Privat ist sie Marika Reichhold, beruflich tritt sie als Frau Franzi auf. Sie führt ihre Gäste durchs Bergbaumuseum und hat nun ein neues Soloprogramm. Wir haben sie am Schneeberg besucht.

"Als ich das allererste Mal in Sri Lanka war, hieß das Land noch Ceylon. Auf einem Markt in Colombo habe ich damals diese Kobrahaut gekauft. Von anderen Reisen wiederum gibt es eine Anakonda, Vogelspinnen, Nashornkäfer, Schmetterlinge, einen ausgestopften Alligator aus Iquitos, als ich den gesamten Amazonas beschippert habe, von der Quelle bis ins Flussdelta, diverse Schnecken und Muscheln, aber auch ganz viele Masken, Musikinstrumente, Operationsbestecke der Inkas, mit denen die damals Kopfoperationen durchgeführt haben, und natürlich auch kleine, süße Voodoo-Pupperln aus Peru.

Marika Reichhold in ihrem früheren Kinderzimmer, das zum Dschungelzimmer geworden ist.
Foto: Lisi Specht

Die Reisen in den Siebziger- und Achtzigerjahren waren noch richtige Abenteuer! Mit dem heutigen Massentourismus ist das nicht vergleichbar. Insgesamt, denke ich, habe ich an die 200 Mitbringsel aus diversen Ländern dieser Welt. Wobei ich dazusagen muss: Der Kauf und die Ausfuhr von Lederhäuten, Tierpräparaten und diversen anderen animalischen Derivaten waren damals noch legal. Tourismus und ökologische Kollateralschäden standen noch nicht auf der Tagesordnung. Gut so, dass das alles mittlerweile verboten ist!

All diesen Souvenirs habe ich in meinem Haus einen eigenen Raum gegönnt – das Dschungelzimmer. Früher war das mein Kinderzimmer, heute ist es ein Kraftort, an den ich gehe, wenn ich etwas Exotik schnuppern, wenn ich den Kopf freikriegen oder wenn ich mich stärken möchte. Ich mag diesen Raum sehr, es ist ein Sehnsuchtsort, eine geballte Ladung globaler Energie. Heute nehme ich nix mehr mit von den Reisen, sondern versuche, meinen Beitrag zum Schutz zu leisten. Auf meiner letzten Reise nach Costa Rica habe ich 100 Quadratmeter Urwald gekauft. Mit Urkunde, bitte schön!

"Hier zu sein ist eine Mischung aus Wohnen und Schauspiel. Es ist ein Ort mit Geschichte, mit Shabby Chic, mit Vintagemöbeln, mit allerhand altem Klumpert", sagt Marika Reichhold über ihr Haus in Grünbach am Schneeberg.
Fotos: Lisi Specht

Jetzt fragen Sie sich sicher: Wer ist die Frau mit dem Putzkittel und dem Kopftuch? Warum schaut die so komisch aus? Und rennt die Marika Reichhold immer so eigenartig durchs Haus? Und die Antwort ist: Die Frau Franzi – Putzfrau, Checkerin und Hausmeisterin in Personalunion mit mir selbst – ist eine Kunstfigur, die ich vor 16 Jahren erfunden habe, als ich von meinen Eltern dieses Haus in Grünbach am Schneeberg geerbt habe. Denn ich habe nicht nur das Haus übernommen, in dem ich aufgewachsen bin, sondern auch das Bergbaumuseum, das mein Vater eingerichtet hat.

Das Bergbaumuseum widmet sich dem Grünbacher Steinkohlebergwerk, dem größten seiner Art in Österreich! 1965 wurde das Bergwerk geschlossen, die Schächte und Stollen wurden mit Wasser geflutet, die Öffnung wurde zubetoniert, der Ort ist Geschichte. Hier im Haus gab es in Bergbauzeiten noch ein Wirtshaus, nun ist das Haus als Museum zu besichtigen. Die Sammlung umfasst Werkzeuge, Instrumente, Tachografen, Signalanlagen und vieles, vieles mehr. Ich bin ein richtiger Bergbau-Freak! Und damit die ganze harte Kost für meine Gäste leichter konsumierbar ist, führt die Frau Franzi durchs Haus.

Im Garten wohnen Millionen Wühlmäuse und Maulwürfe – "ein Haufen Arbeit also", sagt Marika Reichhold.
Fotos: Lisi Specht

Die Frau Franzi, muss man wissen, liebt Shakespeare über alles, und im Sommer gibt es draußen im Garten – in Anspielung an das Globe Theatre in London sage ich Globerl dazu – immer wieder Shakespeare-Stücke, also Tragödien, die bei mir ein bissl zu Komödien werden. Ich hab auch eine Wohnung in der Südstadt bei Mödling, wo ich mit meinem Mann Christian wohne, aber wenn ich hier draußen in Grünbach bin, dann entwickle ich meist meine Soloprogramme, schreibe die Stücke und übe den ganzen Tag vor mich hin. Außerdem wohnen im Garten Millionen Wühlmäuse und Maulwürfe, derer ich Herr zu werden versuche. Ein Haufen Arbeit also!

Hier zu sein ist eine Mischung aus Wohnen und Schauspiel. Es ist ein Ort mit Geschichte, mit Shabby Chic, mit Vintagemöbeln, mit allerhand altem Klumpert, das ich ein bissl aufgemotzt habe, damit das Ganze nach was ausschaut. Nur mit dem Putzen habe ich’s nicht so. Die Frau Franzi, das Luder, ist einfach schlampert wie nur was, und überall liegt der Lurch im Eck." (PROTOKOLL: Wojciech Czaja, 24.4.2023)