Candy Licious ist eine bekannte Dragqueen, die schon in der Vergangenheit wegen Kinderbuchlesungen attackiert wurde.

Foto: Heribert Corn

Gegen eine Kinderbuchlesung einer Dragqueen in der Türkis-Rosa-Lila-Villa in Wien haben Rechtsextreme wie die Identitären und christlich-fundamentalistische Gruppen wie berichtet zu einer Demonstration aufgerufen. Ihnen dürfte es dabei weniger um Kinder- oder Liederbücher gehen als um die vorlesende Person. Denn dass eine Dragqueen, also ein bunt geschminkter Mann in Frauenkleidern, vor Kindern liest, ist den Anmeldern der Demo ein Dorn im Auge, weswegen sie ab 9 Uhr vor dem Beratungs- und Veranstaltungszentrum der Lesben-, Schwulen- und Transgendercommunity aufmarschieren wollen.

VIDEO: DER STANDARD war bei einer Lesung im März vor Ort und hat sich mit Candy Licious unterhalten
DER STANDARD

Schutzwall

Antifaschistische Gruppen und andere Unterstützerinnen und Unterstützer der queeren Community haben schon ab 7 Uhr zu einem "Schutzwall" um die Villa an der Linken Wienzeile aufgerufen. Am längsten schlafen können die Eltern und Kinder, die eigentlich einen gemütlichen Vormittag im Sinn hatten, denn die Lesung beginnt planmäßig erst um 11 Uhr.

Die Landespolizeidirektion Wien gab dem STANDARD auf Anfrage bekannt, dass laut Paragraf 7a des Versammlungsgesetzes "ein vorgesehener Schutzbereich eingerichtet wird, der unter anderem mit Tretgittern gesichert wird, um ein Aufeinandertreffen etwaiger Konfliktparteien im Rahmen der Kundgebungen zu verhindern". Außerdem werde die Linke Wienzeile ab 7 Uhr gesperrt. "Um allfälligem Aktionismus vorzubeugen, wird der Veranstaltungsort der Lesung bereits im Vorfeld gesichert", so Polizeisprecher Philipp Haßlinger.

Ein Platzverbot, wie es sich im Sicherheitspolizeigesetz findet, werde nicht ausgesprochen.

Platzverbot für alle

Genau ein solches fordert aber die Obfrau der Hosi Wien, Ann-Sophie Otte, im Gespräch mit dem STANDARD: "Wir fordern eine Schutzzone rund um die Villa, um auf die Bedürfnisse der in ihr wohnenden Menschen einzugehen. Viele von ihnen haben Fluchterfahrungen und könnten retraumatisiert werden."

Ein generelles Platzverbot für alle würde auch von den Demonstrierenden im "Schutzwall" begrüßt und respektiert werden. "Uns ist absolut unverständlich, wie Rechtsextremen gestatten werden kann, so nah vor einem vulnerablen Ort zu demonstrieren, wenn Ausschreitungen zu befürchten sind", so Otte.

Doch für die Polizei sind die geplanten Maßnahmen ausreichend: "Alle sieben angezeigten Versammlungen im Umfeld des Veranstaltungsortes der Lesung genießen den versammlungsrechtlichen Schutzbereich zur jeweils nächsten Versammlung", präzisiert Haßlinger. (Colette M. Schmidt, 14.4.2023)