Lastkraftwagen werden für den Transport aller möglichen Güter eingesetzt. Doch die Fahrer arbeiten oft unter prekären Bedingungen.

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Seit knapp einer Woche streiken osteuropäische Lastwagenfahrer auf einer Autobahnraststätte im hessisschen Gräfenhausen. Mittlerweile ist ihre Zahl auf über 60 gestiegen, berichtet der Hessische Rundfunk. Sie fordern von ihrem polnischen Auftraggeber, ihre seit zwei Monaten ausständigen Löhne zu bezahlen.

Der Speditionsinhaber setzt stattdessen auf Einschüchterung, wie er am Karfreitag deutlich zeigte: Er reiste gemeinsam mit einer Sicherheitsfirma aus Polen in gepanzerten Fahrzeugen an und versuchte, seine Lastwagen zurückzuholen.

19 Verhaftungen

Die Polizei schritt ein, eine gewalttätige Auseinandersetzung konnte verhindert werden. 19 Personen wurden verhaftet, kurz darauf aber wieder freigelassen. Ihnen werden unter anderem versuchte gefährliche Körperverletzung und Bedrohung vorgeworfen.

Wie der Hessische Rundfunk berichtete, gehörten die Panzerfahrzeuge der polnischen Truppe zur Detektei Rutkowski. Krzysztof Rutkowski ist ein polnischer Unternehmer und Ex-EU-Abgeordneter, der als selbsternannter Detektiv eine Art Privatpolizei betreibt. In Polen hat er mit ähnlichen Einsätzen bereits für Aufsehen gesorgt.

Gegen Dumpingpreise

Seit dem Zwischenfall am Freitag hat sich die Lage beruhigt. "Die Polizei ist permanent vor Ort und fährt Streife", sagte ein Vertreter der Gewerkschaft Verdi der Deutschen Presse-Agentur.

Neben den Gewerkschaften zeigte sich auch die Politik solidarisch mit den Streikenden. Der Vorfall mache deutlich, welch katastrophalen Bedingungen in Teilen des Transportgewerbes herrschen, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Udo Schiefner (SPD) gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Auch namhafte deutsche Unternehmen beauftragen Speditionen zu Dumpingpreisen, obwohl "solche Angebote bei fairer Bezahlung nicht möglich wären". Schiefner kündigt an, stärker gegen unfaire Arbeitsbedingungen vorzugehen.

Zusammenarbeit mit Spedition eingestellt

Während vorbeifahrende Autofahrer die Streikenden unterstützen und Lebensmittel vorbeibringen, konnte im Kampf um die Lohnauszahlung bereits ein Erfolg verzeichnet werden: "Erste Unternehmen haben gesagt, dass sie die Zusammenarbeit eingestellt haben, als sie von den Arbeitsbedingungen erfuhren", sagte Edwin Atema von der Europäischen Transportarbeitergewerkschaft, der von den Streikenden als Mediator bestimmt wurde. Nun hofft Atema, dass auch die Bezahlung der Fahrer durchgesetzt werden kann. (Magdalena Frei, 12.4.2023)