Gegner des Mullah-Regimes forderten bei einer Demo in Köln 2021 das Abschaffen der Todesstrafe.

Foto: imago images / Christoph Hardt

Paris/Oslo – Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Hinrichtungen im Iran laut Menschenrechtsaktivisten stark gestiegen. Unter der erzkonservativen und repressiven Staatsführung habe es im Vorjahresvergleich um rund 75 Prozent mehr Exekutionen gegeben, berichteten die Menschenrechtsorganisationen Iran Human Rights (IHRNGO) mit Sitz in Oslo und die französische Organisation ECPM am Donnerstag.

Dem Bericht zufolge hat die Islamische Republik 2022 mindestens 582 Inhaftierte hingerichtet, im Vergleich zu 333 im Jahr 2021. Fast die Hälfte der Todesstrafen wurde demnach jeweils wegen Mordes oder Drogendelikten verhängt. Drei Prozent der Exekutierten seien gemäß islamischer Rechtsauffassung mit den umstrittenen Anklagen "Kriegsführung gegen Gott" und "Korruption auf Erden" verurteilt worden. Todesstrafen im Iran erfolgen in der Regel durch Erhängen.

Todesstrafe als Druckmittel

Der Anstieg deute dem Bericht zufolge darauf hin, dass die Todesstrafe als "Druckmittel" und "repressiver Hebel" zur Bewältigung der sozialen Probleme des Landes eingesetzt werde. Die Menschenrechtsaktivisten kritisieren darüber hinaus den hohen Anteil ethnischer Minderheiten unter den Hingerichteten. Auch Amnesty International warf den Behörden im Iran jüngst wieder vor, die Todesstrafe als "Instrument der Unterdrückung" ethnischer Minderheiten einzusetzen.

Menschenrechtsaktivisten kritisieren seit Jahren die Anwendung der Todesstrafe im Iran. Offizielle Zahlen zu Hinrichtungen gibt es nicht. Der Iran exekutierte auch vier Teilnehmer der jüngsten Protestwelle. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige wurde Mitte September von den Sittenwächtern wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen und starb wenige Tage später im Polizeigewahrsam. (APA, 13.4.2023)