Kiffen und Schizophrenie sind keine gute Kombination. Der Cannabis-Konsum erhöht die Rückfallgefahr stark.

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Cannabis wird einerseits gehypt, andererseits wird viel über seine Schädlichkeit diskutiert. Besonders vorsichtig sollte man mit der Droge sein, wenn eine Vorgeschichte mit psychischen Erkrankungen besteht. Der Konsum von Cannabis kann etwa bei Gefährdeten Schizophrenie-Erkrankungen auslösen. Hat man bereits eine schizophrene Episode erlebt, ist der Konsum von Cannabis hochgefährlich und führt zu drastisch mehr Rückfällen, wie eine Studie mit Beteiligung von Fachleuten der Innsbrucker Universitätsklinik zeigt, die im "Schizophrenia Bulletin" publiziert wurde.

"Bei Patienten, die sich in einer Remission nach einer ersten Episode von Schizophrenie, von schizophreniformen oder schizoaffektiven Störungen befinden, erhöht Cannabis-Konsum die Häufigkeit von Rückfällen", schreibt das Autorenteam, zu dem auch der Psychiater und Rektor der Med-Uni Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, gehört. Dies gelte sowohl für Patienten, die den Therapieempfehlungen folgten und antipsychotisch wirkende Medikamente einnahmen, als auch für jene, die das nicht täten.

Die internationale Wissenschaftergruppe mit Erstautorin Linda Levi vom Sheba Medical Center in Ramat Gan in Israel hat die Daten aus einer europäischen Studie zu den ersten Episoden von Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises analysiert. Die Behandlungsergebnisse waren insgesamt gut. "Nach zehn Wochen antipsychotischer Behandlung erfüllten 282 von 446 Patienten, also 63 Prozent, die Kriterien einer Remission", schreiben die Forschenden. 134 der Patienten ohne Symptome konnten ein Jahr lang beobachtet werden. Die Experten analysierten unter anderem den zeitlichen Zusammenhang zwischen Cannabis-Gebrauch und Krankheitszeichen bzw. Rückfällen unter verschiedenen Gesichtspunkten.

Dreifach erhöhtes Rückfallrisiko

Dabei stellte sich ein deutlicher Effekt des Suchtgiftgebrauchs heraus. Verglichen mit Patienten, die Cannabis nicht konsumierten, zeigten die Erkrankten mit Cannabis-Gebrauch ein um den Faktor 3,03 erhöhtes Risiko für einen Rückfall. Auch bei Patienten, die ihre antipsychotisch wirkenden Medikamente regelmäßig einnahmen, war das Rückfallrisiko um den Faktor 2,89 höher. Die Antipsychotika konnten den Cannabis-Effekt nicht ausgleichen.

Die Forschenden betonen in ihrer Zusammenfassung, dass der zeitliche Zusammenhang zeigte, dass Cannabis-Konsum jeweils einem Rückfall vorausging. Cannabis wurde nicht erst dann konsumiert, wenn der Rückfall schon im Gang war.

Dass häufiger Cannabis-Konsum psychotische Erkrankungen, vor allem Schizophrenie, auslösen kann, ist seit langem bekannt. "Unter schwedischen Heeresrekruten, die man von 1969 bis 1983 beobachtete (...), fand man bei Personen mit starkem Cannabisgebrauch ein dreimal höheres Schizophrenierisiko als bei Cannabis-Abstinenten", schrieben vor kurzem Holly Elser und ihre Co-Autoren in einer Studie in "JAMA Network Open". (APA, kru, 3.4.2023)