Ein Praktikum zu finden, gestaltet sich nicht immer so einfach. Vier Tipps für die Praktikumssuche findest du am Ende des Artikels in der Infobox (siehe unten).

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Von der Theorie in die Praxis: Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, machen viele junge Menschen neben oder nach ihrem Studium ein Praktikum. Die Suche nach einer geeigneten Stelle gestaltet sich dabei aber nicht immer einfach.

Schätzungsweise 100.000 Praktikantinnen und Praktikanten gibt es jährlich in Österreich. Der Großteil absolviert diese im Rahmen der Ausbildung. An höheren Schulen und Fachhochschulen steht in der Regel ein Pflichtpraktikum auf dem Programm, aber auch in anderen Bereichen wie beispielsweise in der Pädagogik oder Psychotherapie ist das Sammeln von Berufserfahrung ein fester Bestandteil. Viele Studierende an Universitäten absolvieren zwar ein zu ihrer Ausbildung passendes Praktikum, jedoch auf freiwilliger Basis.

In Hinblick auf die Branchen stehen die Gastronomie und die Hotellerie hoch im Kurs. Das zeigt eine Umfrage der österreichischen Plattform Willhaben von 2021 unter rund 2000 Personen. Darauf folgen die Bereiche Handwerk und Produktion, Administration und Sachbearbeitung sowie Gesundheit und Soziales. Von einem Praktikum erwarten sich die Jungen vor allem erste Einblicke in die Praxis, eine sinnvolle Tätigkeit und ein gutes Arbeitsklima. Drei Viertel der befragten Personen gaben an, dass das Praktikum zudem hilfreich für ihre weitere berufliche Laufbahn sei.

Als größte Herausforderung benennen die Befragten, erst einmal einen Praktikumsplatz zu finden. Dabei würden neben den anderen Bewerbern das altbekannte "Vitamin B" und die Anzahl der verfügbaren Stellen eine ebenso große Rolle für den Nachwuchs spielen. Vor allem während Corona wurden viele Praktikumsstellen gestrichen. Doch wie läuft die Praktikumssuche derzeit – in Zeiten von Inflation und Fachkräftemangel? Vier junge Menschen erzählen:

Michael K.* (25): Elektronik, FH Technikum Wien

"Von Oktober 2022 bis Jänner 2023 habe ich mich bei insgesamt 15 Unternehmen aller Größenordnungen in meiner Branche beworben. Ich studiere derzeit im sechsten Semester an einer FH, und für den Abschluss wird ein Pflichtpraktikum vorausgesetzt. Gefunden habe ich die Betriebe vor allem über Ausschreibungen auf Jobportalen oder bei einer Onlinesuche nach innovativen Betrieben im Bereich erneuerbare Energietechnologien. Am meisten hat mich die komplette Funkstille vieler Unternehmen überrascht. Vom Großteil der Firmen habe ich nicht einmal eine Absage bekommen. Auch dem Großteil meiner Studienkollegen ging es bei ihrer Praktikumssuche ähnlich. Manche ignorierten sogar meine telefonischen Rückfragen. Eine Firma, bei der ich mich im November beworben habe, hat mir erst Ende März eine Absage geschickt. Vor allem bei Unternehmen, die sich öffentlich über den Fachkräftemangel beklagen, hätte ich das wirklich nicht erwartet.

Die größte Schwierigkeit bei meiner Suche war also weder das Finden von Jobangeboten noch die Bewerbung selbst, sondern eher die nicht vorhandene Wertschätzung seitens der Unternehmen. An der Krise oder einer schlechten Auftragslage kann es in dieser Branche eigentlich nicht liegen. Erst als ich in den Bewerbungen explizit angegeben habe, später berufsbegleitend im Master zu studieren, bekam ich erste Einladungen und schließlich auch eine Praktikumsstelle. Unterstützung bekam ich in erster Linie aus dem privaten Umfeld, vor allem von Freunden und Familie, die zum Beispiel meine Bewerbungsunterlagen Korrektur gelesen haben. Und auch das Angebot an meiner Hochschule ist sehr gut, da diese regelmäßig Unterstützung im Bewerbungsprozess angeboten hat."

Lisa H.* (31): Psychotherapie, Arge Wien

"Ich arbeite Teilzeit, bin Mutter von zwei kleinen Kindern und studiere gerade an der Arge Wien Psychotherapie im dritten Semester. Weil ich nicht aus einem sogenannten Quellenberuf, also der Psychologie, Sonderpädagogik, Sozialpädagogik, sozialer Arbeit oder einem ähnlichen Feld, bin, muss ich im Zuge der Ausbildung 480 Stunden in Form von Praktika erbringen. Und jetzt wird’s tricky – wie komme ich zu einem Praktikum? Ich habe schon an die 20 Bewerbungen für ausgeschriebene Stellen geschickt und fast nie eine Antwort erhalten. Und wenn doch, dann gibt es Wartelisten, Fristen und bzw. oder eine sehr rigide Anzahl an zu erbringenden Wochenstunden. Meist werden mindestens 15 bis 20 Stunden pro Woche gefordert, was für mich – mit Kind, Job und Studium – ziemlich schwierig unter einen Hut zu bringen ist.

