Alibaba-Gründer Jack Ma ist nach langer Funkstille zurück.

Foto: Reuters / Charles Platiau

Er ist wieder da. Rund zwei Jahre war Chinas schillerndster Firmengründer von der Bildfläche verschwunden. Anfang dieser Woche wurde Jack Ma bei einer Diskussion mit Hochschulprofessoren in seiner Heimatstadt Hangzhou gezeigt. Flankiert wurden die Bilder von der Meldung, dass der Megakonzern Alibaba nun in sechs Einheiten aufgespaltet werde: E-Commerce (Taobao), Medien Cloud, Logistik (Cainiao), lokale Dienste, globales Geschäft und Unterhaltung. So soll der Konzern agiler werden. Außerdem erhofft man sich mehr Geld von Anlegern, da diese nun gezielter in bestimmte Sektoren investieren können.

Mas Auftreten in der Öffentlichkeit und die gleichzeitige Bekanntgabe der Aufspaltung des Firmenimperiums lassen den Schluss zu, dass die chinesische Regierung die Kontrolle über den Techsektor gewonnen hat. Ma hatte im November 2020 das traditionelle chinesische Bankensystem ungewöhnlich scharf und direkt kritisiert. Damals stand der Börsengang von Mas Firma Ant Financial kurz bevor, mit dem er das chinesische Finanzsystem revolutionieren wollte. Nach der Rede verschwand Ma von der Bildfläche, und der Börsengang von Ant wurde abgesagt.

Daraufhin war Jack Ma nur selten in der Öffentlichkeit gesichtet worden: Meist wurde er bei der Ausübung seiner Hobbys zum Beispiel der Seidenmalerei gezeigt. Auch seinen Status als reichster Chinese büßte er ein. Sein Vermögen wird aber noch immer auf 33 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Verschwinden hat Methode

Das "Verschwinden" von einflussreichen Milliardären und Firmenbossen hat in China Methode. Immer wieder nimmt die Kommunistische Partei unliebsame Persönlichkeiten aus der Öffentlichkeit und lässt sie nach einiger Zeit geläutert wieder auftreten. Derzeit ist der Investmentbanker Bao Fan "verschwunden".

Jack Ma arbeitete in 1990er-Jahren in seiner Heimatstadt Hangzhou. 1999 gründete er mit 17 Freunden das Unternehmen Alibaba und arbeitete zunächst von seinem Wohnzimmer aus. 2003 schlug er ein Übernahmeangebot des Konzerns Ebay aus und drängte mit seiner Konkurrenzplattform Taobao die Amerikaner aus dem chinesischen Markt. In den folgenden Jahren wuchs Alibaba zu einen Milliardenkonzern heran, der seine Tätigkeiten auf immer mehr Bereiche ausweitete. Ant Financial war der Versuch, das starre Kreditsystem Chinas aufzubrechen.

Beobachter gehen davon aus, dass Mas Kritik am Bankensystem für Xi Jinping Anlass war, die Macht der Techkonzerne zu beschränken, die durch das Datensammeln von hundert Millionen Chinesen immer mächtiger geworden waren. Gegen den Konzern verhängten die chinesischen Regulierungsbehörden eine Strafe in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar wegen "monopolistischen Verhaltens".

Suche nach internationalem Kapital

Eine Rolle bei der Rehabilitierung Mas soll der neue chinesische Ministerpräsident Li Qiang gespielt haben. Der Nachfolger von Li Keqiang soll Ma mehrfach dazu aufgefordert haben, wieder in Erscheinung zu treten. Ein Motiv dürfte wohl auch sein, wieder mehr internationales Kapital in den gebeutelten chinesischen Techsektor fließen zu lassen. Die Investmentbank JPMorgan hatte nach dem Verschwinden von Ma den chinesischen Techsektor als "uninvestierbar" bezeichnet.

Das Wiedererscheinen von Jack Ma auf der Bildfläche und die Ankündigung der Aufspaltung des Konzerns deuten darauf hin, dass die Regierung nun ihre Macht über den Sektor konsolidiert hat.

Die Finanzmärkte werteten die Ankündigung als positives Signal. Die Aktie von Alibaba hatte in den vergangenen drei Jahren rund 80 Prozent von ihrem Hoch eingebüßt und ist seit Anfang der Woche rund 20 Prozent im Plus. (Philipp Mattheis, 1.4.2023)