Tiktok-Star Dylan Mulvaney wird von Konservativen angegriffen.

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Auf Tiktok ist sie nicht weniger als ein Superstar. Ganze elf Millionen Fans hat Dylan Mulvaney auf der Videoplattform.

1996 im kalifornischen San Diego geboren, studierte Mulvaney Musicaltheater und war ab 2019 mit dem satirischen Musical The Book of Mormon in den USA, Kanada und Mexiko unterwegs. Doch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens ließen die Tour kurzerhand stillstehen.

Die Pandemie machte Mulvaney arbeitslos, gab dem aufstrebenden Musical-Star aber auch Zeit und Raum, sich nach langem Hadern über die eigene Genderidentität klarzuwerden. Anfang 2022 begann sie über ein Jahr ihre Transition mit täglichen Videos zu dokumentieren. Days of Girlhood erreichte auf Tiktok mehr als eine Milliarde Views.

Große Namen

Mittlerweile hat die 26-Jährige schon für einige Marken geworben, etwa Mode von Kate Spade, die Kosmetikkette Ulta Beauty oder die Hautpflegemarke Cerave. Erst kürzlich kamen richtig große Namen hinzu: Der Sportartikelhersteller Nike und die Biermarke Bud Light engagierten die Influencerin.

Das sorgte für Hass, Wut und Boykottaufrufe. Transfeindliche Frauen fühlen sich von Nike betrogen, weil Mulvaney in Sport-BH und Leggings posiert. Videos von Männern, die mit Dampfwalzen über Paletten von Bud Light fahren, gingen viral. Der Musiker Kid Rock postete ein Video, in dem man ihn mit einer halbautomatischen Waffe auf Sixpacks der Biermarke schießen sieht.

Existenz als Bedrohung

Dabei macht Mulvaney eigentlich nicht viel mehr, als zu leben und zu arbeiten. Sie wurde von Nike und Bud Light engagiert. Doch allein durch ihre bloße Existenz fühlen sich vor allem Konservative in den USA angegriffen.

Dass öffentlich Hass gegen Mulvaney geschürt wird, ist auch Teil des inszenierten Kulturkampfs der Republikaner gegen die LGBTQI+-Bewegung und gegen alles, was sie als "woke" und "politisch korrekt" einstufen. Jene, die sich gefühlt in Dauerschleife über angebliche "Cancel-Culture" beschweren, rufen nun offen zum Boykott bestimmter Marken auf – und sehen darin keine Ironie. Kapitalistische Großkonzerne stehen als tolerante Weltverbesserer da.

"Ich versuche, mich nicht von den Worten im Internet verletzen zu lassen", sagte Mulvaney schon 2022 in einem Video. Was sie aber verletze, seien "Menschen in Machtpositionen, die Gesetze schaffen, die Transpersonen aktiv schaden". Ein beunruhigender Trend in vielen US-Bundesstaaten. (Noura Maan, 13.4.2023)