Eine Krankenschwester zieht die Impfdosis für eine Malaria-Impfung im Rahmen einer klinischen Studie in Ghana auf.
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Dass Stechmücken nerven, ist global gesehen noch das geringste Problem, das von ihnen ausgeht. Auf der Liste der für Menschen tödlichsten Tiere stehen Moskitos ganz weit oben: Hunderttausende Todesopfer fordern Stechmücken weltweit pro Jahr, genauer gesagt die Infektionskrankheiten, die sie übertragen. Allen voran Malaria: Allein 2021 starben 619.000 Menschen an dieser Krankheit, der Großteil davon waren Kinder in Subsahara-Afrika. Im Schnitt stirbt fast jede Minute irgendwo auf der Welt ein Kind an Malaria. Einen kleinen Lichtblick in dieser traurigen Entwicklung stellt ein neuer Impfstoff dar, der nun erstmals in Ghana die Zulassung erhalten hat.

Die Food an Drugs Authority Ghana (FDA Ghana) hat den Malaria-Impfstoff R21/Matrix-M für Kinder zugelassen, wie am Donnerstag bekanntgegeben wurde. In klinischen Studien hatte das Vakzin eine Effektivität von 77 Prozent gezeigt, Infektionen zu verhindern. Das ist wesentlich besser als die einzige andere bisher zugelassene Malaria-Impfung Mosquirix, die nur einen etwa 30-prozentigen Schutz vor schweren Erkrankungen bietet.

Stechmücken sind mit Abstand die für den Menschen tödlichsten Tiere der Welt – und das liegt vor allem an Malaria.
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Erster hocheffektiver Impfstoff

Der neue Impfstoff R21/Matrix-M ist der erste, der das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgegebene Ziel einer mindestens 75-prozentigen Effektivität erreicht. Die Immunisierung wird durch eine dreiteilige Erstimpfung und eine Booster-Impfung ein Jahr später aufgebaut. Noch hat die WHO das neue Vakzin nicht zur Zulassung empfohlen, derzeit werden laut BBC noch die bisher nicht veröffentlichten Ergebnisse der Phase-3-Studie mit 4.800 Kindern geprüft. Eine Empfehlung durch die WHO wird in den kommenden Monaten erwartet.

Maßgeblich an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligt war die britische Universität Oxford – in Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Serum Institute of India. Adrian Hill, Direktor des Jenner-Instituts an der Universität Oxford, wo der Impfstoff erfunden wurde, sagte zur BBC: "Wir gehen davon aus, dass R21 in den kommenden Jahren einen großen Einfluss auf die Malaria-Sterblichkeit bei Kindern haben wird, längerfristig wird es zum Gesamtziel der Ausrottung und Eliminierung von Malaria beitragen." Zu den Fördergebern für die Forschung, die letztlich zum Durchbruch führte, zählen unter anderen UK Research and Innovation, die Europäische Kommission, der Wellcome Trust, das UK National Institute for Health and Care Research sowie die Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung.

Massentaugliche Produktion

Künftig soll das Arzneimittel in großem Stil und kostengünstig hergestellt werden – und das auch vor Ort in der ghanaischen Hauptstadt Accra, wie das Serum Institute per Aussendung mitteilte. Die Kosten pro Dosis dürften sich auf wenige Euro belaufen. Für den Geschäftsführer des Serum Institute Adar Poonawalla stellt die Zulassung für den Impfstoff einen "signifikanten Meilenstein in unserem Bemühen, Malaria weltweit zu bekämpfen", dar. (Tanja Traxler, 14.4.2023)