Die App-Stores sind voll mit Spielen. Der Datenschutz wird bei den wenigsten ernst genommen, behauptet eine neue Studie.

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90 Prozent der Mobile Games halten die Datenschutzvorgaben nicht ein. Das behauptet eine neue Studie des Münchner Tech-Unternehmens Usercentrics. Profit sei wichtiger als Datenschutz, wird den Mobile-Games-Herstellern vorgeworfen.

Keine Zustimmung

Das deutsche Unternehmen untersuchte in seiner Studie 269 Mobile Games (iOS und Android) mit mindestens 150.000 täglich aktiven Nutzern. Für die Datenerhebung nutzte das Unternehmen das Auditing-Tool Apptopia. Der dazu veröffentlichten Pressemitteilung lässt sich entnehmen, dass laut der Studie rund 94 Prozent der Handyspiele im europäischen Raum und rund 87 Prozent in Nordamerika personenbezogene Daten erheben, ohne die Einwilligung der Nutzerinnen einzuholen. Das stellt laut Usercentrics einen Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU und die Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation (ePrivacy) dar.

Damit würde man dem allgemeinen Trend in der Mobilfunkbranche entgegenlenken, wo man einen "zustimmungsbasierten Ansatz" bei der Datenerfassung anstrebe. Apple zum Beispiel hat im vergangenen Jahr sein App-Tracking-Transparenz-System (ATT) eingeführt, das den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten und ihre Privatsphäre gibt. In ähnlicher Weise entwickelt Google derzeit sein eigenes System.

Weniger Einnahmen

Die Studie äußert die Vermutung, dass die meisten Publisher und Entwickler von Handyspielen bisher primär aus Angst nicht auf zustimmungsbasierte Datenerhebung setzen, da sich dies negativ auf ihre Einnahmen auswirken könnte. Da Premiummarken und Werbenetzwerke jedoch zunehmend darauf bestehen, ausschließlich datenschutzkonforme Daten zu verwenden, müssen Games-Entwickler die Zustimmung der Nutzer in den Fokus stellen, um ihre Monetarisierungsstrategien für In-App-Advertising (IAA) zukunftssicher zu machen, so die Studie.

"Die Studie zeigt: Für die meisten Entwickler ist Profit immer noch wichtiger als Datenschutz. Und das trotz der hohen Bußgelder, die bei Nichteinhaltung der Datenschutzbestimmungen anfallen", sagt Valerio Sudrio, Global Director bei Usercentrics. Die Zustimmung der Nutzer sei allerdings von entscheidender Bedeutung für die Umsatzgenerierung, "da mittlerweile ein Großteil der Nutzer angibt, dass sie ein Spiel deinstallieren würden, wenn sie Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes hätten", sagt Sudrio. (red, 20.4.2023)