Gerhard Haderer zeigt Kurt Waldheim und Jörg Haider auf dem Schoß ihres Urahnen: des Herrn Karl.

Gerhard Haderer

Mit drei erheiternden Ausstellungen ist das Karikaturmuseum Krems aktuell behilflich, um gut gelaunt ins Frühjahr starten zu können. Und wenn man dabei auch gleich noch den Spiegel vorgehalten bekommt, lägen sogar ein paar Argumente für eine kleine Persönlichkeitskorrektur auf der Hand: Der unsterbliche Österreicher heißt die größte der aktuell angelaufenen Schauen. Ungegendert ist der Titel nicht aus Igoranz, sondern weil man sich damit auf die gleichnamige Aufsatzsammlung des Satirikers Anton Kuh (1890–1941) bezieht.

Fing mit ihm alles an? Eine Karikatur von Kaiser Franz Joseph I. aus der Feder von Erich Sokol.
Foto: Annemarie Sokol

Schon in den 20er-Jahren stellte dieser mit beißender Kritik die hervorragende Eignung seiner Landsleute für den heraufdämmernden Nationalsozialismus fest. Auch den Phantomschmerz des zum Kleinstaat geschrumpften k. u. k. Imperiums legte er mit Blick auf die Wiener Kaffehausliteraten schonungslos bloß. Der genuine Hang zum Duckmäusertum, zum Durchschummeln, zum Nach- und Hinuntertreten, aber auch zum charmanten Herumlavieren, Schmähführen und Selbstdarstellen wird in 120 ausgestellten Karikaturen aus sechs Schaffensjahrzehnten ausgestellt.

Werke von Manfred Deix, Gerhard Haderer, Erich Sokol, Gustav "Ironimus" Peichl oder Bruno Haberzettl lassen zwischen Zumpferl, Doppelkinn und Schnitzelgesicht die schönsten Pointen, Skandale und Triumphe der Zweiten Republik bis zur Jahrtausendwende noch einmal auferstehen.

Sargnagel und Toxische Pommes

Mit Jüngeren wie Thomas Wizany, Sinisa Pismetrovic und vor allem dem neuen Star am Karikaturistinnenhimmel, Stefanie Sargnagel, geht man guten Gewissens in die Zukunft und stellt fest, dass dank türkiser Föhnfrisuren, Chats und einer Alltagskultur, die immer nur ihre Form, weniger aber den Inhalt geändert hat, auch weiterhin genug Stoff für Satire da ist.

Karikatur von Max Jurasch, ein Cover für den "Falter".
Foto: Max Jurasch

Österreich als Kabarettnation Nummer eins wird zudem beispielsweise von der als Querschuss in die Schau integrierten Social-Media-Satirikerin Toxische Pommes zunehmend auch von ehemals marginalisierten Gruppen auseinandergenommen.

Die Kurzvideos, in denen Toxische Pommes Klischees über das erzkonservative wie boboeske Österreich jenen Balkan-stämmiger Leute gegenüberstellt, gehört zum Wahrhaftigsten, was die hiesige Satire aktuell aufzubieten hat.

Erich Sokol und seinem nicht immer frikitionsfreien Verhältnis zur Kronen Zeitung widmet das Karikaturmuseum derzeit die zweite große Sonderausstellung, eine kleinere Schau zeigt den Kinderbuchzeichner Erwin Moser und dessen surrealistische Märchenwelten. (Stefan Weiss, 14.4.2023)