Aber gerade heute erhielt ich eine telefonische Rückmeldung von einer Firma, die ich initiativ angeschrieben habe – also ohne eine ausgeschriebene Stelle. Und siehe da: Die wollen mich sehr gerne kennenlernen. Zusammengefasst kann ich über meine Suche bislang sagen, dass ich mir wirklich nicht gedacht habe, dass es so schwierig sein würde, im psychosozialen Bereich eine Praktikumsstelle zu finden und auch zu bekommen. Ich bin gespannt, wie das noch sein wird, denn in meinem Bereich werde ich noch viele Praktika benötigen."

Martin S.* (23): Wirtschaftsrecht, WU Wien

"Mit Ende März hat mein Praktikum im Bereich Wirtschaftsprüfung geendet. Dazu bin ich über eine Karrieremesse gekommen. Meiner Erfahrung nach sind solche Events ein guter Ort, wenn man auf der Suche nach einem Praktikum oder einem Studentenjob ist. Die Arbeitgeber sehen, dass man motiviert ist, und Gespräche lassen sich viel einfacher führen als beispielsweise im Bewerbungsverfahren. Außerdem ist man dann weniger eingeschränkt in der Suche, weil man sich nicht explizit für eine Stelle mit vielen anderen bewirbt. Ich habe zuvor schon ein Praktikum in einer Steuerberatungskanzlei gemacht. An dieses bin ich damals durch Initiativbewerbungen gekommen. Da war die Suche nach einem Praktikumsplatz noch etwas schwieriger, weil während Corona viele Unternehmen Stellen gestrichen haben. Letztes Jahr im Sommersemester habe ich geringfügig nebenbei in einer kleinen Rechtsanwaltskanzlei gearbeitet. An diesen Job bin ich über eine Ausschreibung auf der Seite des ZBP Career Center der WU gekommen.

Ausschreibungen für Wirtschaftsrecht-Studierende gibt es meiner Meinung nach recht viele, auch weil der Bereich so vielfältig ist. Befristete Praktika werden aber eher bei großen Unternehmen vergeben, bei denen dann auch ein genaues Konzept dahintersteht. In kleineren Firmen gibt es dafür öfter geringfügige oder Teilzeitstellen, die sich gut für neben dem Studium eignen. In Hinblick auf Schwierigkeiten bei der Praktikumssuche muss ich sagen, dass ich bisher wohl Glück hatte und die Stellen recht einfach bekommen habe. Ich habe aber auch von einem ehemaligen Arbeitskollegen gehört, dass er mehrere Bewerbungsprozesse durchlaufen hat, bis es mit dem Praktikum geklappt hat."

Anita B.* (21): Nachhaltigkeitsmanagement, FH Campus Wien

"Derzeit studiere ich im vierten Semester an der FH Campus Wien. Bis Ende Mai haben wir Zeit, ein Pflichtpraktikum zu finden. Ich habe im Jänner mit meiner Suche begonnen – und bin damit eigentlich sehr früh dran. Bislang habe ich etwa 15 Bewerbungen ausgeschickt, sowohl für Stellenausschreibungen als auch initiativ bei Unternehmen, die im Bereich Nachhaltigkeit tätig sind. Bislang habe ich zwar ein paar Rückmeldungen bekommen, aber noch keinen Praktikumsplatz gefunden. Von zwei Firmen in Salzburg hatte ich sogar eine Zusage, aufgrund meiner Wohn- und Studiensituation in Wien bin ich aber eigentlich nicht bereit, für ein halbes Jahr umzuziehen. Vor allem, weil ich erst vor kurzem in Wien in eine Wohnung umgezogen bin und es mir nicht leisten kann, zwei Unterkünfte zu finanzieren. Auch von Studierenden aus meinem Umfeld habe ich gehört, dass das Verhältnis von Bezahlung und Übersiedelung an einen anderen Standort ein Problem ist. Also auch wenn die Bereitschaft zu einem Umzug da wäre, ist es für sie durch den geringen Verdienst aus dem Praktikum nicht möglich.

Mir kommt es so vor, als wäre es leichter, nach dem Studienabschluss ein Praktikum zu finden. Viele Ausschreibungen setzten schon ein bestimmtes Wissen in dem Bereich voraus, und das ist nach dem vierten Semester natürlich schwierig. In vielen Unternehmen sind auch eher Teilzeitstellen neben dem Studium ausgeschrieben. Hinzu kommt, dass Wien nicht unbedingt der Standort für die verarbeitende Industrie ist, in der das klassische Nachhaltigkeitsmanagement relevant ist. Meine Studiengangsleitung hat deswegen selbst Unternehmen in Wien kontaktiert und es geschafft, dass es nun ein paar Ausschreibungen gibt, die nur für Studierende aus unserem Bereich gedacht sind. Da haben wir wirklich Glück gehabt. Ich finde es aber schade, dass man bei der Suche doch sehr auf das Engagement der Hochschule und der Lehrenden angewiesen ist, weil es auf dem herkömmlichen Weg nicht wirklich geklappt hat. Ich bin dadurch aber sehr zuversichtlich, bald etwas zu finden." (Anika Dang, 19.4.2023)