Die Vasa ist heute in einem eigenen Museum in Stockholm ausgestellt.
Foto: AP Photo/Scanpix Sweden, Anders Wiklund, File

Ganz neu war die Vermutung nicht. Als das Schiff aus dem 17. Jahrhundert 1961 gehoben wurde, fand man Überreste von Besatzungsmitgliedern, darunter einen Hüftknochen, der zu einer Frau zu gehören schien. Weil es nicht gelang, die Person zu identifizieren, nannte man sie "G". Bei den meisten Ertrunkenen dürfte es sich um Crewmitglieder gehandelt haben. Doch wer war dann die weibliche Person?

Die genaue Zahl der Personen an Bord sei bis heute nicht bekannt, sagt Maria Forsberg, die als Historikerin am Vasa-Museum arbeitet, gegenüber der Nachrichtenagentur "ssociated Press, "aber wir glauben, dass es etwa 150 Personen waren. Weitere 300 Soldaten sollten weiter draußen im Archipel an Bord gehen."

Seit 2007 arbeitet das Vasa-Museum mit der Abteilung für Genetik, Immunologie und Pathologie an der Universität Uppsala zusammen. Die Universität hatte die gefundenen Knochen bereits früher untersucht. Doch eine DNA-Analyse war bisher zu schwierig gewesen. "Es ist sehr schwer, DNA aus Knochen zu extrahieren, die 333 Jahre auf dem Grund des Meeres gelegen haben", sagt Marie Allen von der Universität Uppsala. Doch man habe in einem der Knochen kein Y-Chromosom gefunden.

Armeezentrum für DNA-Analyse

Um ganz sicher zu gehen, wandte man sich ans Armed Forces DNA Identification Laboratory in Delaware, das auf DNA-Forensik spezialisiert ist. "Mithilfe eines neuen Tests ist es gelungen, nachzuweisen, dass es sich tatsächlich um eine Frau handelt", sagt Allen.

Über ihre Rolle auf dem Schiff kann weiterhin nur spekuliert werden. "Es ist wahrscheinlich, dass sie eine Seemannsfrau war, die bei der Jungfernfahrt dieses neuen, beeindruckenden Schiffes dabei sein wollte", mutmaßt Maria Forsberg.

Das Deck der Vasa, die vollständig erhalten im Hafenbecken von Stockholm entdeckt wurde.
Foto: APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND

Die Vasa lief im Jahr 1628 erstmals aus und war erst einige Minuten auf dem Weg, als sie nach etwas mehr als einem Kilometer Fahrt plötzlich umkippte. Grund dafür war ein Konstruktionsfehler, der zu einer instabilen Lage auf dem Wasser führte – besonders raue See gab es an diesem Tag nicht. Über 30 Menschen starben bei dem Unglück, das nicht passiert wäre, wären die eigentlich vorgesehenen 300 Soldaten gleich zugestiegen. Sie hätten im Rumpf ein Gegengewicht zu den schweren Kanonen geboten.

Die Vasa hatte noch ein baugleiches Schwesterschiff, die Äppelt. Auch ihr Wrack wurde inzwischen gefunden. Die beiden Schiffe waren während des Dreißigjährigen Krieges in Auftrag gegeben worden. Die prestigeträchtigen Schiffe waren prunkvoll geschmückt und buntbemalt. Nach dem Untergang gab es einen Prozess, bei dem der Konstruktionsfehler festgestellt wurde. Der Konstrukteur war bereits vor dem Auslaufen verstorben, und nachdem sogar der König das Design abgesegnet hatte, kam es zu keiner Verurteilung.

Ein Tauchgang zum Wrack der Äppelt, die erst 2022 eindeutig identifiziert werden konnte.
Vrak – Museum of Wrecks

Aufgrund der Erfahrungen mit der Vasa wurden an der noch in Bau befindlichen Äppelt Änderungen vorgenommen, die unter anderem das oberste Kanonendeck betrafen, wo leichtere Kanonen aufgestellt wurden. Damit war der Schwerpunkt tief genug. Sie lief 1629 vom Stapel und versah danach 30 Jahre Dienst.

Dass Schiffe bei ihrer Jungfernfahrt sinken, ist keine Seltenheit. Am bekanntesten ist das Beispiel der Titanic, die als unsinkbar galt, bis sie einen Eisberg rammte. Doch noch 1980 sank die MS Zenobia, eine schwedische Fähre, bei ihrer Jungfernfahrt. (Reinhard Kleindl, 9.4.2023)