Buchlogistiker wickeln für Verlage die Auslieferung an den Handel ab, managen aber auch die Abrechnung. Die Karten in der Branche werden gerade neu gemischt.

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Hohe Kosten für Papier, Transport, Verpackung – gestiegene Preise haben die Buchbranche schon vor der seit dem Ukrainekrieg für alle spürbaren Teuerung erwischt. Mit der Inflation verschärfte sich das noch einmal, und es kamen auch höhere Personalkosten dazu. Leicht gestiegene Verkaufspreise im Handel sorgten zwar zuletzt für minimal höhere Umsätze (plus 0,9 Prozent), doch wiegen diese einerseits die Kostensteigerungen bei weitem nicht auf, und täuschen sie andererseits nur darüber hinweg, dass die Zahl abgesetzter Exemplare gesunken ist.

In dieser Phase sorgte die Insolvenz des zweitgrößten heimischen Buchauslieferers, der Medienlogistik Pichler-ÖBZ, im Jänner für weitere Unruhe. Von einem Erdbeben, das "vor allem für kleinere Verlage existenzgefährdend" werden könne, war wegen des damit verbundenen Zahlungsausfalls die Rede. Eine Schwächung der heimischen Szene wurde befürchtet. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) rechnete mit zwei Millionen Euro Schaden, rief nach Hilfe.

Hilfszahlungen noch im April

Die wurde von der Politik Mitte März angekündigt: 500.000 Euro als "Sonderförderung für Vertriebs- und Werbemaßnahmen bei Verlagen", die 2021, 2022 oder 2023 vom Kulturministerium gefördert wurden und "erhebliche Unsicherheiten bei der Verlagsauslieferung ihrer Buchbestände in Österreich haben". Je Antrag wurde eine maximale Sonderförderung von 150.000 Euro oder zehn Prozent des Inlandsumsatzes 2022 festgelegt. Dazu stieg die Verlagsförderung um 300.000 Euro auf 3,3 Millionen. Der HVB ist zufrieden, Verlagsinsolvenz drohe keine.

Wie viel die Verlage jeweils bekommen werden, wissen sie bisher nicht. Die Gelder sollen "jedenfalls noch im April" fließen, erklärt man dem STANDARD im Kulturministerium, die Antragsfrist läuft diesen Freitag aus. Und noch ein markantes Datum hielt die Osterwoche bereit: Am Donnerstag endete die Frist für Gläubiger zum Anmelden ihrer Forderungen beim Insolvenzverwalter. Erst nach Ostern wird laut diesem eine vollständige Übersicht der Forderungen möglich sein. Im Mai wird er dann das Sanierungskonzept vorstellen, und die Gläubiger werden um die Zustimmung zur Quote von 20 Prozent ihres Schadens gebeten.

Entscheidung im Mai

Insofern er nicht weiß, wie die Gläubiger sich dann entscheiden werden, kann Medienlogistik-Geschäftsführer Franz Lintner derzeit nicht viel sagen. Nur dass sein Unternehmen seit Mitte Februar wieder "im Normalmodus" arbeite, täglich einige Hundert Buchpakete versende und die überwiegende Zahl der bisher betreuten Verlage der Medienlogistik weiterhin die Treue halte. "Der Wille zur erfolgreichen Sanierung ist daher ungebrochen", ist Lintner positiv. Spätestens Ende Mai solle feststehen, wie es mit der Firma weitergehe.

Doch vielen Verlagen war das zu unsicher, sie haben inzwischen Tatsachen geschaffen. Die Styria beliefert den österreichischen Handel seit 1. April über Morawa, den größten heimischen Buchlogistiker. Dank der Kooperationsbereitschaft beider Auslieferer habe es keine "Reibungsverluste" beim Übergang gegeben, sagt Styria-Geschäftsführer Matthias Opis. Nachsatz: "Natürlich findet den Wechsel aber niemand gut. Besteht die Medienlogistik nicht fort, hat Morawa ein Monopol." Und Monopole könnten niemandem gefallen.

Neukunden für Konkurrenten

So sehr die Konkurrenz das Geschäft belebt, so sehr sorgt das Wanken des Konkurrenten bei Morawa also für klingelnde Kassen. Man habe große Anstrengungen unternommen, um vielen Verlagen möglichst gut zu helfen, sagt Geschäftsführer Wolfgang Rick. Mit wie vielen Neukunden er rechnet? Man sei in einigen Fällen noch in Gesprächen. Mittelfristig könnten es zehn bis 15 Verlage werden, schätzt Rick.

Auch Nikolaus Brandstätter ist per April zu ihm umgestiegen. Man hört aus den Worten des Verlegers Erleichterung. Denn die Turbulenzen der Medienlogistik hätten im Verlag Ressourcen gebunden, die dann in den relativ kleinen Strukturen der heimischen Häuser anderswo fehlten. "Etwa wenn es darum geht, sich um zukünftiges Geschäft zu kümmern."

Optimismus und Sparen

Also, Blick in die Zukunft: Den Schaden hat der Brandstätter-Verlag bisher aus eigener Kraft aufgefangen. Einschnitte bei Personal und Programm waren nicht nötig. Angesichts größerer anstehender Zahlungen wie Autorenabrechnungen und die Vorfinanzierung kommender Programme hofft Brandstätter aber auf "substanzielle" Unterstützung nicht nur vom Bund (man erfülle die Kriterien für die Maximalsumme), sondern auch von der Stadt Wien. Neben der Eigentümerfamilie mit ihrem Geld sind Sponsoren Teil des Krisenplans. Ein Programm, sie zu gewinnen, tüftelt er gerade aus.

"Als vom Verkauf unserer Bücher lebendes Unternehmen wollen wir nicht vom Fördertropf abhängig sein", sagt Opis. In dieser Ausnahmesituation hofft aber auch er auf rasches Fördergeld und Transparenz. Selbstverständlich müsse auch die Styria nun sparen, bisher habe es aber keine Einschnitte im Verlag gebraucht, auch zeichnen sich derzeit keine ab.

"Der Medienlogistik kann man nur das Beste wünschen", sagt Brandstätter. Wie viele Kunden ihr bleiben, wird da mitentschieden. (Michael Wurmitzer, 7.4.2023)