Für Politologe Peter Filzmaier haben die drei zur Salzburg-Wahl veröffentlichten Umfragen "keine Aussagekraft. Wenn eine stimmt, dann ist es Zufall."

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Laut Umfragen hat Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) mit Verlusten bei der Wahl am 23. April zu rechnen.

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Der Abend der Landtagswahl in Kärnten vor einem Monat hatte nicht nur für Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) eine bittere Pille parat, sondern auch für die Meinungsforschung. Vier von sechs Parteiergebnissen haben die Umfrageinstitute zwar gut "erwischt", bei SPÖ und ÖVP sind sie aber danebengelegen. Sowohl der massive Absturz der Roten als auch der Erfolg der Schwarzen hatte sich in keiner der publizierten Umfragen so abgezeichnet.

Was war geschehen? Eine stichhaltige Erklärung hatte Meinungsforscher Peter Hajek für die Abweichungen seiner Umfrage vom Wahlergebnis am Tag nach der Wahl nicht. "Wir werden die ganze Studie zerlegen", kündigte er damals im STANDARD-Gespräch an.

Gesagt, getan. Hajek hat den Datensatz der Universität Wien übergeben, doch auch diese habe "keinen statistischen Fehler" entdeckt, sagte Hajek diese Woche in der ORF-Sendung Report. Er spekuliert nun, dass der Anteil der online befragten Menschen zu hoch war oder der ländliche Raum nicht gut genug abgedeckt wurde.

"Keine Aussagekraft"

Mit der Landtagswahl in Salzburg am 23. April steht der Meinungsforschung die nächste Bewährungsprobe bevor. Bisher wurde dazu nur eine nicht von einer Partei in Auftrag gegebene Umfrage veröffentlicht – ebenfalls von Hajeks Institut Public Opinion Strategies. Laut der Erhebung kann die ÖVP mit 33 Prozent (2018: 37,8) rechnen. Die SPÖ liegt demnach bei 17 Prozent (2018: 20), die FPÖ bei 25 Prozent (2018: 18,8), Grüne und Neos bei neun (2018: 9,3) bzw. sieben Prozent (2018: 7,3).

Durchgeführt wurde die Umfrage, für die von 9. bis 16. März 800 Salzburgerinnen und Salzburger online und telefonisch befragt wurden, im Auftrag der Salzburger Nachrichten. Die Wahl war zu diesem Zeitpunkt noch weit entfernt. Hajek selbst räumt ein, dass die Umfrage mit Unsicherheiten behaftet ist.

Deutlichere Worte findet Politologe Peter Filzmaier im STANDARD-Gespräch: Die drei zur Salzburg-Wahl veröffentlichten Umfragen – nur jene von Hajek erfüllt auch die Qualitätskriterien des Verbands der Marktforschung im Hinblick auf die Befragungsmethode und die Anzahl der Befragten – hätten "keine Aussagekraft. Wenn eine stimmt, dann ist es Zufall." So unterschiedlich, wie diese seien, "ist es sogar wahrscheinlich, dass eine stimmt". So schwankt beispielsweise die ÖVP in diesen Umfragen zwischen 27 und 35 Prozent und die FPÖ zwischen 21 und 29 Prozent. Berücksichtigt man die Schwankungsbreite, beträgt die Differenz etwa 15 Prozentpunkte. "Das zeigt die Wertlosigkeit dieser Umfragen", sagt der Politologe.

Ein weiteres Problem sei, dass alle drei Umfragen vor der Intensivphase des Wahlkampfs durchgeführt wurden. "Jahrelange Erfahrungswerte" würden laut Filzmaier zeigen, dass ein Viertel der Wahlberechtigten erst in dieser Phase seine Wahlentscheidung treffen würde.

Gewissheit darüber, wie sehr die Prognosen ins Schwarze getroffen haben oder eben nicht, gibt es erst am Wahltag. (Sandra Schieder, 7.4.2023)