier großen Bildern von Heimo Zobernig ausgestattet wurde: "Blau", "Indigo", "Türkis" und "Violett", für die netto 71.000 Euro bezahlt wurden.

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Noch bevor das generalsanierte Parlament im Jänner feierlich eröffnete, sorgte die von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) beauftragte Ausstattung mit Kunst schon im Herbst für Diskussionen. Wie berichtet, hatte es für dieses Kunst-am-Bau-Projekt keinen öffentlichen Wettbewerb gegeben und war Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums, ohne Ausschreibung zum Kurator bestellt worden.

Eine rechtlich zulässige Vorgehensweise, die wahlweise als unzeitgemäß oder undemokratisch kritisiert wurde und auch in den Reihen der FPÖ für Aufregung sorgte. Unter dem Betreff "Die Kunst der Freund(erlwirt)schaft" richtete Thomas Spalt, Kultursprecher der FPÖ, deshalb am 30. November eine ausführliche schriftliche Anfrage an Sobotka. Seit dieser Woche liegt die Beantwortung vor, die summarisch auf 38 Fragen eingeht. Eine Frechheit, reagiert Spalt, denn "sie lässt mindestens die Hälfte der Fragen offen".

Einflussnahme "offensiv angeregt"

Vorweg: Eine im Umfeld des Projektes erfolgte Annahme von Geschenken von Hans-Peter Wipplinger, dessen Lebensgefährtin und Projektmanagerin Susanne Längle oder auch den involvierten Künstlern verneint Sobotka.

"Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler sowie die gezeigten Werke" oblag ausschließlich Wipplinger, "auch wenn von einigen Seiten eine Einflussnahme auf die Kuratierung sehr offensiv angeregt wurde", wie es in der Beantwortung betont wird.

Wer eine Beeinflussung angeregt haben soll, war aus Sobotkas Umfeld nicht in Erfahrung zu bringen. Gemeint sein könnten Stellungnahmen der vom Nationalrat beauftragten Architektenjury, die im Frühjahr 2022 die von Wipplinger für die neuen Stiegenhäuser ausgewählten "tapetenartigen, großflächigen Wandinterventionen" monierten, die das architektonische Konzept völlig relativieren würden.


"Die Ausrufung der Republik 12.11.1918" titelt die Arbeit von Brigitte Kowanz, die sich mit netto 110.000 Euro zu Buche schlug. Die Lichtinstallation befindet sich in einem Ausschusslokal, das bei Führungen durch das Parlament nicht berücksichtigt wird.

Gegenstand der Beantwortung sind auch die von der FPÖ erfragten "Honorare", die "das Parlament an die einzelnen Künstler für diese Kunstwerke bezahlte". Sie liegen netto (exkl. Mwst.) in einer Größenordnung von etwa 74.000 Euro für die Gestaltung der Stiegenhäuser von Martina Steckholzer (Installation mit Seilen) oder Esther Stocker (Wandmalerei "Galaxie") bis zu 227.400 Euro für den Wandfries von Peter Sandbichler, der weiters vier Podien aus Holz (91.000 Euro) beisteuerte.

Für Heimo Zobernigs Beiträge fielen 108.000 Euro (Schriftzüge Metall) an sowie 71.000 Euro für vier Bildtafeln in Blau, Indigo, Türkis und Violett als Referenz an den so genannten "Blauen Salon". Noch offen ist die Umsetzung eines Entwurfs von Erwin Wurm.

Denn die für den Vorplatz des Parlaments geplante 13 Meter hohe Skulptur war von der für Architektur und Stadtgestaltung zuständigen Magistratsabteilung nicht genehmigt worden. Alternativ soll nun um 200.000 Euro eine Skulptur für den Innenbereich realisiert werden.

FPÖ sieht "Family-Business" bestätigt

Die vorläufigen "Anschaffungskosten der In-Situ Arbeiten" liegen mit 1,44 Millionen Euro folglich etwas unter den ursprünglich budgetierten 1,8 Millionen Euro. Die in den "Jahren 2021 und 2022" angefallenen Leistungen von Hans-Peter Wipplinger als Kurator und Susanne Längle als Projektmanagerin wurden mit "insgesamt 85.260 Euro netto" abgegolten. Über "das Jahr 2022 hinaus gehende finanzielle Ansprüche" der beiden werden verneint.

Die FPÖ sieht sich in ihrer Annahme eines "eigenmächtigen Auftrags" der Kategorie "Family-Business" bestätigt. Der Nationalratspräsident inszeniere "sich gerne als kunstsinniger Mensch", aber hier habe er "jede Sensibilität vermissen lassen und sich benommen wie ein Elefant im Porzellanladen". "Die Kunst, die Sobotka am besten beherrscht", resümiert Thomas Spalt, sei "die Kunst der Freunderlwirtschaft." (Olga Kronsteiner, 31.3.2023)