Der Shooter will mit einer starken Handlung und einem breiten Repertoire an Kampfmöglichkeiten punkten.

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"Halo" mit Magie. Das war mein erster Gedanke, als ich der Präsentation von "Immortals of Aveum" beiwohnen durfte. Das neue Actionspiel von Electronic Arts vereint viele bekannte Mechaniken und versucht sie zu etwas Neuem zusammenführen. Erscheinen soll der Überraschungstitel bereits am 20. Juli.

Es ist eine magische Welt

Wenn man in seiner Vita Titel wie "Dead Space" oder "Call of Duty" stehen hat, dann darf man sich die Aufmerksamkeit von dutzenden online versammelten Games-Journalisten schon erwarten. So geschehen vor ein paar Tagen, als Bret Robbins, der Chef der Ascendant Studios, sein neues Spiel exklusiv vorab präsentierte. Und tatsächlich war es still, als Robbins über "Immortals of Aveum" zu erzählen begann, aber wahrscheinlich primär deshalb, weil alle Journalisten nur im Chat aktiv sein durften und nicht via Mikro zugeschaltet waren.

Aber auch unabhängig von dieser technischen Hürde, die einen Dialog nicht zugelassen hätte, war es spannend zu hören, wie Robbins und sein Team mit ihrem Spiel diverse "Shooter-Mechaniken brechen" möchten. So muss man als Spieler beispielsweise keine Deckung suchen, weil der Protagonist Jak wie Dr. Strange einfach einen Abwehrschild in die Luft zeichnen kann, der sich dann als stabile Lichtbarriere gegen feindliche Angriffe entpuppt. Für Angriffe hat man keine Schusswaffen, sondern drei magische Farben, die unterschiedliche Distanzangriffe erlauben.

Die grünen Energiebälle erinnern mit ihrer hohen Schussfrequenz an ein Maschinengewehr, während der rote Angriff die Effektivität einer Schrotflinte nachahmt. Die Magie, die für diese Angriffe nötig ist, lässt sich natürlich mit späteren Upgrades verbessern. Dazu dienen umfangreiche Talentbäume, die neue Fertigkeiten freischalten, und generell Ausrüstung wie Schuhe oder Ringe, die ebenfalls magische Fähigkeiten mit sich bringen. Am Ende sollen es 25 Zauber und 80 Talente sein, die den individuellen Spielstil des am Joypad Sitzenden unterstützen sollen.

Auf den ersten Blick wirkt das Spiel wie viele andere Shooter – die Zauberfähigkeiten sollen allerdings eine andere Dynamik bringen.
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Mit Zauber und Peitsche

Gezeigt wurden einige Kämpfe, die die Dynamik des Spiels eindrucksvoll zeigen. Das Tempo erinnert an moderne "Doom"-Titel. Ständig springt man, sucht sich gute Positionen und zieht mit einer magischen Peitsche Gegner zu sich heran oder wirft sie in einen Abgrund. Das Farbenspiel ist nicht nur optischer Firlefanz, spätere Gegner lassen sich nur mit bestimmten Waffen erledigen, um den Spieler zu verschiedenen Angriffsmustern zu zwingen.

Zwischen den Kämpfen gibt es Puzzles, die gelöst werden müssen, und ähnlich wie in "Metroid"-Spielen werden bestimmte Abschnitte in den Levels erst zugänglich, wenn man bestimmte Fähigkeiten freigeschaltet hat. Ein erneutes Besuchen der Schauplätze ist also notwendig und gewünscht.

Von der Optik erinnert es an bekannte Shooter wie "Halo", etwa dick gepanzerte Gegner oder die gezeigte Waldlandschaft. Beim Stil der Figuren lehnt man sich auch ein wenig an "Destiny" an, mit all den bunten Farben im Gesicht der Figuren und dem Mix aus Zauberei und modernem Design. Die Darstellerinnen und Darsteller selbst beeindrucken vor allem in den Zwischensequenzen, die es reichlich geben soll. Auffallend, neben dem eher generischen Protagonisten, war etwa die Schauspielerin Gina Torres (Jessica Pearson in "Suits"), die ebenfalls eine Unsterbliche mimt.

Der generisch wirkende Protagonist Jak hat einige Zaubersprüche auf Lager, mit denen er sich gegen die Gegnerscharen wehren kann.
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Ganz alleine

Interessant ist der Ansatz, gänzlich auf andere Mitspieler verzichten zu wollen. Begleiter im Spiel werden ausschließlich von KI gesteuert. Bei diesem Verzicht auf jegliche Koop-Möglichkeit wird viel von der erzählten Handlung abhängen, die in der Präsentation natürlich nur sehr am Rande angerissen wurde.

Der mittellos aufgewachsene Jak, dessen Rolle wir im Spiel übernehmen, bekommt unerwartet magische Fähigkeiten. Praktisch, denn gerade tobt ein endlos wirkender Krieg der Menschheit um die Kontrolle dieser Magie. Bald wird er Teil des Ordens der Unsterblichen, was den ersten Teil des Spieltitels verrät. Aveum ist das Königreich, in dem die mystische Geschichte stattfindet.

Die Story soll Solisten bis zu 25 Stunden beschäftigen. Microtransactions wird es nicht geben, eine permanente Onlineverbindung wird ebenso nicht nötig sein. Sehr ungewöhnlich – sowohl für den aktuellen Games-Markt als auch für den sehr onlineaffinen Publisher Electronic Arts.

Ersteindruck

So richtig abgeholt hat mich die Präsentation von "Immortals of Avalon" nicht, auch wenn effektreich gegen einen riesigen Drachen gekämpft wurde. Zwar ist der Einsatz von Magie als Schusswaffenersatz interessant, allein von den gezeigten Bildern erkenne ich allerdings nicht, wie sich das spielerisch groß von Titeln wie "Halo" oder "Destiny" unterscheiden soll. Auch die Gegner und Umgebungen sehen sehr generisch aus, Feature-Borgen, wie etwa das fähigkeitenbezogene Backtracking von Levels, ist ebenfalls kein Verkaufsargument.

Neue Marken haben es schwer auf dem dichtgedrängten Spielemarkt. Abgesehen vom sperrigen Titel bietet das Game auch sonst wenig, was einen initial "Kauf mich" schreien lässt. Aber ich will das Spiel jetzt nicht unnötig schlechtreden. Einen wirklich guten Eindruck wird man wohl erst bekommen, wenn man die Mechaniken selbst ausprobieren kann, um zu sehen, wie die Dynamik wirklich funktioniert und dann ähnlich greift wie in den erwähnten "Doom"-Spielen.

Der baldige Release, das Spiel soll bereits am 20. Juli erscheinen, ist zudem eine positive Überraschung für Leute, die im Sommer Zeit zum Spielen haben. Wer sich für temporeiche Shooter interessiert, die sich offenbar auch Zeit nehmen, eine Geschichte rund um die Action zu spinnen, der kann sich den Titel zumindest einmal vormerken. Ob er hält, was die Entwickler in der Präsentation versprochen haben, werden wir an dieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt prüfen. (Alexander Amon, 13.4.2023)