Im Gastblog teilt Barbara Buchegger ihre Überlegungen, wie Kindern ein möglichst sicherer Umgang mit Künstlicher Intelligenz beigebracht werden kann.  

Frage: Im Moment wird ja ständig über Künstliche Intelligenz und Programme wie ChatGPT geredet. Jetzt haben mich meine Kinder gefragt, ob sie das auch mal ausprobieren können, aber ich kenne mich ja selbst nicht damit aus. Und sind sie mit sieben und neun Jahren nicht noch ein bisschen zu jung dafür?

Barbara: Auch wenn neue Anwendungen wie ChatGPT gerade viel Aufmerksamkeit erregen: Eigentlich haben unsere Kinder im Alltag schon längst mit Künstlicher Intelligenz zu tun. Sie sind in Suchmaschinen und Sozialen Netzwerken mit Algorithmen konfrontiert; sie nutzen Navigationssysteme und Sprachassistenten wie Siri oder Alexa; und sie sind an bearbeitete Bilder und Filter gewöhnt.

Gleichzeitig ist gerade Kindern oft nicht bewusst, wo überall Künstliche Intelligenz dahintersteckt. Solche Technologien werden in Zukunft aber eine immer größere Rolle spielen. Deshalb ist es wichtig, dass sie wissen, was KI ist und wie sie funktioniert – und das lernen sie am besten durch Ausprobieren und Experimentieren. Wenn sich Ihre Kinder von sich aus für KI interessieren, umso besser! Je mehr sie sich damit auseinandersetzen, desto kompetenter werden sie künftig mit diesen Anwendungen umgehen können.

Als Einstieg gemeinsam KI-Bilder erstellen

Was an neuen Systemen wie ChatGPT so besonders ist: Sie bieten uns immer mehr Anwendungsmöglichkeiten und lassen sich zugleich sehr einfach bedienen. Statt komplizierte Programmiersprachen zu verwenden, geben wir der KI einfache Befehle und können damit auch sehr komplexe und kreative Aufgaben lösen. Wie man solche Befehle ("Prompts") gut formuliert, muss man natürlich trotzdem lernen – denn je genauer die Anweisung, desto besser das Ergebnis. Und hier können Sie gut mit Ihren Kindern ansetzen.

Von einem gemeinsamen Spielen mit künstlicher Intelligenz können Eltern und Kinder profitieren.
Foto: www.istockphoto.com/de/portfolio/MTRomieri

Zum Ausprobieren sind beim Alter Ihrer Kinder zum Beispiel Bilderstellungstools wie Midjourney oder Dall-E gut geeignet. Diesen Programmen können sie Textanweisungen geben, aus denen dann Bilder generiert werden. Ich empfehle Ihnen zum Einstieg Dall-E, das ebenso wie ChatGPT von der Firma OpenAI stammt. Sie richten sich einen Account ein und können dann ein paar Bilder kostenlos erstellen. Für den Anfang sollte das reichen, und Sie werden sehen: Sich gemeinsam damit herumzuspielen, macht richtig Spaß!

Wenn Tools wie Dall-E Neuland für Sie sind, lassen Sie sich ruhig von Ihren Kindern inspirieren: Kinder haben bei neuen Technologien ja oft viel weniger Berührungsängste als Erwachsene und probieren einfach drauflos. Dadurch gelingt es ihnen bei KI-Programmen manchmal erstaunlich schnell, gute Prompts zu formulieren. Da können wir Eltern uns durchaus ein bisschen was abschauen.

Verantwortungsvoll mit KI-Anwendungen umgehen lernen

Wenn Sie sich mit Ihren Kindern in die Welt der KI begeben, gibt es natürlich auch ein paar Dinge zu beachten. Schauen Sie zum einen auf die Kosten – denn viele der neuen Angebote können nur kurz beziehungsweise mit Einschränkungen gratis genutzt werden und setzen dann auf Abos oder Premiummodelle. Lesen Sie also am besten immer das Kleingedruckte!

Abgesehen davon ist es wichtig, dass Ihre Kinder mit den erstellten Bildern verantwortungsvoll umgehen. Auch wenn uns Tools wie Dall-E & Co. wirklich tolle, hyperrealistische Bilder liefern: Sie bilden nicht die Realität ab, sondern erstellen Fakebilder. Machen Sie Ihren Kindern klar, dass sie andere nicht mit solchen Fakebildern täuschen dürfen. Bei der Verbreitung "ihrer" Werke sollten sie immer darauf hinweisen, dass es sich um künstlich hergestellte Bilder handelt.

Achten Sie auch darauf, dass Ihre Kinder niemanden verunglimpfen. Das Experimentieren mit KI-generierten Bildern soll Spaß machen – aber nicht auf Kosten anderer. Sind Computerprogramme im Spiel, ist die Hemmschwelle für Beleidigungen oder negative Darstellungen oft niedriger. Doch auch solche Bilder können, einmal weitergeleitet, bei anderen Menschen großen Schaden anrichten. Helfen Sie Ihren Kindern gegebenenfalls, ihrem Ärger auf andere Weise Luft zu machen und sprechen Sie darüber, welche Bilder in Ordnung sind und welche nicht. Meist haben Kinder in dem Alter schon ein gutes Gefühl dafür!

Künstliche Intelligenz und Urheberschaft

Auch wenn Ihre Kinder natürlich stolz sein dürfen auf die Bilder und ihre konkreten Ideen dazu: "Das habe ich gemacht" stimmt bei KI-Anwendungen nur bedingt. Um unsere Ideen umzusetzen, wurde die KI schließlich im Vorfeld mit Millionen von Bildern trainiert, die andere Personen gemacht haben. Hinter jedem KI-generierten Bild steht also die Arbeit von sehr vielen Menschen – das sollten wir auch unseren Kindern bewusst machen. Schließlich ist die Urheberschaft von KI-Werken ein kompliziertes Thema, das in Zukunft wohl noch viele Fragen aufwerfen wird. (Barbara Buchegger, 18.4.2023)

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