Das war vor einem Jahr noch nahezu undenkbar: Erstmals seit 1949 ist die KPÖ wieder im Salzburger Landtag vertreten. Die über 11,0 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen bescherten der KPÖ vier Landtagssitze. Salzburg ist damit das zweite Bundesland neben der Steiermark mit Kommunisten im Landtag.

Dass die KPÖ mit der Listenbezeichnung KPÖ plus ausgerechnet im konservativen Land Salzburg reüssieren konnte, ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Kay-Michael Dankl. Gestützt und getragen von über 50 überwiegend jungen Aktivisten und Aktivistinnen hat der 34-jährige Historiker die Salzburger Politszene in den vergangenen Monaten nahezu im Alleingang aufgemischt.

Wohnen war das Kernthema der KPÖ im Wahlkampf.
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Streng nach Vorbild der Grazer Genossen und Genossinnen fokussierte er sich dabei auf das in Salzburg besonders drängende Thema Wohnungsnot. In unzähligen Beratungsstunden versuchte er – meist älteren – Menschen durch den Bürokratiedschungel zu helfen, notfalls half er auch mit eigenem Geld aus: Dankl sitzt seit 2019 für die KPÖ im Gemeinderat der Landeshauptstadt und hat bis dato rund 28.000 Euro seines Gemeinderatssalärs an Salzburger und Salzburgerinnen in Notsituationen weitergegeben. Auch hier das Vorbild: Graz.

Keine linksradikale Attitüde

Linksradikale Attitüden sind dem Historiker, der Teilzeit als Kulturvermittler im Salzburg-Museum arbeitet, fremd. Attacken politischer Mitbewerber pariert er schlagfertig, fallweise auch mit leichtem Spott: Wer ihn beispielsweise nach den Sympathien mancher Altlinker für Putins Russland fragt, bekommt zu hören, dass es bei manchen Nationalratsparteien, in der OMV oder dem Raiffeisen-Konzern sicher mehr Putin-Fans gebe als in der KPÖ.

Kay-Michael Dankl bei der Stimmabgabe am Sonntag.
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Dass Dankl, der mit seiner Lebensgefährtin im weniger noblen Stadtteil Lehen wohnt, nun im Landtag sitzt, mag für ihn auch eine persönliche Genugtuung sein. Ursprünglich hat sich der Sohn einer Ärztin und eines Tischlers, der im Pinzgau und aus familiären Gründen später in den USA aufgewachsen ist, bei den Grünen engagiert. Von 2015 bis 2017 war er Bundessprecher der Jungen Grünen, 2017 übernahm der die Grüne Bildungswerkstatt in Salzburg. Nach dem Ausschluss der Jungen Grünen aus der Bundespartei im Frühjahr 2017 wurde auch Dankl von der damaligen Landesparteispitze um Astrid Rössler aus der Partei entfernt. Die politisch Heimatlosen schlossen sich der KPÖ an, Dankl fuhr am Wahlsonntag in Salzburg die politische Ernte ein. (Thomas Neuhold, 23.4.2023)