Picasso liebte die Inszenierung: Gerne zeigte er sich mit Zigarette, im Ringelshirt oder gleich oben ohne.

Foto: Imago

Antikriegsbild: Während des Spanischen Bürgerkriegs positionierte sich der 1881 in Málaga geborene Pablo Ruiz Picasso als Gegner Francos, später als überzeugter Kommunist. Im Auftrag der republikanischen Regierung schuf er ein großes Wandbild für den spanischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937. Die Totalzerstörung der baskischen Kleinstadt Guernica gab den Anstoß für das gleichnamige Werk, das erst im Jahr 1981 nach Spanien gelangte. Heute befindet sich das 27 Quadratmeter große Bild im Museo Reina Sofía in Madrid und gilt als Manifest gegen Krieg und Gewalt.

Picassos Antikriegsbild "Guernica" im Museo Reina Sofia in Madrid.
Foto: APA/AFP

Blaue Periode: Anfang 1900 zog es den jungen Picasso nach Paris. Durch die Eindrücke der Metropole sowie moderne Vorbilder wie El Greco schuf er ab 1901 Werke mit stark konturierten Farbflächen, länglichen Körpern und dominierenden Blautönen. In seiner Blauen Periode malte der Künstler vorwiegend Menschen am Rande der Gesellschaft wie Bettler und Kranke. Auch der Suizid des Freundes Carles Casagemas soll zu dem neuen, melancholischen Stil beigetragen haben.

Ein Stillleben von 1901, hier bei einer Ausstellung zu Picassos Blauer Periode in Barcelona 2022.
Foto: EPA

Frauen: Nicht nur in berühmten Werken wie Die Frauen von Algier (2015 um die Rekordsumme von 179,4 Millionen US-Dollar versteigert), LesDemoiselles d’Avignon sowie unzähligen Porträts, sondern auch im Leben des Künstlers spielten Frauen eine wichtige Rolle. Picasso war bekannt für seine wechselhaften Beziehungen und Affären. Zweimal war er verheiratet, neben seiner ersten Frau Olga Khokhlova hatte Picasso ein Verhältnis mit Marie-Thérèse Walter. Später führte er Beziehungen mit der Fotografin Dora Maar und der Malerin Françoise Gilot und war die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens mit Jacqueline Roque verheiratet. Übrigens: Als eine der bedeutendsten Frauen für den noch jungen Maler (keine Affäre!) galt die Schriftstellerin und Sammlerin Gertrude Stein, die ihn förderte. (Siehe auch M wie Macho)

Picasso und die Frauen: Ein eigenes Kapitel.

Genie: Mit nur 19 Jahren erhielt der Künstler seine erste umfangreiche Ausstellung in der Pariser Galerie Vollard. Noch bettelarm kreierte er bereits die Marke Picasso und nutzte den Nachnamen seiner Mutter als Signatur. In sieben Jahrzehnten schuf der am 8. April 1973 verstorbene Picasso rund 50.000 Werke. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts und wird gerne als Genie der Moderne gefeiert. So manche schätzen ihn heute als aus der Zeit gefallen ein.

Inszenierung: Wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit liebte Picasso die Inszenierung der eigenen Person. Unzählige Fotografien zeigen ihn leger mit nacktem Oberkörper, nachdenklich mit Zigarette oder lachend in der Badewanne. Als modisches Must-have galt sein gestreiftes T-Shirt. Oft posierte er vor der Kamera bekannter – und selbst engagierter – Fotografen wie Robert Capa oder Henri Cartier-Bresson. Zur Ikone wurde das Schwarz-Weiß-Foto, auf dem Picasso Françoise Gilot einen gigantischen Sonnenschirm nachträgt.

Mit Mütze und Zigarette inszenierte sich der Künstler am liebsten.

Kubismus: Neben Georges Braque gilt Picasso als Mitbegründer des Kubismus. Ab dem Jahr 1905 begann sich der Stil des Malers und Bildhauers zu verändern, die Körper seiner Figuren wurden reduziert und in blockhafte Formen zerlegt, die Gesichter von wenigen, kantigen Linien umrissen. Im Jahr 1907 schuf Picasso das epochale Gemälde Les Demoiselles d’Avignon, das sich heute im Museum of Modern Art in New York befindet und einen radikalen Bruch mit der bis dahin geltenden Malereitradition markierte. (Siehe auch P wie "Primitivismus")

Ein Picasso-Gemälde wird bei einer Auktion in London präsentiert.
Foto: Imago

Macho: Der launische Umgang des Spaniers mit Frauen ist bekannt, dennoch wird das Thema in Zeiten von #MeToo stärker debattiert. Dabei geht es um problematische Aussagen des Künstlers wie: "Es gibt nur zwei Kategorien von Frauen – Göttinnen und Fußabstreifer." Viele seiner Geliebten beschrieben ihn später als teils aggressiv, manipulativ und misogyn. Genauso getrieben wie Picasso seine Musen malerisch verewigte, genauso schnell strich er sie als Modelle auch wieder, ließ ihnen auf der Leinwand Gewalt widerfahren oder entstellte sie. In den letzten Jahren fanden immer wieder Protestaktionen in Museen vor seinen Werken statt.

Name: Sein voller Taufname lautete Pablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Crispiniano de la Santísima Trinidad Ruiz y Picasso.

Primitivismus: Obwohl Picasso immer wieder den Einfluss afrikanischer, nichtwestlicher Kunst auf seine Werke – allen voran Les Demoiselles d’Avignon– bestritten hat, ist ein solcher unübersehbar. In dem Gemälde stellte er fünf weibliche Gestalten ins Zentrum: Drei tragen archaisch-iberische Köpfe, zwei Gesichter weisen eine formale Verwandtschaft zu afrikanischen Masken auf. Der Begriff des "Primitivismus" beschreibt eine Kunstströmung, die "Primitive Kunst" imitierte, und wird aufgrund der Verwurzelung in der Kolonialzeit als erklärungsbedürftig angesehen.

"Les Demoiselles D'avignon" ("Die Damen von Avignon" 1907) gehört zu Picassos Hauptwerken.
Foto: EPA

Schauen: Insgesamt gibt es zum 50. Todestag Picassos 2023 rund 50 Ausstellungen, die meisten in Spanien und Frankreich. Zu den Highlights zählen Picasso und El Greco im Madrider Prado (13. 6. bis 17. 9.), Gertrude Stein und Pablo Picasso im Pariser Musée de Luxembourg (13. 9. bis 21. 1. 2024), Matter and Body im Museo Picasso in Málaga (5. 9. bis 9. 10.) sowie Young Picasso in Paris im New Yorker Guggenheim Museum (12. 5. bis 6. 8.). Auch die Wiener Albertina präsentiert aktuell Werke aus allen wichtigen Phasen des Künstlers (bis 18. 6.).

Taube: Ein Signature-Motiv in Picassos Œuvre ist – neben anderen Tieren wie Stieren oder Dackeln – die Taube. Einfluss könnte sein Vater gehabt haben, der selbst Tauben porträtierte und diese auch züchtete. Picassos erste Version wurde zum Symbol des Weltfriedenskongresses in Paris 1949, später reduzierte er den Vogel zu einer einfachen Kontur – bis heute ein ikonisches Friedenssymbol. (Katharina Rustler, 8.4.2023)