Das Außenministerium soll zu unsorgsam mit den Daten eines Iraners umgegangen sein – und so seine Sexualität verraten haben.

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Der Vorwurf, den der Neos-Abgeordnete Yannick Shetty auf Twitter teilte, wiegt schwer: Das Außenministerium soll die Homosexualität des in Österreich lebenden Arztes Tiad F.* an die iranischen Behörden verraten haben. Die Familie von F. lebt im Iran – und sei dadurch gefährdet, denn Homosexualität wird dort mit dem Tod bestraft.

Hintergrund ist, dass F. seinen Partner Robert* 2021 heiratete – danach hätte seine Familie aus dem Iran anreisen sollen.

Abwicklung ausgelagert

Allerdings sei die Visaabwicklung an das private Unternehmen Visa Facilitation Service (VFS) Global ausgelagert worden, das wiederum ein Büro in Irans Hauptstadt Teheran betreibt. Da F. einen Grund für das Visum angeben musste, hätten sein Mann und er sich gegenüber den österreichischen Behörden besorgt gezeigt: Das Paar befürchte Repressionen, wenn die iranischen Behörden von seiner Homosexualität erfahren. Doch die Bedenken seien laut Shetty abgewiesen worden, da sie keine Grundlage hätten.

Das sei eine Fehleinschätzung gewesen: Die Familie sei im Iran vorgeladen worden, um sich über die Sexualität ihres Sohnes zu äußern. Nun befürchte sie Repressionen – und F. selbst könne nicht mehr in den Iran reisen. Das heißt aber auch, dass sein auslaufender iranischer Reisepass nicht mehr verlängert werden könne – und somit eine Ausweisung drohe.

Auch die Volksanwaltschaft hatte in einem Bericht im September des Vorjahres Verfehlungen der Verwaltung der österreichischen Botschaft in Teheran festgestellt – und hielt eine Entschuldigung für angebracht.

Außenministerium weist Vorwurf von sich

Das Außenministerium weist den Vorwurf, F. mit seinem Vorgehen verraten zu haben, auf Anfrage des STANDARD zurück. Nach Bekanntwerden habe es eine interne Überprüfung in die Wege geleitet. "Es wurden keine Unrechtmäßigkeiten bzw. keine Verletzung der Verschwiegenheitspflicht seitens unserer Mitarbeiter:innen oder des externen Dienstleisters Visa Facilitation Service (VFS) Global festgestellt", heißt es.

Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen wird verteidigt, dieses sei neben Österreich "weltweit für 67 Staaten, davon 28 EU- und Schengenstaaten, tätig und hat über hundert Millionen Visaanträge für diese angenommen". Im Iran sei VFS für 15 EU- und Schengen-Staaten tätig.

Das Paar will nun die Republik auf Schadenersatz klagen. (muz, 7.4.2023)